Selbstmord vor UN-Tribunal: Kriegsverbrecher Praljak hinterließ Abschiedsbrief
Hatte er seinen Selbstmord schon jahrelang geplant?
Der bosnisch-kroatische Ex-General Slobodan Praljak († 72), der sich am Donnerstag vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag selbst vergiftete, hat seiner Familie offenbar schon vor zwei Jahren einen Abschiedsbrief zukommen lassen.
Wie die kroatische Zeitung „Vecernji List“ berichtet, sollte der versiegelte Brief laut Kuvert-Aufschrift erst im Falle seines Todes geöffnet werden.
Seine Frau Kacusa Babic sowie ihre Kinder Nikola und Natasa sollen im Vorfeld nichts von Praljaks Plänen gewusst haben. Sie öffneten den Brief demnach gemeinsam nach dem Tod, auch engste Freunde seien anwesend gewesen.
In dem Schreiben soll er seinen letzten Wunsch geäußert haben: „Ich will kein Grab oder ein Begräbnis, verstreut meine Asche in Mirogoj!“
Der Mirogoj ist der Zentralfriedhof in der kroatischen Hauptstadt Zagreb.
Dabei habe Praljaks Familie sogar schon eine Beerdigung geplant: Nachdem sein Tod festgestellt worden war, habe sie Besuch von einer Staatsdelegation erhalten, um die Einzelheiten zu besprechen. Nach Öffnung des Abschiedsbriefs hätten sich die Pläne jedoch erledigt.
Der Zeitung zufolge habe Praljak die Regierung nicht in die missliche Lage bringen wollen, für einen von den Vereinten Nationen als Kriegsverbrecher verurteilten Mann ein Staatsbegräbnis zu organisieren.
Tatsächlich wären wohl kroatische Generäle und nicht die Regierung für die Beerdigung verantwortlich gewesen.
Womit vergiftete sich Praljak?
Derzeit mutmaßen kroatische und serbische Medien, welches tödliche Gift Praljak vor Gericht zu sich nahm.
Laut der kroatischen Zeitung „Slobodna Dalmacija“ habe es sich wahrscheinlich um Cyanid (Blausäure) oder Arsen gehandelt.
Beide Elemente gehören zu den giftigsten, die es gibt, und wirken schon in geringen Mengen tödlich.
Unabhängig von den Ermittlungen der holländischen Staatsanwaltschaft hat inzwischen auch der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien eine Untersuchung von Praljaks Todesumständen eingeleitet.
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