Kinder müssen Deutsch können, sonst droht Busse

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SprachdefiziteKinder müssen Deutsch können, sonst droht Busse

Die FDP möchte Eltern in die Pflicht nehmen, dass sie ihre Kinder vor dem Kindergarten in die Sprachförderung schicken. Wer das nicht tut, soll gebüsst werden.

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Die Aargauer FDP möchte Sprachdefizite so früh wie möglich bekämpfen. (Symbolbild: Jockel Finck / Keystone)

Die Aargauer FDP möchte Sprachdefizite so früh wie möglich bekämpfen. (Symbolbild: Jockel Finck / Keystone)

Die FDP Aargau fordert in einer Motion eine gesetzliche Grundlage, die Eltern zwingt, sicherzustellen, dass «ihre Kinder bei Kindergarteneintritt über ausreichende Deutschkenntnisse verfügen». Mit dieser Forderung wollen die Freisinnigen gemäss «Schweiz am Sonntag» Sprachdefizite so früh wie möglich bekämpfen. Dies betrifft vor allem Kinder, deren Muttersprache nicht Deutsch ist.

«Unser Ziel sind gleiche Startchancen für alle. Studien zeigen, dass Kinder bessere Leistungen erbringen, wenn sie früh Deutsch lernen», sagt FDP-Grossrat Adrian Meier zur Zeitung. Die Eltern müssten dabei in die Pflicht genommen werden. «Wer nicht mitmacht, wird gebüsst.»

Busse bis zu 1000 Franken

Der Kanton Basel-Stadt hat bereits eine ähnliche Regelung. Seit 2013 gilt dort: Kinder, die eineinhalb Jahre vor Kindergarteneintritt kaum oder kein Deutsch sprechen, müssen in eine Betreuungseinrichtung. Dies mindestens zwei halbe Tage pro Woche.

Falls die Eltern dieser Regelung nicht nachkommen, können sie gemäss Schulgesetz mit einer Ordnungsbusse von bis zu 1000 Franken bestraft werden.

Bisher keine Busse

In Basel-Stadt habe man bisher positive Erfahrungen gemacht, sagt Susann Täschler, Fachbeauftragte Frühe Deutschförderung: «Die Sprachförderung wird von den meisten Eltern sehr gut aufgenommen. Mir ist kein Fall bekannt, bei dem eine Busse nötig war.» Gemäss Täschler rühre die hohe Akzeptant daher, dass der Kanton zwei halbe Tage pro Woche kostenlos anbietet.

Eine Basler Studie hat den Bedarf nach einer solchen Förderung untersucht. Sie kommt zum Schluss, dass vier von fünf Kindern mit einer anderen Muttersprache als Deutsch eine Sprachförderung nötig haben. Weiter zeigt die Untersuchung: Je früher die Kinder gefördert werden, desto besser sind die Ergebnisse.

Politiker begeistert

Die FDP-Motion kommt auch bei Mitgliedern anderer Parteien gut an. So heisst es etwa, dass die Idee grundsätzlich gut sei. In Bezug auf die Umsetzung sind die Meinungen aber geteilt. Ein Problem ist die Finanzierung. Im Motionstext der Aargauer FDP heisst es nämlich: «Die Rahmenbedingungen sind so auszugestalten, dass keinerlei weitere finanzielle Ressourcen benötigt werden.»

Adrian Meier, FDP, ist sich bewusst, dass ein Teil der Eltern die finanziellen Mittel gar nicht aufbringen kann. Trotzdem brauche es gemäss ihm keine zusätzlichen Ausgaben: «Die benötigten Gelder sind vorhanden, etwa im Budget für ‹Deutsch als Zweitsprache›.» Rund 40 Millionen Franken sind derzeit für die sprachliche Förderung während der Volksschulzeit vorhanden.

«Nichts ist gratis»

Zur Finanzierungsfrage, sagt Grüne-Politikerin Eva Eliassen zur «Schweiz am Sonntag»: «Nichts ist gratis.» Zur FDP-Motion sagt sie: «Typisch FDP: Gute Idee, aber sie darf nichts kosten.» In Zeiten des Sparens sei es illusorisch zu glauben, dass das Projekt ohne zusätzliche Gelder funktionieren kann.

SP-Grossrätin Kathrin Scholl vertritt die Meinung, dass Eltern finanziell unterstützt werden müssen, falls die Sprachförderung obligatorisch werde: «Woher das Geld dafür kommen soll, ist mir ein Rätsel.»

Bussen ja oder nein?

Nicht nur die Finanzierungsfrage teilt die Meinungen, sondern auch die Bussen. Beispielsweise hält Scholl die Bussen für «den einzig möglichen Weg». Martin Steinacher von der CVP sagt hingegen: «Bussen sind nicht der richtige Weg.» Er spricht sich auch gegen ein Obligatorium aus.

Wie hoch – wenn überhaupt – die Bussen im Kanton Aargau ausfallen sollen, ist noch unklar. «Die Höhe der Bussen müsste im Grossen Rat ausdiskutiert werden», sagt Adrian Meier. Die Motion liegt nun beim Regierungsrat.

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