Sleepy Hollow 2x02

In The Kindred lassen Ichabod und Co. die monströsen Puppen tanzen, greifen sie doch auf eine neue Waffe im Kampf gegen das Böse zurück. Dank einer geradlinigen Geschichte, gewohntem Witz und neuen Konflikten überzeugt auch diese Folge der Mystery-Serie.

Nach dem sehr unterhaltsamen Start in die zweite Staffel von Sleepy Hollow aus der letzten Woche bekommen wir mit The Kindred erneut eine äußerst kurzweilige Folge präsentiert, in der wir auf einen interessanten möglichen Konflikt zwischen unseren beiden Protagonisten vorbereitet werden. Dieser könnte in der neuen Staffel noch eine äußerst wichtige Rolle spielen und wird hier bereits mehr als nur subtil angedeutet. Zusätzlich bauen die Serienmacher reichlich charmante Anspielungen sowie süffisante Kommentare Ichabods ein, die seinem fish out of water-Charakter wunderbar gerecht werden. Auch eine rasante Action-Sequenz darf natürlich nicht fehlen, die diese abwechslungsreiche Episode abrundet und Lust auf mehr macht.

Nightmare

Die ersten Minuten von The Kindred erinnern fast ein bisschen an die gewiefte Art, mit der die Serienschöpfer ihre Zuschauerschaft bereits letzte Woche im Staffelauftakt an der Nase herumgeführt hatten, wird uns doch vergaukelt, Katrina (Katia Winter) wäre kurz davor ihren Kopf zu verlieren. Über ein blutiges Ritual soll sie mit dem kopflosen Reiter beziehungsweise Abraham (Neil Jackson) für immer verbunden werden, ihr eigener Sohn Henry (John Noble) steht dafür als Zeremonienmeister parat. Diese Prozedur stellt sich dann als ein furchtbarer Alptraum Ichabods (Tom Mison) heraus, was uns für einen kurzen Augenblick beruhigen kann. Jedoch wird dann deutlich, dass der gute Ichabod wohl doch mehr Vision als schrecklichen Traum hatte, scheint es wohl tatsächlich so, als wollten Henry und Abraham Ichabods geliebte Frau einen Kopf kürzer machen.

Um dies zu verhindern und Katrina aus den Fängen des Bösen zu befreien, ist Ichabod zu allem bereit. Es darf keine Zeit verschwendet werden, seine Frau befindet sich in großen Gefahr und muss gerettet werden. An dieser Stelle wird der potentielle Konflikt zwischen Abbie (Nicole Beharie) eingeführt, der in naher Zukunft noch für einigen Ärger sorgen könnte. Abbie bekommt nämlich langsam die Vermutung, dass Ichabod das eigentliche Ziel aus den Augen verliert, Moloch aufzuhalten. Natürlich verstehen wir Ichabod und seine Besorgnis um Katrina, doch Abbie vertritt einen validen Punkt: Ichabods emotionale Befangenheit könnte sein Urteilsvermögen beeinflussen. Sie selbst weiß es am besten, hat sich Abbie doch schon in ähnlichen Situationen mit ihrer Schwester Jenny (Lyndie Greenwood) wiedergefunden.

Katrina (Katia Winter) ist nach wie vor Abrahams Gefangene. © FOX

Raising a monster

Ichabod lässt sich jedoch nicht beirren und ist bereit ein großes Risiko einzugehen, um seine Frau zu befreien. Dafür will er eine mystische Kreatur erwecken, die im Kampf gegen die Schergen der Finsternis vor mehr als 200 Jahren bereits zum Einsatz kommen sollte, ein fehlendes Puzzleteil verhinderte dies jedoch. Gemeinsam mit Katrinas Hexenzirkel bastelte Tausendsassa Benjamin Franklin (Timothy Busfield) selbst an einem sogenannten „Kindred“, einem Wesen, das aus verschiedenen Körperteilen verstorbener Soldaten besteht und eine mächtige Waffe sowie einen ebenbürtigen Gegner für den kopflosen Reiter darstellt.

Bei Abbie sorgt die Erwähnung eines solchen Monsters eher für Stirnrunzeln, gibt es doch keine Sicherheit, dass es nicht zu einer unkontrollierbaren Gefahr werden könnte. Ichabod ist dahingehend weitaus optimistischer, was vor allem daran liegt, dass er in diesem „Kindred“ die beste Möglichkeit sieht, Katrina zu retten. Sowohl Abbie als auch Ichabod haben eine nachvollziehbare Argumentation und es wird auch mit Sicherheit nicht das letzte Mal sein, dass die beiden aufgrund ihrer Gefühle, von denen sie sich im Kampf gegen Moloch eigentlich nicht beeinflussen lassen dürfen, heimgesucht werden.

Good people, bad luck

Für die Beschwörung des „Kindred“ benötigen Ichabod und Abbie aber noch ein Körperteil des kopflosen Reiters, was Franklin damals nicht zur Verfügung stand. Hier kommt nun erstmals in dieser Staffel der nach den blutigen Ereignissen am Ende der ersten Staffel eingesperrte Iriving (Orlando Jones) ins Spiel. Dieser hat die Schuld an den Morden in Bad Blood auf sich genommen, um seine Tochter zu schützen und um im Gefängnis und nicht in einer psychiatrischen Anstalt zu landen, wäre er doch für verrückt erklärt worden, hätte er irgendetwas über Dämonen und Fegefeuer gefaselt.

Über Irving erfahren Abbie und Ichabod vom Aufenthaltsort des Kopfes des headless horseman, den sie auf den Körper des „Kindred“ setzen wollen - ein gefährliches Vorhaben, sollte der enthauptete Reiter irgendwie die Finger an seinen Schädel bekommen. Etwas Gegenwind gibt es zwischendurch jedoch von dem neuen Sheriff in der Stadt, Leena Reyes. Diese wird von Sakina Jaffrey gespielt, die einigen aus House of Cards bekannt sein könnte. Von Ichabod als historischen Berater hält sie überhaupt nicht viel, ihr Charakter wird beinhart und recht humorlos eingeführt, der endlich für Recht, Ordnung und vor allem Vernunft im beschaulichen Sleepy Hollow sorgen will. Zusätzlich gibt es ein kleine Verbindung zwischen ihr und der Mutter von Abbie und Jenny, was doch ein recht simples Storyelement ist und mit Sicherheit noch einmal thematisiert werden wird.

Oxford's finest

Während Irving nach einem vielsagenden Lügendetektortest nun doch die Einweisung in die Psycchatrie droht und Jenny von Reyes aufgrund einer prallgefüllten Tasche voller Schießeisen in Gewahrsam genommen wurde, begeben sich Abbie und Ichabod zu zweit zu der Bank, in der Iriving in einem Schließfach den Kopf des Reiters platziert hat.

Hier entspinnt sich die wohl amüsanteste Szene der gesamten Episode, als Ichabod in gewohnter Manier eine wunderbare Standpauke über die unmoralische Scheinheiligkeit des Bankwesens von heute von sich lässt, in der er anprangert, dass es die fortwährende Verschuldung des kleinen Mannes sowie die damit postulierte Dekadenz (Es gibt eine ganze Industrie, die sich nur dem Hochzeitgeschäft widmet und damit Millionen verdient!) innerhalb der modernen Gesellschaft immer weiter vorantreibt. Ein klassischer Ichabod-Moment, der dem Zuschauer ein schelmisches Grinsen ins Gesicht zaubert und den Bankangestellten sprachlos zurücklässt.

Henry (John Noble) und Abraham (Neil Jackson) machen gemeinsame Sache. © FOX

Deception

So spaßig diese kleine Sequenz ist, so ernst steht es um Katrina im Unterschlupf Abrahams. Dieser wiegelt sie gar ein wenig auf und sät einige Zweifel hinsichtlich Ichabod, der sie zurückgelassen hat und weitaus mehr zu Abbie hält als zu seiner Ehefrau. Doch Katrina bleibt standhaft, obwohl ich in dieser Szene den Eindruck gewinne, dass Abrahams Worte nicht komplett an ihr vorbeigehen.

Abraham ist derweil fest entschlossen, Ichabod ein für alle Mal den Garaus zu machen. Er und Henry sind sich längst dessen bewusst, dass Ichabod und Abbie ihr Versteck ausfindig gemacht haben und eine Befreiungsaktion von Katrina planen. Henry, der nun unter Zugzwang steht und von Moloch die Hölle heiß gemacht bekommen hat, ja nicht noch ein weiteres Mal zu versagen, tüftelt mal wieder einen diabolischen Plan aus, der seinem Gebieter die dämonische Invasion ermöglichen soll. Für diese Rolle ist John Noble mit seinem theatralisch-bedrohlichen Duktus einfach wie geschaffen.

Franklinstein's Monster

Nachdem Ichabod und Abbie in den Katakomben unter der Stadt eine tückische Falle des Erfinders der galvanischen Zelle, Luigi Galvani, umgangen haben, stoßen sie auf den Körper des „Kindred“ und präparieren diesen sogleich für die Beschwörungszeremonie. Diese geht beim ersten Anlauf natürlich schief, Hexerei war schließlich nie Ichabods Kernkompetenz. Kurz bevor dann der kopflose Reiter zum Angriff bläst, gelingt dann doch noch die Erweckung des „Monsters“, dass sich sofort in den Zweikampf mit Abraham stürzt. Diesem Scharmützel schließen sich dann noch Henrys Reiter-Inkarnation War und Abbie samt Schrotflinte an. Auch wenn einige Aufnahmen recht dunkel geraten sind, die Dynamik dieser Szenen ist ansprechend und durchaus unterhaltsam.

Abbie erkennt in diesem Drei- beziehungsweise Vierkampf auch, dass der „Kindred“ ihr durchaus wohlgesonnen ist und sie sogar vor den herannahenden Reitern der Apokalypse beschützt. Ichabod eilt derweil ins Haus Abrahams, wo er Katrina befreien will. Diese will jedoch an der Seite Abrahams und Henrys bleiben, kann sie so doch die finsteren Machenschaften und geheimen Pläne Molochs am ehesten in Erfahrung bringen und Ichabod zukommen lassen.

Außerdem hat sie die Hoffnung für ihren Sohn noch nicht aufgegeben, was wiederum eine interessante Parallele zu Ichabods Gefühlen für Katrina ist, für die er alles aufs Spiel setzen würde. Es scheint fast so, als würde Ichabod sich hier selbst wiedererkennen und nur ungern lässt er dann Katrina zurück, bei der nun erste Spekulationen aufkommen könnten, wie lange sie ihre Loyalität gegenüber Ichabod unter den düsteren Einflüssen Abrahams, Henrys und Moloch aufrechterhalten kann.

Ichabod (Tom Mison) und Abbie (Nicole Beharie) bereiten das Beschwörungsritual vor. © FOX

Point of no return

Letztendlich stehen Ichabod und Abbie erneut allein auf weiter Flur, auch wenn sie mit dem „Kindred“ eine neuen Waffe geschaffen haben, die in der zweiten Staffel von Sleepy Hollow sicherlich noch weitere Auftritte haben wird. Erwähnenswert ist darüber hinaus, dass Abbie Ichabod sehr deutlich davon berichtet, was für Spuren die Zeit im Fegefeuer bei ihr hinterlassen hat und dass sie hart auf die Probe gestellt wurde, eventuell sogar zu hart. Dies könnte der Beziehung der beiden einen neue Komponente geben, denn ihre Zusammenarbeit fußt auf absoluten Vertrauen, welches in naher Zukunft immer wieder erschüttert werden könnte.

Sehr spannend ist auch, was für eine Rolle Irving einnehmen wird. Dieser wird nämlich in der letzten Szene von Henry manipuliert und unterschreibt buchstäblich mit seinem eigenen Blut einen scheinbar harmlosen Vertrag. Den ehemaligen Polizeichef hat wohl noch niemand hinsichtlich Henry vorgewarnt, nun könnte er eine neue Möglichkeit für Molochs obersten Handlanger darstellen, die Hölle auf Erden zu entfesseln.

Fazit

In The Kindred ereignen sich einige interessante Entwicklungen, die sich hier und da vielleicht nach ein wenig zu viel des Guten anfühlen könnten. Trotzdem gelingt den Machern eine sehr zielgerichtete Episode, die Tempo, Spannung, Charakterentwicklung und Humor zu bieten hat. Insbesondere die Beziehung zwischen Ichabod und Abbie wird man in den nächsten Woche sehr aufmerksam verfolgen, tragen beide Figuren doch ihren persönlichen Ballast mit sich, der sie vor schwierige Aufgaben stellen könnte.

Bis auf ein paar kleinere Kritikpunkte - für Jenny muss man nach wie vor einen geeigneten Platz in der Serie finden und so solide Jaffreys Figur der neuen Polizeichefin Reyes ist, so gewöhnlich ist auch ihr erster Eindruck -, „The Kindred“ macht Spaß und überzeugt. Somit kann der gute Start in die neue Staffel aus der Vorwoche gleich noch einmal untermauert werden.