Sexistisch und arrogant

Schon wieder ein fast 30-minütiger Monolog? Korrekt! Erneut bespreche ich Kommentare, die ich unter meinen Videos gefunden habe und reiße dabei verschiedene Themen an, wie z.B. Anonymität, In-Group/Out-Group-Dynamiken und meinen persönlichen Argumentationsstil. Viel Spaß!

2 Gedanken zu “Sexistisch und arrogant

  1. Bezüglich den nicht konstruktiven Kommentaren, dass du arrogant wirkst, hier ein Versuch zu beschreiben, was gemeint ist, auf eine Art, die vielleicht hilfreich für dich ist bzw. wie/was du daran ändern könntest.
    Die Beschuldigung, dass du arrogant und rechthaberisch auf die Zuschauer, speziell in deinem #Frauenhass-video, wirkst, liegt nicht an deiner „aktiven“, „direkten“ Art, wie du es in diesem Video beschreibst. Meiner Ansicht nach (und persönlich empfinde ich dich auch als extrem herablassend und unsympathisch, was nicht heißen soll, dass Suzie Grimes oder wie sie heißt einen sympathischeren Eindruck auf mich macht) liegt es viel mehr daran, wie das ganze Video aufgebaut ist, denn dies und deine Argumentationsweise sind keineswegs neutral. Du ziehst ein Video von Suzie Grimes heran, der mit populistischen Begriffen und Gefühlen gefüllt ist, und zerlegst es dann auf „wissenschaftliche“ Weise. Jedoch eine Einblendung einer dicken, alten Frau bei dem Wort Feminismus und die Verlangsamung von Suzies Stimme, sowohl wie die ganze Anfangssequenz haben keinen rationalen, wissenschaftlichen Wert, als vielmehr die Absicht Suzie als hohle, dumme, feministische Kifferin darzustellen und sie mit deinem intellektuellen, belehrenden Wortschatz und Ton im Diskussionsthema zu „besiegen“. Denn darum geht es dir oder? Wie du selbst sagst, führst du Diskussionen um sie mit „besseren Argumenten zu gewinnen und nicht mit der Absicht, verschiedene Standpunkte oder Perspektiven aufzuzeigen und zu sehen und (im besten Falle), auf einen Schluß zu kommen, der für beide Seiten neu und lehrreich sind. Zumindest wäre es mir entgangen, dass dir das wichtig wäre.
    Es ist schon sehr bald im Video klar, dass dir eine intellektuelle Argumentation und wissenschaftliche Art wichtig sind, jedoch ist auch klar, dass du dich damit sehr schmückst, dass du fähig bist dich besser zu artikulieren, als die von dir herangezogenen Videos und genau das lässt dich arrogant, elitär und unglaublich unsympathisch wirken, bis zu dem Punkt, dass es schwer fällt dem Inhalt zu folgen, der gar nicht falsch sein mag.
    Ich finde es auch sehr interessant, dass du immer Videos heranziehst, die nicht auf eine intellektuelle, wissenschaftliche Art gemacht werden, um sie genau wegen diesen Mangel zu kritisieren, anstatt gleich wissenschaftliche Arbeiten oder Thesen zu nehmen und sich mit diesen auseinanderzusetzen. Würdest du das machen, würde auch nicht gleich der Anschein erweckt werden, dass du einfach nur (um es ganz flapsig auszudrücken) zeigen willst, wieviel geiler du bist, weil du so schlau redest und deshalb natürlich recht hast und besser bist.
    Da du dich anscheinend sehr damit beschäftigst feministische Meinungen und Thesen zu widerlegen (warum eigentlich? Um den Feminismus zu bekämpfen und ihn als unnötig darzustellen? Eine ernstgemeinte Frage) würde ich dir diesbezüglich das Buch „men explain things to me“ von Rebecca Solnit empfehlen, falls du es noch nicht kennst, welches auch zum Begriff „mensplaining“ maßgeblich begetragen hat.
    Eine Auseinandersetzung mit diesem Buch oder andere tiefgreiferende feministische Theorien würde mich persönlich viel mehr interessieren und wären vielleicht auch fruchtbarer, als auf ein emotionsgeladenes, simplifiziertes Videos zu reagieren und deinen Standpunkt (und auch deine Überlegenheit) klar zu machen, im Deckmantel des Intellekts.

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  2. Ja, besten Dank für Deinen Beitrag!

    Ich denke, Du begehst hier einen strategischen Fehler. Soweit ich es verstanden habe, hast Du es mit zwei Arten von Kritik zu tun:

    a) Einwände ad hominem. Du siehst diesen Punkt sehr klar – aber die Tatsache, daß Du Dich etliche Minuten damit auseinandersetzt (ab 11:20 min, auch schon ab 05:47 min), untergräbt Deine eigene Position. Dialektisch ist es nun mal so, daß schlechte Einwände dadurch aufgewertet werden, daß intelligente Leute sich breit und ausführlich mit Ihnen befassen. Argumentativ ist es leider auch so, daß je umfangreicher man Einwände entkräftet, desto mehr Material produziert man, das entweder mißverstanden werden kann oder das als Anlaß zu weiteren Einwänden verwendet werden kann. Dadurch entstehen dann leicht Debatten, die vom Hundersten ins Tausendste abgleiten und bei denen sich der Eindruck verstärkt, daß Deine Position dutzenden von Einwänden ausgesetzt ist (wogegen sich die meisten dieser Einwände aber auf unwesentliche Details beziehen, die überhaupt erst bei Deinen weiteren Ausführungen ins Spiel gekommen sind).

    Aus diesen Gründen müßte man genau überlegen, wie man taktisch mit Einwänden ad hominem umgeht: entweder kurz abhandeln und dann auf sich beruhen lassen – oder schlicht ignorieren und stattdessen den Kontrahenten auf einer persönlichen Ebene beeindrucken – letztlich also demonstrieren: ich bin zwar ein Arsch, aber ich bin stärker als Du – deal with it.

    b) Einwände, die sich an der Art und Weise Deiner Auseinandersetzung stören – genauer: die eine sachliche, vernünftige, argumentative Auseinandersetzung ablehnen. Allgemein, wir leben in einem post-realistischen Zeitalter: Fakten sind out, Rationalität ist out, Argumentation ist out.

    (Nebenbei: Das hat übrigens zur Folge, daß viele Leute gar nicht bemerken, welcher Sprengstoff in flapsigen Sprüchen wie „… der ist so scharf, ich könnte eure Vorhäute damit abschneiden“ steckt. Was zählt, sind coole Gesten, coole Sprüche – Inhalt uninteressant. Diversity officer Bahar Mustafa z. B. rechtfertigte ihre „Kill all white men“-Tweets als „ways that many people in the queer feminist community express ourselves”. Ich denke, das ist noch nicht einmal eine Schutzbehauptung – es zeigt einfach, wie weit sich die Menschen von Inhalten und entsprechenden Konsequenzen entfernt haben: es zählt allein self-expression und feeling („Konsum ist echt schlimm – aber nichts ist so geil wie Shoppen“, „Feminismus ist total wichtig – aber nichts geht über ein sexy outfit, wenn frau das Wochenende durchtanzt“ usw.). Anything goes, solange es nur cool ist und irgendwie im Trend liegt …)

    Wie auch immer, Kritik unter Berufung auf Fakten, auf Rationalität, auf Argumente wird von vielen Menschen als anstößig empfunden, als verderblich – vor allem als persönlicher Angriff, der Beschützer-Impulse wachruft: Deine Argumente sind schon deshalb schlecht, weil Du damit unschuldige Menschen angreifst, die vor Leuten wie Dir beschützt werden müssen! Wenn Du schon unbedingt labern mußt, dann bitteschön als Aktivist – oder wenigstens als Therapeut!

    So, wie kann man taktisch gegen solche Einwände vorgehen? Indem man argumentiert pro Fakten, Rationalität, Argumentation? Indem man Gefühl zeigt und „virtue signalling“ betreibt? Indem man therpeutisch auf die anderen eingeht und dabei Fakten und Rationalität hineinschmuggelt? Keine Ahnung. Vermutlich geht auch dies nur auf der persönlichen Ebene: indem Du Deinem Kontrahenten demonstriest, was für ein smarter, angesagter Typ Du bist, und wie sexy es bei anderen rüberkommt, wenn Du Fakten, Rationalität, Argumentation aus dem Ärmel Deines Marken-Shirts schüttelst.

    Langer Rede kurzer Sinn: Wie auch immer man mit Kritik vom Typ a) oder b) umgeht – ich denke, es ist wenig aussichtsreich, einfach dagegen anzuargumentieren. Diese Einwände sind radikal: sie bestreiten eine zentrale Voraussetzung Deines ganzes Vorhabens – daß nämlich jede Auseinandersetzung mit Fakten, Rationalität und Argumentation operieren muß. Du kannst entweder diese Voraussetzung kurz bekräftigen und dann in Deinem Programm fortfahren – oder Du kannst ebenso radikal reagieren und diese Voraussetzung links liegen lassen. Doch argumentativ auf Kritik vom Typ a) oder b) einzugehen, wird nicht viel bewirken.

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