Spitalbesucher müssen ab sofort eine Maske tragen

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Neue Regel in GenfSpitalbesucher müssen ab sofort eine Maske tragen

Im Unispital Genf gilt wegen der Grippe seit Mittwoch eine Maskenpflicht. Deutschschweizer Spitäler hingegen setzen auf Freiwilligkeit.

Camille Kündig
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Camille Kündig
Weder im Zürcher Universitätsspital noch im Berner Inselspital gibt es ein Maskenobligatorium für alle Besucher.

Weder im Zürcher Universitätsspital noch im Berner Inselspital gibt es ein Maskenobligatorium für alle Besucher.

Keystone/Salvatore di Nolfi

Für die Besucher des Genfer Universitätsspitals gilt seit gestern: Schutzmaske auf! Die Institution hat die Familien und Freunde der Patienten als das grösste Problem in der von ihr geführten Influenza-Strategie identifiziert. Zweck der Massnahme ist es, die Patienten von einer externen Grippeninfektion zu schützen, wie die Zeitung «Tribune de Genève» schreibt.

Bis vor kurzem war für die Besucher eine Maske lediglich dringendst empfohlen, wenn sie während der Grippenzeit eine laufende Nase oder leichtes Fieber hatten. Von der neu geltenden Vorschrift sind nun auch kerngesunde Besucher betroffen.

«Grippe kann für geschwächte Menschen tödlich sein»

Didier Pittet, Leiter der Dienststelle Prävention und Bekämpfung von Infektionen, sagte zur Westschweizer Zeitung: «Nur 10 Prozent der Besucher kamen der vorherig herrschenden Regel nach. Dieses Jahr sagen wir deshalb nun klar und deutlich: Wenn die Nase läuft oder wenn man Fieber hat, soll man gar nicht erst ins Spital kommen. Und eine Schutzmaske zu tragen, ist in jedem Fall obligatorisch, für alle.»

Die Ausbreitung der Grippe stellt derzeit eigentlich keinen Grund zur Sorge dar. Influenza-Fälle treten nur sporadisch auf. Aber: «Bei uns haben momentan zehn Patienten die Grippe», so Pittet. Eine Frau sei im Spital angesteckt worden, entweder durch jemanden vom Pflegepersonal, einen anderen Patienten oder einen Besucher. «Für eine bereits geschwächte Person kann die Infektionskrankheit besonders problematisch sein und im schlimmsten Falle sogar tödlich enden.» Deshalb habe das Universitätsspital entschieden, zu handeln, bevor sich eine Epidemie ausbreite.

Impfung für Mitarbeitende empfohlen

In der Deutschschweiz hingegen zählt man eher auf die Freiwilligkeit der Besucher als auf ein Obligatorium. So gibt es im Zürcher Universitätsspital keine Maskenpflicht. «Wir setzen auf die Information der Besucher und haben damit gute Erfahrungen gemacht», sagt Sprecherin Katrin Hürlimann. Während der Grippesaison seien im Spital Spender mit Hinweisen aufgestellt. So werden Personen mit Erkältungssymptomen aufgefordert, eine Maske zu tragen und auf die Händehygiene zu achten. «Und allen unseren Mitarbeitenden wird es über eine interne Kampagne nahegelegt, sich gegen die Grippe impfen zu lassen.»

Ähnlich hält es das Luzerner Kantonsspital. «Bei uns werden die Besucher mittels Plakaten darauf aufmerksam gemacht, dass sie bei einer Erkältung eine Maske tragen müssen», sagt Marco Rossi, Chefarzt Infektiologie und Spitalhygiene.

«Wirksamkeit von Maskenpflicht wird unterschiedlich beurteilt»

Und auch im Inselspital in Bern werden lediglich Besucher mit Grippe-Symptomen aufgefordert, eine Maske anzuziehen. «Denn dann ist die Ansteckungsgefahr am grössten», sagt Sprecherin Monika Kugemann. Ausserdem werde die Grippeimpfung für Mitarbeitende aktiv gefördert und: «In vielen Abteilungen ist es für nichtgeimpfte Mitarbeitende Pflicht, eine Maske zu tragen.»

Im Kantonsspital St. Gallen gibt es ebenfalls kein Maskenobligatorium. «Und es ist auch keine solche Massnahme geplant», sagt Sprecher Philipp Lutz. Der Grund: Die Wirksamkeit von einer Maskenpflicht werde von Fachkreisen unterschiedlich beurteilt.

«Eigentlich nur anständig, eine Maske zu tragen»

Schade findet das Immunologe Beda Stadler. Eine Maskenpflicht für alle Besucher würde auch in gewissen Spitäler der Deutschschweiz Sinn machen, sagt er. «Auch gesunde Menschen sind eine Gefahr für gefährdete hospitalisierte Personen.» Sie könnten Keime in sich tragen, ohne krank zu sein. Deshalb sei es «eigentlich nur anständig», wenn man eine Maske trage.

Es komme aber darauf an, wie ein Spital aufgebaut sei, so Stadler. Eine Maskenpflicht mache nur dort Sinn, wo sich Besucher in der Nähe von gefährdeten Patienten aufhielten. «Neben der Physiotherapie-Abteilung eines Spitals ist das weniger ein Thema.»

«Das Tragen einer Maske muss von den Leuten akzeptiert werden»

Für das Bundesamt für Gesundheit ist generell jede Massnahme, die der Ausbreitung der Grippe entgegenwirkt, sinnvoll. Eine konkrete Empfehlung in Bezug auf eine Maskenpflicht werde aber nicht abgegeben, sagt Daniel Koch, Leiter der Abteilung Übertragbare Krankheiten.

Das Tragen einer Maske müsse von den Leuten akzeptiert werden, so Koch. «In der Schweiz sind wir diesbezüglich noch nicht so weit wie in Asien. Man muss nun schauen, wie sich das entwickelt.»

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