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Kurioses Hund und Herrchen

Wau! Die sehen sich ja tierisch ähnlich

Wie kommt’s, dass sich Hund und Halter so ähneln? Christoph Schwabe und Christin Vogt haben insgesamt 65 Mensch-Hund-Paare fotografiert. Und sind auf erstaunliche Gemeinsamkeiten gestoßen.

Es ist ein witziges Buch. Es ist ein peinliches Buch. Wer den Fotoband „Doppelpack. Mein Hund und ich“ an irgendeiner Stelle aufschlägt, wird sich darüber lustig machen. Es ist die Frage, auf wessen Kosten.

Der Fotograf Christoph Schwabe, 26, und die Veterinärmedizin-Studentin Christin Vogt, 25, haben insgesamt 65 Paare fotografiert. „Beim täglichen Spaziergang im Hundepark fielen uns immer wieder Halter auf, die ihren Vierbeinern so ähnlich sahen, dass schnell die Idee da war, das auf Bild zu bannen“, sagt Schwabe.

Das Porträtbuch ist eine skurrile Sammlung der buntesten Individuen. Unter den Hunden: Dalmatiner, Möpse, Schäferhund-Mischlinge, Spaniel, Pitbulls, Pudel. Sogar ein chinesischer Shar-Pei guckt in die Kamera. Doch egal, wie exotisch die Rasse, wie zerknautscht das Hunde- und wie glatt oder wie faltig das Menschengesicht: Auf den Fotos hat jeder Topf seinen Deckel gefunden.

Lächeln, Blick, Mimik und Augen – alles stimmt

Neben dem blonden Retriever sitzt die nordische Langhaar-Studentin, der schwarze Kurzhaar-Kreative hält sein Gesicht neben einem frech-vorwitzigen Terrier ins Bild. Der rot gefärbte, hellhäutige Punk hockt neben dem albinofarbenen Jagdhund. Die Ähnlichkeiten sind frappierend und gehen meistens weit über die Frisur hinaus: Lächeln, Blick, Mimik und Augen – alles stimmt.

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„Es scheint, dass Menschen ein Geschöpf wollen, das so ist wie sie“, stellten vor einigen Jahren die Psychologen Nicholas Christenfeld und Michael M. Roy von der University of California in San Diego fest. Beim Aussuchen eines Hundes, so die Forscher, „suchen die Menschen auf gewisse Art einen, der ihnen ähnelt, und wenn sie einen Rassehund wählen, bekommen sie genau, was sie wollen.“

Christenfeld und Roy hatten in einem amerikanischen Hundepark wahllos 45 Hunde und ihre Besitzer ausgewählt und fotografiert, jeweils Hund und Herrchen vor unterschiedlichem Hintergrund, um eine mögliche Zuordnung zu vermeiden. Anschließend legten sie mehreren Dutzend Studenten nacheinander die Bilder der Hundebesitzer vor. Sie sollten von zwei Tierfotos das jeweils passende zuordnen.

Erstaunliches Ergebnis: Bei einer Mehrheit gelang das. Gleich und gleich gesellt sich tatsächlich gern. Doch die Psychologen fanden noch eine zweite Regel: Vor allem reinrassige Hunde (16 von 25) sehen aus wie der Mensch an ihrer Leine. Nicht aber die Bastarde! Nur sieben von 20 Mischlingen fanden im Foto-Test zum richtigen Halter.

Am meisten überrascht es aber, dass die Trefferquote nichts mit der Dauer des Zusammenlebens von Zwei- und Vierbeinern zu tun hat. Wer so aussieht wie sein Hund, hat sich also offenbar bereits beim Kauf ein Alter Ego ausgesucht, folgerten Christenfeld und Roy in ihrer Studie. Umgekehrt müsse derjenige, der einen Mops gekauft habe, nicht befürchten, sich nach und nach in einen Mops zu verwandeln.

Paare gleichen ihre Mimik an

Es gibt bei dem Wunsch nach Einheit und seelischer Verwandtschaft also doch noch ein paar natürliche Grenzen. Und hier liegt der wesentliche Unterschied zu menschlichen Paaren: Psychologen haben inzwischen nachgewiesen haben, dass sie über die Jahre hinweg ihre Mimik angleichen und ähnliche Gesichtszüge entwickeln.

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Dass sich bei Mensch und Hund die Ähnlichkeiten vor allem aufs Äußerliche beschränken, zeigen auch die Doppelpacks aus dem Fotoband.

Da ist Erik, 26 Jahre alt, Fahrradkurier und sein vierjähriger Podenco Fernando. Der kleine Fernando kam aus einer Tötungsstation zu Erik. Blöd nur, Fernando hatte panische Angst vor Fahrrädern. Aus Rücksicht auf seinen ängstlichen Hund lässt Fahrradkurier Erik deshalb häufig sein Rad stehen und läuft zu Fuß. Erik sagt: „Ich würde mein letztes Hemd für Fernando geben.“ Auf ihrem Porträt sehen die beiden aus wie ein altes Ehepaar.

130 kleine Geschichten

Christoph Schwabe erinnert sich gern daran, wie die Porträts entstanden. „Ein Hund hat das Zimmer demontiert und Kisten aus den Regalen gezogen. Und dann war da der Hund, der Angst hatte vor glatten Oberflächen. Er hat sich darauf bewegt, als stünde er auf Eisschollen, die jederzeit zu kippen drohten. Da hat der Weg über geflieste Treppen, bis in den dritten Stock schon eine Weile gedauert. Letztendlich haben wir ihm mit kleinen Türvorlegern – wie kleine Rettungsinseln – den Weg zum Fotohintergrund gebahnt“, sagt der Fotograf.

65 Paare hat Schwabe fotografiert, macht 130 kleine Geschichten seiner tierischen und menschlichen Models, an die Schwabe sich bis heute erinnert und in dem Buch festgehalten hat.

Zum Beispiel die Geschichte von Monique und ihrem Hund. Monique ist 35 Jahre alt und Frührentnerin. Hund Kalle stammt aus China, ein Shar-Pei, körperlich sind Hunde dieser stark überzüchteten Rasse oft gehandicapt. Monique sagt: „Ich bin körperlich behindert, genau wie mein Hund. Ich habe Kalle vor drei Jahren bei Ebay gefunden. Durch seine ruhige und liebe Art hat er mich aus einem Tief befreit. Ich möchte nie mehr ohne Kalle sein.“

„Doppelpack. Mein Hund und ich“. Cristoph Schwabe, Christin Vogt. Herbig Verlag. 144 Seiten, 14,99 Euro

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