80 Mitarbeiter sind vom Aus des Berliner Traditionsunternehmens betroffen. Fahrgäste können auf eine Auszahlung von Guthaben hoffen.

Das Aus kommt früher als gedacht: Die blau-weißen Fahrzeuge des Fernbusanbieters BerlinLinienBus (BLB) werden nur noch bis 31. Oktober fahren. Zunächst hatte es geheißen, das Berliner Traditionsunternehmen werde erst Ende des Jahres seinen Betrieb einstellen.

Deutsche Bahn zieht sich zurück

Hintergrund ist der weitgehende Rückzug des Eigentümers der BLB, der Deutschen Bahn, aus dem umkämpften Fernbusmarkt. Erst Mitte September hatte der für Verkehr zuständige Bahn-Vorstand Berthold Huber angekündigt, dass die – deutlich reduzierten – Aktivitäten des Unternehmens künftig unter der Mark IC-Bus zusammengefasst werden sollen. „Ende 2016 endet der Betrieb unter der Marke BLB“, hieß es damals.

Keine Fahrten mehr im November und Dezember

Doch wer jetzt schnell noch im Dezember etwa eine Busfahrt von Berlin zum Dresdner Striezelmarkt buchen will, wird enttäuscht. Für diese Verbindung gibt es keine Fahrten mehr, steht es auf der Internetseite. Auf Nachfrage teilte der Kundendienst des Fernbusanbieters mit, dass nur noch Fahrten bis zum 31. Oktober planmäßig durchgeführt werden. „Für den November und Dezember können wir leider keine Fahrten mehr anbieten“, so der Mitarbeiter. Ein Bahnsprecher bestätigte am Montag der Berliner Morgenpost, dass für letzten beiden Monate des Jahres keine Tickets mehr verkauft werden.

80 Mitarbeiter betroffen

Vom der Betriebseinstellung sind rund 80 BLB-Mitarbeiter betroffen. Ihre Zukunft ist offen. In Gesprächen werden ihnen „individuelle Perspektiven“ angeboten heißt es auf Nachfrage. Weil BerlinLinienBus keine eigenen Busse hat, sondern Fahrzeuge von Subunternehmen einsetzt, sind die Busfahrer vom BLB-Aus zumindest nicht unmittelbar betroffen.

Guthaben soll ausgezahlt werden

Wer als Kunde des Fernbusanbieters noch über einen Gutschein verfügt, kann diesen noch bis Ende des Monats aufbrauchen oder sich das Guthaben auszahlen lassen, teilte BLB weiter mit. Notwendig dafür ist die Angabe des Gutscheincodes sowie einer Kontoverbindung. Darauf werde auch ein mögliches Restguthaben überwiesen.

Unternehmen mit viel Tradition

Das Unternehmen BerlinLinienBus war 1947 im Westteil Berlins gegründet worden. Nach dem Mauerbau verbanden die Busse die geteilte Stadt mit dem Bundesgebiet – anfangs mit zwölf Zielorten. Nach der Liberalisierung des Fernbusmarktes 2013 baute BerlinLinienBus sein Angebot erheblich aus. Zuletzt wurden auf 40 nationalen und 25 internationalen Linien bis zu 290 Zielorte in ganz Europa angefahren. Noch im Oktober 2015 wurde das Angebot erneut aufgestockt. BerlinLinienBus konnte seinen Anteil am deutschen Fernbusmarkt von neun auf 14 Prozent erhöhen.

Hohe Verluste

Finanziell allerdings zahlte sich das Engagement nicht aus. Der Eigentümer, die Deutsche Bahn, schrieb in dem Bereich tiefrote Zahlen. Wie aus dem Umfeld des Aufsichtsrats verlautete, machte sie mit ihren beiden Marken zuletzt weniger als 30 Millionen Euro Umsatz pro Jahr, aber rund 15 Millionen Euro Verlust. Als Grund werden die geringen Ticketpreise angesehen, die keine Gewinne für die unternehmen zu lassen. So kosten etwa Fahrten von Berlin nach Dresden im günstigsten Fall gerade mal sechs Euro, nach Hamburg kann von der Hauptstadt aus für neun Euro gefahren werden. Bahntickets sind dazu im Vergleich um ein Vielfaches teurer. In den vergangenen Monaten haben bereits mehrere Anbieter aufgegeben, darunter auch finanzkräftige Unternehmen wie die Deutsche Post („Postbus“).

IC-Bus soll Linien übernehmen

Die Deutsche Bahn will künftig Busse nur noch unter der Marke IC-Bus fahren lassen, der mit den Bahn-Angeboten auf der Schienen nicht konkurrieren, sondern nur ergänzen soll. „Wir kombinieren das hinsichtlich der Netzdichte und Reisegeschwindigkeit unschlagbare Schienenfernverkehrsnetz mit den Vorteilen des flexibel einsetzbaren Fernbusses und bringen damit Schienen- und Busfernverkehrsmarkt näher zusammen. Die getrennte Betrachtung dieser Märkte macht für uns wenig Sinn, da sie die tatsächlichen Kundenbedürfnisse außer Acht lässt“, sagte Bahnvorstand Huber. Er kündigte weiter an, dass das Liniennetz des IC Bus sukzessive durch geeignete BLB-Linien ergänzt werden. Vor allem touristische Linien und grenzüberschreitende Korridore sollen ab nächsten Jahr in das IC Bus-Netz aufgenommen werden. Als Beispiele genannt wurden die Verbindungen Berlin–Usedom, Hamburg–Bremen–Amsterdam und Berlin–Hamburg–Kopenhagen. Experten befürchten dennoch, dass das Unternehmen Flixbus als einzig nennenswerter Anbieter im Fernbusmarkt übrig bleibt. Das könnte schon bald eine spürbare Erhöhung der Ticketpreise zur Folge haben.