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Marode Tunnel in Berlin

In dieses Loch muss der Senat 600.000 Euro stopfen

Die Eingangs-Rampe zur Osthafenbahn
Die Eingangs-Rampe zur Osthafenbahn Foto: .

Immer mehr Tunnel aus der Kaiserzeit sind altersschwach. Werden sie nicht mehr gebraucht, muss der Senat sie mit Flüssigerde vollstopfen lassen. Und das kostet.

Noch toben sich auf der langen Rampe am Eingang Graffitisprayer aus. Der Bahntunnel dahinter ist für sie tabu – und bald ist er auch gar nicht mehr da.

Der Senat muss das dunkle Loch am Fuße der Elsenbrücke stopfen, damit die wichtige Friedrichshainer Kreuzung Stralauer Allee und Markgrafendamm auch wieder für schwere Fahrzeuge sicher ist.

In diesem Tunnel rollte bis vor zehn Jahren die Hafenbahn: Ostkreuz – Osthafen und zurück. In den letzten Jahren wurden nur noch Baustoffe für ein Zementwerk transportiert. Inzwischen ist das 102 Jahre alte Bauwerk für die Bahn, die Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft (Behala) und die Stadt nur noch ein Klotz am Bein.

Der Tunnel unter der Kreuzung Stralauer Allee/ Markgrafendamm wird nach 102 Jahren verfüllt (Foto: Privat .)
Der Tunnel unter der Kreuzung Stralauer Allee/ Markgrafendamm wird nach 102 Jahren verfüllt (Foto: Privat .) Foto: .

Die Gleise sind raus, das eine Ende ist bereits zugemauert. Und jetzt kommt die unsichere Statik dazu! Für Schwerlastverkehr ist die wichtige Einfahrtstrecke in die City-Ost schon gesperrt.

Deshalb sieht der Senat nur eine Lösung: Mit Betonpumpen soll Flüssigboden in den 145 Meter langen Tunnel unter der Kreuzung verfüllt werden. Nur zahlen wollte das Land Berlin nicht und stritt mit der landeseigenen Behala vor dem Verwaltungsgericht – und verlor. Im Bereich des öffentlichen Straßenlandes muss das Land zahlen, eingeplant sind jetzt im Haushalt 600.000 Euro.

Das Verwaltungsgericht befand, dass sich die Behala am Ende der Hafenbahn nur mit einem Drittel der Kosten beteiligen muss. „Aber die Behala sollte die Rampen auf ihrem Grundstück zuschütten, denn sie sind gefährliche Stolperfallen. Schließlich sollen in der Nachbarschaft Wohnungen gebaut werden“, sagt der Friedrichshainer SPD-Abgeordnete Sven Heinemann (37).

Und: „Natürlich wäre es schön, wenn auch nach dem Rückbau des Tunnels an die frühere Osthafenbahn erinnert wird.“

Auch der Kaisertunnel in Mitte wird zugeschüttet

Eine Elektrische, die über den Prachtboulevard Unter den Linden rollt?

Auf dieses Gleis wollte sich der Kaiser nicht einlassen. Ihre Majestät legte ein Veto ein, verlangte: „Drunter durch, nicht drüber weg!“

Auch der Kaisertunnel unter dem Linden-Boulevard wird zugeschüttet (Foto: ullstein bild)
Auch der Kaisertunnel unter dem Linden-Boulevard wird zugeschüttet (Foto: ullstein bild) Foto: .

Also mussten die Stadtväter 1914/16 eine Röhre buddeln lassen, die sich unter dem Boulevard verzweigt. Ein Ast wurde schon 1923 wieder stillgelegt, im anderen fuhr zuletzt 1951 eine Tram.

Da die Decke keine schweren Lasten mehr trägt, soll ab Ende 2017 auch dieser Tunnel zugeschüttet werden – bis auf rund 80 Meter, die das Maxim-Gorki-Theater als Lager nutzt.

Schon abgefüllt wurde im Juli der 1925 unvollendet gebliebene U-Bahn-Tunnel unter der Dresdener Straße (Kreuzberg).

Er war so baufällig, dass keine schweren Müllfahrzeuge mehr drüberfahren durften. Kostenpunkt: eine Million Euro.

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