Die Katar-Connection des Islamischen Zentralrats

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Gelder aus dubioser QuelleDie Katar-Connection des Islamischen Zentralrats

Schweizer Islamisten sollen von einer Organisation Geld erhalten, die im Verdacht steht, Terrorismus zu fördern. Laut einem Bericht bestehen auch enge personelle Verbindungen.

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IZRS-Sprecher Abdel Azziz Qaasim Illi (r.) und Präsident Nicolas Blancho (Mitte) sprechen mit einer weiteren Person an der Veranstaltung «Islam Salam – United in Peace» in Kehrsatz BE. (30. April 2016)

IZRS-Sprecher Abdel Azziz Qaasim Illi (r.) und Präsident Nicolas Blancho (Mitte) sprechen mit einer weiteren Person an der Veranstaltung «Islam Salam – United in Peace» in Kehrsatz BE. (30. April 2016)

Keystone/Peter Schneider

Zwischen dem Islamischen Zentralrat Schweiz (IZRS) und der katarischen Wohltätigkeitsorganisation Eid Al Thani Charity bestünden enge Verbindungen, schreibt die «NZZ am Sonntag».

Das US-Finanzministerium verdächtige die Hilfsorganisation, Terrorgruppen zu unterstützen. Einem Mitbegründer wirft die US-Behörde laut dem Bericht vor, im Jahr 2013 mehr als 600'000 Franken an die al-Qaida und deren syrische Ableger bezahlt zu haben.

Stiftungschef in Schweizer Vereinen

Auch die US-Nichtregierungsorganisation «Konsortium gegen Terrorfinanzierung» schrieb über die Verbindungen zwischen der Wohltätigkeitsorganisation und terroristischen Gruppen. Das israelische Verteidigungsministerium hat die Charity laut dem Bericht der «NZZ am Sonntag» schon 2008 verboten. Sie soll die palästinensische Terrorgruppierung Hamas unterstützt haben. Die Eid Al Thani Charity bestreitet all diese Vorwürfe allerdings.

Ihr Chef, der Katarer Ali Al Suwaidi, ist zugleich auch an der Spitze zweier islamischer Vereinigungen in der Schweiz. So amtiert er als Präsident der «Internationalen Vereinigung islamischer Prediger» und als Vizepräsident des «Forums islamischer Denker». Beide sind laut den Recherchen der «NZZ am Sonntag» an derselben Adresse domiziliert wie der IZRS. Die Kassierin beider Vereinigungen sei die Generalsekretärin des IZRS.

Dank für Hilfe aus Katar

Hinweise auf eine finanzielle Unterstützung des Islamischen Zentralrats in der Schweiz aus Katar liefert der IZRS gemäss dem Bericht selbst. So habe sich dessen Präsident Nicolas Blancho auf einem Youtube-Video ausdrücklich für die Unterstützung aus dem Golfstaat bedankt. IZRS-Sprecher Qaasim Illi habe zunächst Zahlungen bestätigt, diese dann aber dementiert.

Der Soziologe und Religionswissenschaftler Johannes Saal sagte der «NZZ am Sonntag»: «Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass über Schwesterorganisationen des IZRS Gelder aus den Golfstaaten und aus Saudiarabien akquiriert werden.» Der IZRS deute das ja auch immer wieder an.

Islamist darf nicht ausgeschafft werden

Das Bundesgericht stoppt die Ausschaffung des Irakers Ali J. Der 24-Jährige hat vom Nachrichtendienst des Bundes den Übernamen «Apotheker» erhalten, weil er in Basel zwei Semester Pharmazie studiert hat. Er wird als Gefahr für die Sicherheit der Schweiz eingestuft, weil er sich im Krisengebiet Syrien und Irak aufgehalten hat und einer Terror-Organisation angehören soll.

Gemäss einem Bericht der «Schweiz am Sonntag» gewichtet das Bundesgericht jedoch die Gefährdung höher, die Ali J. im Fall einer Ausschaffung persönlich droht. Er sei im Irak von Folter bedroht. Vor wenigen Wochen hatten die Migrationsbehörden diese Gefahr verneint. Inzwischen korrigierten sie ihre Einschätzung, da sich die Situation verändert habe. Aufgrund der Medienberichterstattung in der Schweiz, in der «Apotheker» als potenzieller Jihadist und Terrorist bezeichnet wurde, sei er für die irakischen Behörden identifizierbar.

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