«Eine Schlacht verloren, nicht aber den Krieg»

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Glarner im Interview«Eine Schlacht verloren, nicht aber den Krieg»

SVP-Asylchef Andreas Glarner nimmt im Interview Stellung zur Niederlage seiner Partei.

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Kämpferisch: Der Aargauer SVP-Nationalrat Andreas Glarner.

Kämpferisch: Der Aargauer SVP-Nationalrat Andreas Glarner.

Keystone/Walter Bieri

Herr Glarner, mit dem Ja zum neuen Asylgesetz und dem Nein zur Milchkuh-Initiative setzt es für die SVP eine doppelte Niederlage ab. Sind Sie niedergeschlagen?

Beim Asylgesetz habe ich erwartet, dass es schwierig wird. Nicht zuletzt wegen Justizministerin Simonetta Sommaruga, die eine ungeheuerliche Propaganda-Maschinerie in Gang gesetzt hat, die zu stark war. Schwieriger zu erklären ist das klare Ergebnis bei der Milchkuh-Initiative. Die Leute stehen doch jeden Tag im Stau, was uns viel Geld kostet. So ist es fast schon verständlich, wenn ein Handwerker, der durch den Gubrist muss, eine Anfahrtspauschale von 150 Franken verlangt.

Sie kritisieren die «Behördenpropaganda». Machen Sie es sich damit nicht zu einfach? Immerhin hat die SVP nicht einmal eine richtige Abstimmungskampagne geführt.

Bei dieser Abstimmung ging es nicht um Leben und Tod. Die SVP wollte testen, wie es herauskommt, wenn sich die Medien mangels Kampagne nicht auf die SVP einschiessen, sondern objektiv über die Vorlage berichten können. Wir müssen nun analysieren, ob das die richtige Strategie war, aber ich glaube, wir hätten auch mit einem massiven Mitteleinsatz nicht gewonnen.

Warum sind Sie mit Ihren Argumenten nicht durchgekommen? Selbst in Ihrem Dorf wurde das Asylgesetz abgelehnt.

Ich habe in Oberwil-Lieli keinen Abstimmungskampf gemacht. Am Ende machten 40 Stimmen den Unterschied – das ist doch ein super Resultat. Ob wir mit unseren Argumenten recht behalten werden, wird sich in drei bis vier Jahren zeigen. Ich bin fest überzeugt, dass es zu Enteignungen kommen wird. Dazu habe ich auch eine Wette am Laufen. Auch bezweifle ich, dass die Kosten sinken werden, wie es die Befürworter versprochen haben. Die Kantone werden die Asylfälle einfach viel schneller auf dem Tisch haben.

Bei früheren Revisionen kämpften die Bürgerlichen geschlossen gegen die Linken. Müssen Sie in Zukunft wieder besser mit FDP und CVP zusammenarbeiten?

Wir müssen akzeptieren, wenn Linke mit ganz Linken ein «Päckli» machen. Wenn FDP-Ständerat Philipp Müller in der «Arena» Seite an Seite mit den Linken kämpft, wird mir Angst und Bange. Und heute spricht die CVP von Grenzkontrollen, um uns dann im Parlament wieder im Regen stehen zu lassen. Das ist reiner Populismus. Für uns bedeutet dies: Wir werden auch in Zukunft dann antreten, wenn wir etwas falsch finden. Von einem Rückschlag lassen wir uns nicht beirren. Als Demokrat akzeptiere ich das Ergebnis. Und: Wir haben nur eine Schlacht verloren, nicht den Krieg.

Es ist nach der verlorenen Abstimmung über die Durchsetzungsinitiative ist es der nächste Rückschlag für die SVP. Ist man nach dem Wahlsieg überheblich geworden?

Nein, ganz und gar nicht. Wir wussten nach der Durchsetzungsinitiative, dass wir uns warm anziehen müssen.

Für Albert Rösti, den neuen SVP-Präsidenten, ist die Niederlage aber kein Start nach Mass.

Ein fulminanter Start wäre gefährlicher. So wissen wir, dass Arbeit vor uns liegt.

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