Politik

Transparency: EU-Institutionen sind anfällig für Korruption

Lesezeit: 1 min
25.04.2014 01:01
Undurchsichtige Regeln und ein schwacher Schutz für Whistle-Blower fördern die Korruption auf EU-Ebene, so eine Studie von Transparency International. Die EU-Behörde gegen Betrug Olaf kann nicht wirksam gegen die Korruption einschreiten. Denn sie wird auf geheimen Treffen von der Kommission beeinflusst.

Mehr zum Thema:  
Europa >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Europa  

Nachlässigkeit und komplexe Regeln machen die EU-Institutionen anfällig für Korruption und für Interessenkonflikte, so eine Studie von Transparency International. In dem 250 Seiten starken Papier wird erstmals untersucht, wie zehn EU-Institutionen mit dem internen Korruptions-Risiko umgehen.

Die Regeln der EU-Institutionen würden „untergraben durch komplexe Regeln, Nachlässigkeit und einen Mangel an Konsequenz“ zitiert EUobserver Carl Dolan, den Chef von Transparency International.

Der Bericht sagt, dass es im EU-System eigentlich eine gute Grundlage gebe, „um Integrität und Ethik zu unterstützen“. Doch diese Grundlage werde oft untergraben durch eine schwache Umsetzung, einen Mangel an politischer Führung, durch zu wenig Personal und Finanzierung sowie durch Unklarheit darüber, für wen die Regeln gelten.

„Im Resultat bestehen die Korruptions-Risiken auf EU-Ebene trotz Verbesserungen weiter. Zu den dringendsten Risiken gehören die Undurchsichtigkeit bei der EU-Gesetzgebung und beim EU-Lobbying, schlecht geregelte Interessenkonflikte, ein schwacher Schutz für Whistle-Blower und schwache Sanktionen gegen korrupte Unternehmen.“

Zudem fordern die Autoren der Studie mehr Schutz für die Anti-Betrugs-Behörde Olaf. Diese habe zu enge Verbindungen zur EU-Kommission. „Wie können wir sicher sein, dass Olaf wirksam gegen Korruption vorgehen kann, wenn geheime Treffen mit hochrangigen Kommissionsbeamten stattfinden, wo laufende Korruptionsverfahren besprochen werden?“, fragt Dolan.

Die EU ist durch eine Reihe von Korruptions-Skandalen in Verruf geraten. So musste John Dalli im Jahr 2012 als EU-Kommissar für Gesundheit und Verbraucherschutz zurücktreten. Ihm wurde im Zusammenhang mit der Tabak-Gesetzgebung Bestechlichkeit vorgeworfen. Bis heute ist ungeklärt, was hinter dem spektakulären Fall wirklich steckt.

Vor einigen Jahren musste das gesamte Kabinett des damaligen Kommissionspräsidenten Santer wegen Korruption zurücktreten (mehr hier).

Die Finanzindustrie beschäftigt 1.700 Lobbyisten und gibt jährlich 120 Millionen Euro aus, um in die EU-Gesetzgebung einzugreifen. Mehr als 700 verschiedene Finanzlobby-Gruppen waren in den EU-Institutionen im vergangenen Jahr aktiv, so ein Bericht (mehr hier).

Bis zu 120 Milliarden Euro gehen in Brüssel jährlich durch Korruption verloren. Das ist ein Viertel des Budgets der EU. Vor allem in Rumänien, Bulgarien und Tschechien werden illegal öffentliche Gelder verschoben. Die aktuelle Krise begünstigt die Entwicklungen (hier).

Laut einer Umfrage von Eurobarometer glauben 70 Prozent der Bürger in den Mitgliedsstaaten, dass es in den EU-Institutionen Korruption gibt.


Mehr zum Thema:  
Europa >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
18.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...

DWN
Politik
Politik G7-Gipfel auf Capri: Militärische Signale für Ukraine und Nahost
18.04.2024

Inmitten eskalierender Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten kommen die G7-Außenminister auf Capri zusammen, um gemeinsam Strategien...

DWN
Politik
Politik Russische Agenten in Bayern festgenommen: Sabotagepläne aufgedeckt
18.04.2024

Zwei Russland-Deutsche sollen für einen russischen Geheimdienst spioniert haben. Einer der beiden soll sich auch zur Durchführung von...

DWN
Politik
Politik Kampf am Himmel: Ukrainische Verteidiger unter Druck
18.04.2024

Die militärische Lage der Ukraine verschlechtert sich weiter. Es fehlen Mittel, Soldaten und Luftabwehrsysteme, um sich gegen neue...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Halving: Die nächste Evolutionsstufe im digitalen Geldsystem
18.04.2024

Am 20. April 2024 ist es wieder soweit: Das nächste Halving steht vor der Tür. Doch um was geht es bei diesem Event, auf das die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Wirtschaftsstandort Deutschland: 7 Maßnahmen, die den Wohlstand sichern
18.04.2024

Kein Wirtschaftswachstum, Fachkräftemangel, Bürokratie und hohe Energiekosten: Die deutsche Wirtschaft hat viele Baustellen. Im aktuellen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bosch verhandelt über Stellenabbau: Fokus auf Alternativen und Standortsicherung
18.04.2024

Bosch will massiv Stellen streichen, um im internationalen Wettbewerb nicht ins Hintertreffen zu geraten. Dagegen gingen zuletzt Tausende...

DWN
Finanzen
Finanzen Geldvermögen privater Haushalte hat einen neuen Höchststand erreicht
18.04.2024

Die gestiegenen Kurse an den Aktienmärkten und die erhöhten Sparzinsen haben zusammen dazu geführt, dass das Geldvermögen der deutschen...