Zum Inhalt springen

Technik unterm Weihnachtsbaum "Es gibt natürlich auch Männer, die kaufen ihrer Frau ein Bügeleisen"

Vom neuen Handy bis zur Selfie-Drohne: Viele Deutsche wünschen und schenken sich zu Weihnachten Technik. Das ist schwerer als gedacht: Beobachtungen aus dem Weihnachtsendspurt.
Einkaufspassage in Berlin

Einkaufspassage in Berlin

Foto: Sean Gallup/ Getty Images

Ein älteres Ehepaar hebt prüfend eine Drohne in die Luft und dreht etwas ratlos an den stillen Rotoren. Nahe dem Ausgang schimpft eine Frau mit ihrem Partner, er soll doch jetzt das teure Samsung-Handy weglegen. Das letzte ist ihm offenbar geklaut worden. Neben dem Wasserspender mit den Einmalbechern sitzt erschöpft eine Familie mit Kinderwagen.

Es ist ein normaler Wochentag kurz vor Weihnachten und die Deutschen sind auf der Suche nach Geschenken - auch hier, im Saturn-Elektromarkt an der Hamburger Einkaufsmeile Mönckebergstraße. 30.000 Menschen kommen jeden Tag im Schnitt, erzählt Geschäftsführer Julian Norberg. Vor den Feiertagen dürften es ein paar mehr sein.

Unterhaltungselektronik, Computer, Smartphones und andere Gadgets zählen laut einer Befragung aus dem Oktober  zu den beliebtesten Weihnachtsgeschenken und -wünschen der Deutschen.

"Preislich ist das meine Schmerzgrenze"

Auch Simone Reimann hat sich ins Weihnachtsgetümmel gestürzt und steht nun vor einem Fernseher, der über eine Hintergrundbeleuchtung den Bildschirm auf die Wand erweitern soll - Ambilight heißt das, sagt Reimann. "Das gefällt mir sehr gut, das schafft Atmosphäre."

Simone Reimann und ihr Sohn

Simone Reimann und ihr Sohn

Foto: SPIEGEL ONLINE

Reimanns Sohn steht neben ihr und googelt schnell noch die Bewertungen für das Gerät im Netz, bevor Reimann sich für den Kauf entscheidet.

Gut tausend Euro kostet das Gerät, "preislich ist das meine Schmerzgrenze", sagt Reimann. Ob der Fernseher dann tatsächlich auch unter dem Weihnachtsbaum liegt, ist ihr bei so einer großen Anschaffung egal. Hauptsache, der zehn Jahre alte Vorgänger kommt bald weg.

Controller in den Fernseher geworfen

Kevin Bastian (links) und Alexander Kollin

Kevin Bastian (links) und Alexander Kollin

Foto: SPIEGEL ONLINE

Ein paar Reihen weiter steht Kevin Bastian, auch er ist auf der Suche nach einem Fernseher. In den alten hat der YouTuber mit dem Kanal "HHYoungstars" seinen Controller geworfen, gibt er grinsend zu. Schuld war eine verlorene Partie der Fußballsimulation "Fifa". Mit seinem neuen Gerät darf das aber nicht mehr passieren, sind er und sein Kumpel Alexander Kollin, ebenfalls YouTuber mit dem Alias "AhrensburgAlex", sich einig.

Neben Fernsehern, Handys und sogenannten Soundbars für den perfekten TV-Klang stehen dieses Jahr laut Saturn-Geschäftsführer Norberg Virtual-Reality-Headsets und Drohnen hoch im Kurs bei den Weihnachtseinkäufern. Das hat auch etwas mit den Preisen zu tun, sagt er. "Es gibt jetzt auch gut ausgestattete Einsteigerdrohnen auf dem Markt, die für normale Nutzer erschwinglich sind."

Damit könnten preisbewusste Käufer allerdings auch eine Bauchlandung hinlegen: Jüngst riet die Stiftung Warentest von Billigdrohnen ab. Einsteigerdrohnen versahen die Tester mit Urteilen wie "kaum kontrollierbar", "schlechteste Flugeigenschaften", "stürzt regelmäßig ab".

Generell gilt für Elektronikverkäufe laut Saturn-Geschäftsführer Norberg: "Alles, was vor Weihnachten gut läuft, ist eigentlich das ganze Jahr ein Dauerbrenner." Lediglich stark saisonal bedingte Produkte wie zum Beispiel der Raclette-Grill fürs Silvester-Essen seien da eine Ausnahme. Im Sommer wolle niemand ein Raclette kaufen.

Haushaltsgegenstände sind nicht die besten Geschenke

Technik zu schenken geht aber nicht in jedem Fall gut, sagt Norberg: "Es gibt natürlich auch Männer, die kaufen ihrer Frau ein Bügeleisen. Das kommt eventuell nicht so gut an." Er würde generell eher nicht raten, dem Partner einen reinen Haushaltsgegenstand als Weihnachtsgeschenk zu kaufen, fügt er nach einer kleinen Pause hinzu. "Dann lieber ein schicke Kaffeemaschine oder einen Smoothie-Maker."

Und dann sind da noch die Tausenden von Gadgets, die nach dem Weihnachtsfest schnell als Elektroschrott enden - gedacht als schneller und billiger Gag, oder in der ehrlichen Hoffnung auf ein Schnäppchen gekauft.

Fotostrecke

Weihnachtswünsche von Kindern: Bitte, bitte ein iPhone

Foto: Angela Gruber

Die Technikbegeisterung der Deutschen färbt sogar auf die Kleinsten ab, ganz zufällig zu besichtigen zum Beispiel auf einem norddeutschen Weihnachtsmarkt. In den Christbäumen am Eingang hängen die Weihnachtswünsche von Kindern. Auffällig häufig baumeln dort Zettel, auf denen das iPhone X steht, andere Zettelschreiber hoffen auf ein iPhone 6 plus oder ein iPhone 8.

Auch der Trend zum Gutschein  ist bei den Jüngsten offenbar bereits angekommen, das zeigt sich in Form eines Wunschzettels für einen 50-Euro-Gutschein für den GooglePlay-Store. Den Eltern dieses Wünschenden ist aber fast zu gratulieren: Immerhin kommen sie deutlich günstiger weg als bei einem neuen iPhone.