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Instandsetzung Damit die Brücke weiter trägt

Rund fünf Millionen Euro wird in die statische Sicherung der Anna-Ebert-Brücke in Magdeburg investiert.

Von Michaela Schröder 01.08.2016, 01:01

Magdeburg l Das 3. und 4. westliche Gewölbe der Anna-Ebert-Brücke sowie die drei angrenzenden Pfeiler werden bis Jahresende instand gesetzt. In den Gewölben gibt es Risse in allen Richtungen und in den unterschiedlichsten Größen. Offenkundig ist die Schwäche des Übergangs zwischen den aus Ziegelsteinen gemauerten Gewölbebögen und den aus Natursteinen hergestellten Rändern der Gewölbebögen.

Geplant sind für die fünfmonatige Bauzeit an den Gewölben und Unterbauten die Reinigung der Oberfläche, eine Fugenerneuerung sowie der partielle Austausch schadhafter Stellen. Zunächst werden jedoch tieferliegende Hohlräume in den Pfeilern und Gewölben mit Zement aufgefüllt. Die zudem notwendige Erneuerung der schadhaften Sockel zieht den Austausch von Masten mit der daran befindlichen Straßenbeleuchtungs- und Fahrleitungsanlage nach sich.

„Darüber hinaus werden die längsgerissenen Gewölbe stabilisiert“, berichtet Haiko Schepel vom Magdeburger Tiefbauamt. Hierzu werden Stahlanker horizontal durch die Brücke getrieben und mit Zementmörtel verpresst.

Im Laufe der Woche werden neben den Brückenpfeilern jetzt auch die Gewölbe eingerüstet. In Handarbeit wird dann loser Mörtel beseitigt und die Pfeiler neu verfugt. Wobei von Fall zu Fall entschieden werden muss, wo Steine ersetzt oder ausgebessert werden müssen, berichtet Haiko Schepel.

Da für die Arbeiten auch ein Turmdrehkran zum Einsatz kommt, der Baumaterial über die Brücke hebt, wird im Bereich des dritten Gewölbes der Gehweg und die Straße mit einem sogenannten Schutztunnel überspannt.

Für den Tunnelbau und den Austausch der ersten zwei Masten wird zwischen dem 5. bis 17. September die Anna-Ebert-Brücke nachts und an den Wochenenden gesperrt. Die Verkehrseinschränkungen betreffen neben den Autofahrern auch die Straßenbahnen. Eine weitere Sperrung ist für Mitte Oktober geplant, kündigt Haiko Schepel an. Anfang November wird es eine dritte Sperrung geben.

Eine Herausforderung für die Notsanierung der Brücke ergibt sich aus deren Lage im Fluss und in einem besonders schützenswerten Lebensraum – dem sogenannten FFH-Gebiet. Die Genehmigungen wurden erteilt, so Schepel. Die Arbeiten erfolgen in enger Abstimmung mit der ökologischen Baubegleitung. Die erste Bauphase soll voraussichtlich bis zum 16. Dezember 2016 dauern. Voraussichtlich von März bis Dezember 2017 werden dann die verbleibenden und zum Teil im Flussbett der Alten Elbe befindlichen neun Gewölbe mit deren Pfeilern sowie die Widerlager instand gesetzt.

Die Baustelle wird übrigens videoüberwacht zum Schutz vor Diebstählen.

Bei den bisherigen Arbeiten wurden Überreste der ursprünglichen Brückenbrüstung in der Alten Elbe gefunden. In den 1970er Jahren wurde die Brüstung u. a. aus statischen Gründen durch das gegenwärtig vorhandene Stahlgeländer ersetzt. „Dabei wurde die Brüstung jedoch vom Bauwerk gestoßen und nicht entsorgt“, berichtet der Mitarbeiter des Tiefbauamtes. Was letztlich mit dem Fund passiert, entscheidet der Denkmalschutz.

Auch nach der statischen Sicherung der Brücke wird an den Geschwindigkeitsbeschränkungen für Straßenbahn und Kfz festgehalten. „Da es sich nur um Sicherungs- und nicht um Ertüchtigungsleistungen handelt“, erklärt Schepel. Eine Freigabe der Brücke für den Schwerverkehr über 7,5 Tonnen wird es auch nach einer Komplettsanierung nicht mehr geben.

2015 stellten Prüfingenieure der Anna-Ebert-Brücke ein schlechtes Zeugnis aus – haarscharf vor Sperrung. Wenn Prüfer eine Brücke mit „ungenügend“ bewerten, besteht akuter Handlungsbedarf.

Die etwa 200 Meter lange und 11,5 Meter breite elfbogige Gewölbebrücke kann derzeit nur mit einer erheblich eingeschränkten verkehrlichen Nutzung und mit Sondermaßnahmen – unter anderem einer permanenten Überwachung, dem sogenannten Brückenmonitoring – weiter in Betrieb bleiben. Ohne Reparatur droht die Sperrung der Anna-Ebert-Brücke

Jetzt investiert die Stadt rund fünf Millionen Euro - das Geld stammt aus dem Fluthilfefonds des Bundes - in die Notsanierung des Bauwerks, damit die Brücke bis zur Fertigstellung des neuen Strombrückenzuges genutzt werden kann.