Der Internetdienstleister Yahoo hat offenbar eingehende E-Mails aller Kunden durchsucht. Yahoo handelte Insidern zufolge im Auftrag der amerikanischen Geheimdienste. Das sagten drei mit der Sache vertraute  Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Demnach hat der Internetkonzern ein Programm geschrieben, mit dem Hunderte Millionen E-Mails von Kunden nach bestimmten Zeichenketten durchsucht wurden.

Welche Daten Yahoo an die Geheimdienste weitergeleitet haben soll, sei unklar. Zudem ist nicht bekannt, ob sich auch andere Internetkonzerne einer solchen Anordnung der Geheimdienste gebeugt haben. Den zwei ehemaligen Mitarbeitern und einer mit dem Vorgang vertrauten Person zufolge kam die Anordnung entweder von dem Nachrichtendienst NSA oder der Bundespolizei FBI. Die NSA stellt oft derartige Anträge über das FBI, was die genaue Zuordnung zu einem Dienst erschwert.

Experten zufolge ist es der erste bekannte Fall, in dem ein US-Konzern der Forderung nach einer kompletten Überwachung des gesamten eingehenden Mailverkehrs nachgegeben hat, schreibt Reuters.

Yahoo erklärte auf Anfrage lediglich, man halte sich an die Gesetze der USA. Die NSA verwies auf das Büro des Direktors der US-Geheimdienste, das eine Stellungnahme ablehnte. Auch Vertreter der E-Mail-Provider Google und Microsoft lehnten Stellungnahmen ab.

Der Internetkonzern Yahoo hatte bereits mit einem Hackerskandal für Aufsehen gesorgt. Hacker haben in der Datenbank von Yahoo Informationen zu 500 Millionen Kunden gestohlen. Nach Konzernangaben wurden dabei Namen, E-Mail-Adressen, Telefonnummern, Geburtsdaten und verschlüsselte Passwörter von den Hackern erbeutet. Kreditkarteninformationen oder Angaben zu Bankverbindungen seien nicht gestohlen worden. Auch Passwörter im Klartext sollen von dem Hack nicht betroffen sein, teilte das Unternehmen mit.

Bei den Verhandlungen zur Übernahme von Yahoo durch Verizon verheimlichte Yahoo den Angriff. "In den vergangenen zwei Tagen", so Verizon-Sprecher Bob Varettoni damals per Twitter, "sind wir über Yahoos Sicherheitszwischenfall informiert worden". Man habe nur "begrenzte Informationen und Überblick über die Tragweite."