Kolumne Geschmackssache:Der Selfie Toaster

Kolumne Geschmackssache: Ein Selfie-Toaster in Aktion.

Ein Selfie-Toaster in Aktion.

(Foto: PR)

Jeden Morgen in das eigene Gesicht beißen? Ein Brotröster macht es jetzt möglich: Auf jede Scheibe wird das Portrait des Besitzers gebrannt - ganz im Sinne des Zeitgeists.

Von Marten Rolff

Liebe geht durch den Magen, heißt es so schön. Und die Selbstverliebtheit neuerdings auch. Das verdanken wir einem noch recht jungen amerikanischen Unternehmen, das sich schon jetzt - ohne dass irgendein Betriebsergebnis bekannt wäre - Marktführer bei den Haushaltsgeräten für Anfänger-Narzissten nennen darf. Die Vermont Novelty Toaster Corporation hat nämlich einen Brotröster entwickelt, der auf jede Scheibe das Porträt seines Besitzers brennt.

Noch nie habe ein Küchendings so sehr dem Zeitgeist entsprochen wie dieses, jubelte daraufhin die London Times vielleicht eine Spur zu butterig. Recht hat sie natürlich trotzdem, schließlich leben wir in einer Zeit, in der Menschen für ein Selfie auch mit der Salatschüssel von Johann Lafer posieren würden. Was das über die Gesellschaft aussagt? Ganz ehrlich: keine Ahnung, dieses Fass soll hier nun wirklich nicht aufgemacht werden.

Wir beschränken uns stattdessen auf eine vorsichtig besorgte Frage: Wie muss es um unser Selbstwertgefühl bestellt sein, wenn wir morgens allein in unsere Einbauküche schlurfen, die wir danach den ganzen Tag nicht mehr nutzen werden, und voller Stolz zwei schlaffe Scheiben Discounter-Toast in ein Plastikmonstrum mit türkisfarbenem Regler schieben. Nur um dann leise in uns hineinzukichern: boah, Wahnsinn ey, guck ma, die krass verbrannten Stellen auf diesen trockenen Fladen aus genmanipuliertem Weißmehl, die ich gleich mit Lätta und Marmelade zuschmiere: Die erinnern mich irgendwie - an mich?

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