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Um Unfälle zu verhindern Chinesische Stadt eröffnet speziellen Gehweg für Handy-Nutzer

Im chinesischen Chongqing gibt es seit Freitag einen eigenen Gehweg für Menschen, die unterwegs ihr Handy nutzen. Das Projekt hat einen ernsten Hintergrund: Allein in den USA verletzen sich jährlich Hunderte Menschen, weil sie ihr Telefon ablenkt.
Chinas erster Smartphone-Fußweg: Fußgänger, die auf Handys starren

Chinas erster Smartphone-Fußweg: Fußgänger, die auf Handys starren

Foto: AP

In der chinesischen Millionenstadt Chongqing ist vergangenen Freitag ein erster Gehweg ausschließlich für Handynutzer eröffnet worden . Die Idee hinter dem 50 Meter langen Abschnitt: Wie Fahrradfahrer und konventionelle Fußgänger mit eigenen Wegen voreinander geschützt werden, sollen sich auch Leute, die unterwegs auf ihr Smartphone starren, zum eigenen Schutz vom Rest abgesondert fortbewegen. Markierungen auf dem Boden wie Pfeile mit der Laufrichtung helfen beim Vorankommen mit gesenktem Blick.

Obwohl das Projekt wohl vor allem ein Marketing-Gag ist, sind vom Handy abgelenkte Fußgänger tatsächlich ein Verkehrsproblem: Mehrere Studien kommen zu diesem Schluss. Vor vier Jahren stellte ein Forscherteam der amerikanischen Ohio State University fest, dass 2008 mehr als tausend Amerikaner in die Notaufnahme eingeliefert wurden, weil sie stolperten, fielen oder mit Hindernissen kollidierten, während sie ihr Handy benutzten .

Studien in England und Japan kamen zu ähnlichen Ergebnissen. In einer Untersuchung der University of Birmingham stellte sich heraus, dass Schüler mit Handys 20 Prozent länger brauchen, um eine Straße zu überqueren - was auch die Gefahr erhöht, mit einem Auto zusammenzustoßen. Und schlimmer noch: Kinder mit Handys versicherten sich der Studie zufolge seltener, ob rechts oder links ein anderer Verkehrsteilnehmer eine Gefahr für sie darstellte.

Es gibt sogar ein Warnblatt

Eine Auswertung der University of Washington kam zum Ergebnis, dass 15 Prozent der an Seattler Straßenkreuzungen beobachteten Fußgänger mit ihrem Handy beschäftigt waren, als sie die Straße überquerten. Und die Zahl der Handynutzer wird eher größer als kleiner, behaupten auch andere Forscher .

Das amerikanische Office of Compliance für Sicherheit am Arbeitsplatz hat mittlerweile ein Warnblatt über die Gesundheitsrisiken  der Handynutzung im Straßenverkehr herausgegeben. Darin finden sich diese naheliegenden, aber vernünftigen Tipps:

  • Keine Telefonate und Kurznachrichten beim Gehen.
  • Falls doch, dann zur Seite treten und stehen bleiben.
  • Niemals die Straße überqueren, während man ein elektronisches Gerät benutzt.
  • Beim Gehen die Kopfhörer abziehen.
  • Auf die Umgebung achten.

Wer sich nicht an diese einfachen Regeln halten will oder den Siegeszug von Smartphone-Gehwegen nicht abwarten kann, der kann möglicherweise auf das Mitleid seiner Mitmenschen hoffen. In London rüstete die Organisation Living Street 2008 auf Geheiß einer Werbefirma Laternenpfähle mit Polstern auf: als Schutz für Fußgänger mit Handy-Ablenkung .

fko