Gegen Günstlingswirtschaft und politische Inzucht: JuPis abkoppeln!

Für die, die es noch nicht wussten: Ich war mal Mitglied einer Altpartei. Ich bin ausgetreten, als mir bewusst wurde, dass man in Altparteien vor allem dann gewählt wird, wenn man außer Politik kein Leben mehr hat und vom 16ten Lebensjahr an bei den jungen (Sozialisten|Liberalen|Unionlern) genetzwerkt hat. Man muss sich da nur mal die Karrieren von Daniel Bahr, Philipp Mißfelder und Andrea Nahles und fast allen anderen „führenden“ oder medial zu „Hoffnungsträgern“ ernannten jungen MdBs und MdLs ansehen. Immer das gleiche Muster: Die Jugend für die Jugendorganisation geopfert, dann Studium, währenddessen Kofferträger eines MdB, dann ohne Berufs- oder Lebenserfahrung in den Bundestag. Keine sozialen oder ökonomischen Fähigkeiten, aber sich einbilden, über das Leben der Menschen bestimmen zu können, die im wirklichen Leben wirkliche Arbeit verrichten, wirkliche Probleme haben, mit echten Menschen umgehen müssen, etc..

Wer nicht zum Club der Karrieristen gehört, wer nicht frühzeitig Protegé/Kofferträger/Mitarbeiter eines MdBs oder MdLs wird, wer sich nicht hochdient, nicht am System der Günstlingswirtschaft teilnimmt, der hat bei den Altparteien kaum eine Chance.

Und nun sehe ich verwundert, dass es bei der Piratenpartei fast schon ähnlich zugeht. Menschen ohne erkennbare Fähigkeiten wie Julia Reda werden auf Platz 1 der Europa-Wahlliste und dann sogar ins EP gewählt, weil sie mal JuPi-Vorsitzende waren, wegen der Frauen- und Junge-Menschen-Quote, und weil sie ja verdiente Funktionäre einer Organisation waren, die eigentlich von der Partei „völlig unabhängig“ ist oder jedenfalls rechtlich sein soll.

Und MdLs und MdAs halten sich auch teilweise schon eine Entourage und züchten die erste Generation von Kofferträgern heran, so dass die Durchdringung der Piraten mit auf ökonomischer und politischer Abhängigkeit basierenden Seilschaften ihren Anfang nehmen wird.

Ich hoffe nicht, dass die Piraten eine Partei sein wollen, die sich eine Jugendorganisation hält, um linientreuen Parteinachwuchs heranzuzüchten — so wie andere Parteien.
Ich hoffe, die Piratenpartei will statt dessen eine Partei sein, die auf überzeugte erwachsene Mitglieder zählt und nicht auf eigens früh-indoktrinierte Parteinachwuchs-Zombies.

Darum wünsche ich mir, dass die Piratenpartei bald zwei Dinge tut:

1. Den JuPis den Status der Piraten-Jugendorganisation entziehen und in Zukunft keine Jugendorganisation anerkennen. Die Piraten brauchen keine Mitglieder, die keine normale Jugend hatten und ihre Sozialisation quasi exklusiv in einer politischen Filterblase erhalten haben. Auch dann nicht, wenn es eine „piratige“ Filterblase ist.

2. Einen Verhaltenscodex erlassen, der die partei-interne Günstlingswirtschaft und Patronage verhindert, indem er es verbietet, dass Mitarbeiter von MdA, MdL, MdB, MdEP und anderen Abgeordneten führende Mitglieder irgendwelcher politischen Jugendorganisationen sind. Mitarbeiter sollten entweder keiner Partei angehören oder zumindest keine führenden Positionen innerhalb der Piratenpartei oder einer parteinahen Organisation innehaben.

Wenn die Piratenpartei nicht genau so werden will wie alle anderen Parteien, dann müssen wir die partei-interne Vetternwirtschaft und die politische Inzucht durch Nachwuchsorganisations-Karrieristen aufhalten. Das klingt jetzt vielleicht übertrieben dramatisch, aber wer Augen hat um zu sehen sieht doch, wie sich auch bei den Piraten schon Anfänge dieses System ausbreiten, dass bisher noch jede Partei unterwandert und zu einer quasi geschlossenen, vom normalen Bürger abgeriegelten Gesellschaft gemacht hat.