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Nach Referendum Spanische Großbank verlässt Katalonien

Die mögliche Unabhängigkeit Kataloniens verunsichert die Unternehmen. Die spanische Großbank Banco Sabadell verlegt nun ihren Firmensitz aus der Region. Weitere große Unternehmen könnten folgen.
Sabadell-Zentrale in Barcelona

Sabadell-Zentrale in Barcelona

Foto: PIERRE-PHILIPPE MARCOU/ AFP

Im Zuge der Katalonien-Krise verlegt die spanische Großbank Banco Sabadell ihren Firmensitz weg aus der Region. Wie die viertgrößte spanische Bankengruppe am Abend nach einer Eilsitzung des Direktoriums mitteilte, wird sie von Barcelona nach Alicante umziehen.

Mit einer Bilanzsumme von 217 Milliarden Euro und konzernweit 26.000 Mitarbeitern ist die Banco Sabadell das größte Unternehmen, das Katalonien angesichts der Turbulenzen um die mögliche Abspaltung der Region von Spanien verlässt. In der Nacht zu Mittwoch hatte der Biotechnologiehersteller Oryzon Genomics seinen Umzug von Barcelona nach Madrid bekannt gegeben - und war dafür an der Börse mit Kurssprüngen belohnt worden.

Banco-Sabadell-Präsident Josep Oliu hatte den Auszug schon nach dem verfassungswidrigen, von Polizeigewalt geprägten Unabhängigkeitsreferendum angedeutet. Spanien erlebe eine "beunruhigende Situation", sagte der 68-Jährige. Rechtssicherheit und institutionelle Zuverlässigkeit seien unabdinglich. Um die Interessen der Kunden zu schützen, werde man im Notfall "genügend Maßnahmen" ergreifen. Ähnlich äußerte sich auch das Management der CaixaBank in einer internen Mail.

Weitere führende Unternehmen in der Region haben ähnliche Pläne:

  • Der Telekommunikationsbetreiber Eurona und Proclinic Expert, ein Anbieter für Zahnarztbedarf, verlagern ebenfalls ihren Firmensitz aus der Region. Sie siedeln nach Madrid beziehungsweise Saragossa über.
  • Die CaixaBank aus Barcelona erwägt laut der spanischen Zeitung "El Mundo" und der britischen "Financial Times" den Umzug ihres Firmensitzes nach Mallorca, sollte das katalanische Parlament Anfang kommender Woche die einseitige Unabhängigkeit erklären.
  • Der Versicherungskonzern Catalan Occidente überprüft spanischen Medienberichten zufolge einen Umzug. In einer Stellungnahme schrieb das Unternehmen: "Wie werden sehr aufmerksam alle Ereignisse verfolgen, und je nachdem wie sich das Geschehen entwickelt, werden wir flink die passenden Entscheidungen treffen, um die Interessen unserer Kunden, Mitarbeiter, Vertreter und Aktionäre zu schützen."

Nach SPIEGEL-Informationen prüft auch ein großer Investor aus Deutschland, seinen Spanien-Sitz im Ernstfall aus Katalonien herauszuverlegen. Die spanische Zentralregierung erwägt, die autonome Region nach einer Abspaltungserklärung unter Zwangsverwaltung zu stellen. Die Unternehmen fürchten Tumulte, Rechtsunsicherheit sowie im Falle einer Staatsgründung ein Dasein außerhalb der EU.

cmh