Grexit-Spekulationen

Schulz wirft Regierung Verantwortungslosigkeit vor

Von Christoph B. Schiltz
Veröffentlicht am 07.01.2015Lesedauer: 2 Minuten
Martin Schulz fürchtet, dass die Diskussion über einen Euro-Austritt Griechenlands lediglich den radikalen Parteien Zulauf verschafft. Ende Januar stehen in Griechenland Parlamentswahlen an
Martin Schulz fürchtet, dass die Diskussion über einen Euro-Austritt Griechenlands lediglich den radikalen Parteien Zulauf verschafft. Ende Januar stehen in Griechenland Parlamentswahlen anQuelle: dpa

EU-Parlamentspräsident Martin Schulz hält die Debatte über einen Euro-Austritt der Griechen für verantwortungslos. Sie werde womöglich den Sieg der Linken nicht verhindern, sondern begünstigen.

Anzeige

Nach Ansicht des Präsidenten des EU-Parlaments, Martin Schulz (SPD), stärkt die deutsche Debatte über einen möglichen Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone die Syriza-Partei und deren Führer Alexis Tsipras.

„Die Debatte und die verantwortungslosen Spekulationen über ,Grexit‘-Szenarien sind wenig hilfreich“, sagte Schulz der „Welt“: „Allen muss klar sein: Ein Ausstieg aus dem Euro steht nicht zur Debatte.“

Anzeige

Der EU-Parlamentspräsident plädierte dafür, sich mit Äußerungen während des griechischen Wahlkampfs zurückzuhalten: „Unerbetene Ratschläge, die den Menschen in Griechenland das Gefühl geben, nicht sie entscheiden durch ihre Wahl über ihr Schicksal, sondern Brüssel oder Berlin, treiben die Wähler womöglich gerade in die Arme der radikalen Kräfte.“

Schon die Diskussion belastet die Wirtschaft

Auslöser der Diskussion sind Berichte, denen zufolge die Bundesregierung bei einem Sieg der Linken bei der Parlamentswahl in Griechenland einen Austritt des Landes aus der Euro-Zone für verkraftbar hält. Der in Umfragen führende Chef des Linksbündnisses Syriza, Alexis Tsipras, hatte ein Ende der Sparpolitik angekündigt, falls er die Abstimmung am 25. Januar gewinnt.

Anzeige

Laut Finanzexperten belastet allein die Debatte über einen möglichen Euro-Austritt Griechenlands schon die Wirtschaft des Landes. „Zurzeit werden Investoren kaum nach Griechenland gehen, obwohl sich dort vieles deutlich gebessert hat und die Löhne gesunken sind“, sagte der Ökonom Jens Boysen-Hogrefe vom Kieler Institut für Weltwirtschaft. „Sie fragen sich vielmehr, ob die Griechen in zwei Jahren noch in Euro zahlen und welche ökonomische Situation sie dann dort vorfinden werden.“

Das wirke jetzt schon lähmend, sagte Boysen-Hogrefe. „Dies würgt den Aufschwung ab, der in Griechenland gerade Fuß fasst.“

Ifo-Präsident für befristeten „Grexit“ mit Schuldenschnitt

Unterdessen hat der Präsident des Münchner Ifo-Instituts, Hans-Werner Sinn, eine internationale Schuldenkonferenz zu Griechenland gefordert. Das Land müsse wieder wettbewerbsfähig werden, sagte Sinn.

„Das erfordert eine Abwertung seiner Währung, also einen zeitweisen Euro-Austritt, was wiederum einen Schuldenschnitt bedingt“, sagte Sinn. Dies müsse auf einer Schuldenkonferenz alles international koordiniert und beschlossen werden.

Für den Fall, dass Griechenland aus dem Euro ausscheidet, müsste Deutschland nach Berechnungen Sinns derzeit maximal mit einem Verlust von bis zu 76 Milliarden Euro rechnen. Wenn das Land in der Euro-Zone bliebe, wären sie etwa genauso hoch, nur würden sie anders verbucht.

Es würden immer wieder neue Kredite notwendig, was die Griechenland-Rettung zu einem „Fass ohne Boden“ mache.


Mehr aus dem Web

Neues aus der Redaktion

Auch interessant