Berlin. Lufthansa nimmt ihre letzten sieben Boeing 737 im Oktober aus der Flotte. Die Berliner Werft wartet künftig Airbus-Modelle.

Als am Dienstag gegen 14 Uhr die B737-300 mit dem Kennzeichen D-ABEF und dem Taufnamen „Weiden in der Oberpfalz“ die Wartungshalle in Schönefeld verließ, endet dort nach einem Vierteljahrhundert eine Ära. 450 Mitarbeiter warten an diesem Standort der Lufthansa Technik Boeing- und Airbus-Maschinen. Die Schönefelder Flughafenfeuerwehr verabschiedete den letzten „Bobby“, wie dieser Typ der Boeing-Maschinen in Fliegerkreisen genannt wird, mit einer Ehrenfontäne.

Dann hob die 25 Jahre alte B737, die bereits mehr als 53.000 Flugstunden absolviert hat, ab und sagte mit einem tiefen Vorbeiflug nur ein paar Meter über der Schönefelder Startbahn ihrem angestammten Berliner Technik-Standort endgültig Auf Wiedersehen. Die beiden Piloten Rainer Frischkorn und Ulrich Pade flogen die Maschine schließlich nach Frankfurt. Und die Lufthansa-Techniker auf dem Vorfeld, die den Abschied mit ein wenig Wehmut verfolgten, applaudierten und dokumentierten das Schauspiel mit Smartphones und Kameras. Viele von ihnen wurden noch in der DDR bei der Interflug ausgebildet.

Easyjet größter Kunde der Lufthansa-Werft

Am 1. März 1991 rollte erstmals eine Boeing 737-200 zur grundlegenden Wartung in die für rund 20 Millionen DM (zehn Millionen Euro) umgebaute und modernisierte 8000 Quadratmeter große Wartungshalle am Flughafen Schönefeld. Das geschah wenige Monate nachdem die Lufthansa Technik den Wartungsbetrieb der DDR-Fluglinie Interflug übernommen hatte. Es folgten in den vergangenen 25 Jahren insgesamt 1341 Liegezeiten des Flugzeugmusters B737, etwa je zur Hälfte von Kurzstreckenjets der Lufthansa und von Fremdkunden. Easyjet ist der größte Fremdkunde der Lufthansa-Werft. Ryanair schickt nur sporadisch Maschinen zur Reparatur.

Mittlerweile ist die von ihren Fans liebevoll „Bobby“ genannte B737 in der Lufthansa-Flotte ein Auslaufmodell. Auch bei der Lufthansa Technik in Schönefeld haben schon seit etlichen Jahren die Flugzeugmuster der Airbus 320-Familie die B737 von ihrer einstigen Pole-Position verdrängt.

Kostengründe zwingen zum Umstieg auf Airbus

Die verbliebenen sieben Flugzeuge dieses Typs scheiden zum Ende des Sommerflugplans im Oktober aus der Flotte und werden verkauft, wie ein Lufthansa-Sprecher sagte. Vor allem Kostengründe haben die Lufthansa zum Umstieg veranlasst. Die alten Boeings müssen alle 18 Monate zu einem 3000 Arbeitsstunden dauernden Check. Bei den modernen Maschinen der 320er-Familie von Airbus ist nur alle 24 Monate eine Inspektion fällig, die nach 1200 Stunden beendet ist, erläuterte ein Sprecher der Fluglinie. Zudem sei das neue Fluggerät sparsamer im Verbrauch, leiser und moderner.

Wie zu hören ist, beschäftigt sich Lufthansa Technik gerade intensiv mit neuen Vorhaben auf dem BER-Gelände. Die heutige Wartungshalle ist nur noch bis 2020 gemietet. Sie steht einer Rollbahn im Wege und muss, wie auch eine Halle der Condor und die Bombardier-Werft in der alten Henschel-Halle abgerissen werden.

Das lange Warten auf die BER-Eröffnung

Auf dem Gelände des noch nicht eröffneten Hauptstadtflughafens wurde für 16 Millionen Euro bereits eine neue Halle errichtet, die seit 2012 einsatzbereit ist. Mindestens eine weitere ist geplant, heißt es in Schönefeld. „Der Neubau ist aber nur zu zehn Prozent ausgelastet“, wie Martin Hähnel, Leiter der Lufthansa-Technik in Berlin, beklagte. „Deshalb warten wir sehnlich auf die Eröffnung des BER.“

Immer mehr Wartungsarbeiten erfolgen bei modernen Maschinen während der Standzeiten im laufenden Flugbetrieb. Und der findet bei der Lufthansa bis zur BER-Eröffnung nun mal in Tegel statt. „Wir haben das Ziel, unsere heutige Betriebsgröße beizubehalten“, sagte Hähnel. Es gebe zwar weniger große, dafür mehr kleinere Wartungen.

Lufthansa unter größten Berliner Arbeitgebern

Die „Deutsche Luft Hansa Aktiengesellschaft“ war am 6. Januar 1926 gegründet worden - eine Vorläuferin des heutigen Unternehmens. In der Zeit der deutschen Teilung hatte das Unternehmen in Berlin nur ein kleines Ticketbüro am Kurfürstendamm 220. Der bis zur deutschen Einheit geltende Viermächtestatus erlaubte nur Fluggesellschaften aus Staaten der Alliierten, die Berliner Flughäfen anzufliegen. Diese Reglung galt bis zur Wiedervereinigung 1990. Mit dem Start des Winterflugplans 1990/91 nahm die Lufthansa nach 45-jähriger Unterbrechung den Linienflugverkehr nach Berlin wieder auf und bot wöchentlich 386 Flugverbindungen an – zu acht deutschen und zwölf europäischen Städten, nach New York und Tokio.

Mit den mehr als 3100 Mitarbeitern in 20 Firmen ist die Lufthansa Group in der Hauptstadtregion stärker aufgestellt als jedes andere Luftfahrtunternehmen und zählt längst zu den größten privaten Arbeitgebern in Berlin/Brandenburg. Seit der Wende hat der Konzern nach eigenen Angaben 900 Millionen Euro in Berlin und Brandenburg investiert. Schönefeld ist nach Hamburg, Frankfurt und München der viertgrößte Technik-Standort der Lufthansa in Deutschland.