Waldrapp-Route führt bald über die Schweiz

Aktualisiert

Brutplatz an der GrenzeWaldrapp-Route führt bald über die Schweiz

Artgenossen von Waldrapp-Dame Shorty werden ab nächstem Jahr über die Schweiz fliegen. Möglich macht dies ein neuer Brutstandort am Bodensee.

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Shorty hat dafür gesorgt, dass die seltene Vogelart der Waldrappe in der Schweiz wieder bekannt wurde, obwohl sie hier seit 400 Jahren ausgerottet ist. Die Waldrapp-Dame verirrte sich mehrfach in die Schweiz, obwohl der Zugvogel eigentlich über Österreich ins Winterquartier in der Toskana hätte fliegen sollen.

Stattdessen verbrachte Shorty sowohl 2014 als auch 2015 den Winter statt im milden Italien in der Schweiz – und hätte ihre Vorliebe für den helvetischen Boden fast mit dem Hungertod bezahlt.

Shorty hat ein Schweiz-Verbot

Mittlerweile hat Shorty vom europäischen Waldrapp-Team, das die Wiederansiedlung der Ibis-Art koordiniert, ein Schweiz-Verbot erhalten. Damit sie unser Land nicht mehr betritt, darf sie die Reise nach Italien nicht mehr unter die eigenen Flügel nehmen, sondern wird jeweils im Auto nach Italien chauffiert.

Im bayerischen Brutgebiet Burghausen ist Shorty inzwischen mehrfache Mutter geworden. Ihrem Nachwuchs hat sie ihr Flair für die Schweiz offenbar nicht weitergegeben – die Jungtiere bewältigten die Reise nach Italien ohne Abstecher in die Eidgenossenschaft, wie Johannes Fritz, der österreichische Projektleiter des Waldrapp-Teams, zu 20 Minuten sagt.

Über die Schweiz in die Toskana

Doch bald sollen ganze Gruppen von Waldrappen der Schweiz einen Besuch abstatten – jedoch nur für die Durchreise. 2017 entsteht nahe der Schweizer Grenze, im deutschen Überlingen am Bodensee, ein neuer Brutstandort, an dem Waldrappe von Hand aufgezogen werden. «Und diese Tiere sollen dann die Route über die Schweiz wählen, um in die Toskana zu gelangen», sagt Fritz. Der erste Gruppenflug über die Schweiz dürfte Mitte August des nächsten Jahres stattfinden. Fritz: «Derzeit sind wir mit den Schweizer Luftfahrtbehörden im Gespräch, um dafür eine Bewilligung zu bekommen.»

Die Vögel selber brauchen natürlich keine Genehmigung, wenn sie die Schweiz überfliegen. Nötig ist diese für das Leichtflugzeug, mit dem Fritz und die menschlichen Ziehmütter der Jungvögel den Waldrappen den Weg weisen wird. Denn junge Waldrappe brauchen beim ersten Mal jemanden, der ihnen den richtigen Weg zum Winterquartier zeigt. Im zweiten Jahr schaffen sie es selber – normalerweise.

Shorty soll eine Ausnahme bleiben

Die Route über die Schweiz hätten Waldrappe in der Vergangenheit auch selbständig immer wieder gewählt, sagt Fritz: «Shorty hat sie kennengelernt, weil ein älterer Vogel sie ihr gezeigt hat.» Dabei kam es allerdings zu einem grossen Missverständnis: Shorty glaubte, die Schweiz sei nicht Teil des Weges, sondern das Ziel.

Fritz hofft, dass Shorty die Ausnahme bleibt und keine weiteren Vögel diesen Fehler machen: «Nichts gegen die Schweiz, aber als Winterquartier für Waldrappe ist sie einfach nicht geeignet.»

Das Video zeigt Waldrappe, die unterwegs sind ins Winterquartier in Italien:

Quelle: Waldrappteam

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