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Game of Thrones: Valar Dohaeris - TV-Kritik

Ser Jorah Mormont hilft Daenerys Targaryen auf / (c) HBO
Ser Jorah Mormont hilft Daenerys Targaryen auf / (c) HBO

Der Winter ist zurück! Game of Thrones kehrt mit Valar Dohaeris endlich in die Fernsehlandschaft zurück und beglückt die Fans mit angespannten Konfrontationen, abgetrennten Körperteilen und blumiger Sprache. Hat sich das Warten gelohnt? Und ob.

Beyond The Wall

Gleich in der ersten Sekunde lässt Valar Dohaeris keinen Zweifel daran, um welche Serie es sich handelt. Bei schwarzem Bildschirm hört man nur Schneegestöber, Schreie und die unverkennbare Geräuschkulisse einer Schlacht. Das kann nur Game of Thrones sein.

Passend zum Ende der zweiten Staffel kehren wir in die eisige Einöde hinter der Wall zurück, wo sich die Night's Watch weiterhin sowohl mit normalen Toten als auch mit Untoten, den sogenannten Wights, herumschlägt. Dass Samwell Tarly (John Bradley) seinen einzigen Auftrag, nämlich die Raben abzuschicken, nicht ausgeführt hat, sorgt nicht gerade für Begeisterungsstürme. „Dark wings, dark words“ besagt ein Sprichwort in Westeros, doch was ist mit „No wings, no words?“ Eins ist sicher: Der Start in die neue Staffel lässt Schlimmes erahnen.

Unterdessen erreicht Jon Snow (Kit Harington) als Gefangener das Lager der Wildlings, das im starken Kontrast zu allem steht, was Jon aus seinem bisherigen Leben mit Ordnung und Disziplin kannte. Umher rennende Kinder, wildes Durcheinander und Riesen, die beim Aufbau helfen. Seine verdutzten Blicke amüsieren hier nicht nur Ygritte (Rose Leslie), sondern sicherlich auch den Zuschauer. Der ein oder andere hatte vielleicht auf den Kultsatz „You know nothing, Jon Snow“ gehofft, der ließ allerdings auf sich warten.

Die Atmosphäre bei Jons Begegnung mit dem King beyond the Wall Mance Rayder (Ciaran Hinds) könnte angespannter kaum sein. So wird er nicht nur wegen seiner Unwissenheit belächelt (auch hinter der Wall kann man sich wohl durch demütiges Hinknien vor dem Falschen eines gesellschaftlichen Fauxpas' schuldig machen), sondern vor allem mit Misstrauen empfangen. Als Jon auf die Frage, warum er die Night's Watch verraten habe, antwortet, er wolle frei sein, glaubt ihm der König der Wildlings nicht. Erst die Antwort, er wolle für die Lebenden kämpfen, nachdem er gesehen hat, wovor sein Lord Commander die Augen verschlossen hatte, scheint Mance zufriedenzustellen. Die Frage ist nur: Lügt Jon hier, um der drohend auf ihn gerichteten Axt zu entgehen oder haben sich seine Zweifel aus der vorherigen Staffel tatsächlich vertieft?

King's Landing

In der Hauptstadt hat der paranoide Tyrion (Peter Dinklage) unterdessen genug davon, in seinem heruntergekommenen Zimmer vor sich hin zu vegetieren und sein vernarbtes Gesicht zu betrachten. Bei einem Besuch seiner Schwester Cersei (Lena Headey), liegen die unausgesprochenen Drohungen und Anspielungen - beispielsweise über Joffreys tatsächliche Abstammung - so schwer in der Luft, dass sie einem beinahe aus dem Bildschirm entgegen schweben.

Auch hier ist die Stimmung kaum lockerer, während sich Vater und Sohn gegenüber sitzen - einer im Licht, der andere im Schatten. Die frostige Verachtung und Autorität, die Lord Tywin (Charles Dance) hier ausstrahlt, unterstreicht geradezu schmerzhaft die harten Worte, mit denen er seinem jüngsten Sohn unmissverständlich klar macht, warum er eine Schande für den Namen Lannister sei und somit niemals als Erbe in Frage käme.

Gepaart mit dem Spiel des wieder einmal großartigen Dinklage wird diese Szene zum Highlight der Episode. Der gebrochene Tyrion, der nach dem gesellschaftlichen Absturz vom Hand of the King zum Niemand nur noch blass an den stolzen Lannister aus der zweiten Staffel erinnert, hofft sehr offensichtlich auf nichts mehr als auf die Anerkennung seines Vaters. Dabei gibt er ein so trauriges Bild ab, dass man ihn gerne in den Arm nehmen möchte. Für Buchkenner ist diese Szene außerdem ein erster Hinweis darauf, wie die Serie einen bestimmten Handlungsstrang aufbauen wird.

Auf den Straßen von King's Landing herrscht noch immer Elend und genau das scheint Margaery Tyrell (Natalie Dormer) bekämpfen zu wollen. Während der verhasste König Joffrey (Jack Gleeson) sich nicht aus seiner vergitterten Sänfte traut, hüpft seine neue Verlobte sorglos durch Fleebottom und besucht ein Waisenheim, wo sie mit den Kindern redet und Spielzeug an sie verteilt. Ihr klares Ziel: das Volk auf ihre Seite ziehen. Das bleibt Cersei natürlich nicht verborgen und sorgt für interessante Gespräche beim Abendessen. Hier fällt zum einen Joffreys Höflichkeit gegenüber Margaery auf, die an seinen falschen Charme aus der ersten Staffel erinnert, und zum anderen Cerseis herrlich zickiger Gesichtsausdruck. Wer hätte gedacht, dass man diesen in der Satffel-Pause so vermissen könnte?

Astapor

Daenerys Targaryen (Emilia Clarke) und ihre stetig wachsenden Drachen haben es inzwischen auf ein Schiff geschafft und halten auf Astapor zu, wo die letzte ihres Hauses trotz ihrer Zweifel eine Sklavenarmee erwerben soll. Unwillig, dies nun mit Ser Jorah (Iain Glen) zu diskutieren, wimmelt sie ihn mit den Worten ab, der Tag sei zu schön, um zu streiten - wunderbar untermalt von Würgegeräuschen und dem Platschen von Erbrochenem im Hintergrund.

In Astapor angekommen, verhandelt die Mother of Dragons mittels einer Übersetzerin mit einem Sklavenhändler. Die Szene besticht vor allem durch die amüsante Diskrepanz zwischen den beleidigenden Aussagen in Low Valyrian des Sklavenhändlers und den stark zensierten Übersetzungen seiner Sklavin. Ob Daenerys wohl insgeheim weiß, was der gute Mann da über sie sagt?

Leser der Romanreihe werden sich außerdem über die berühmt-berüchtigte Nippelszene gefreut haben, in der die Disziplin und Schmerzlosigkeit der Sklaven durch das Abschneiden einer Brustwarze demonstriert wird. Wie Daenerys hier mitfühlend zusammenzuckt, verhindert, dass sie bei all dem Machthunger und der Entschlossenheit zu unmenschlich wirkt und ruft in Erinnerung, dass sie durchaus eine Frau mit einem Gewissen und Skrupeln ist.

Als ihr Leben kurz darauf wieder durch einen Anschlag in Gefahr gerät, wird die Khaleesi von einem Unbekannten gerettet, der sich daraufhin als der ehemalige Commander der Kingsguard Ser Barristan Selmy (Ian McElhinney) zu erkennen gibt und ihr seine Treue schwört. Dass seine Identität hier gleich preisgegeben wird, raubt der Serie so leider einen der überraschendsten Momente des Romans A Storm of Swords, in dem sich erst sehr viel später herausstellt, wen Daenerys hier vor sich hat.

Fazit

Wie schon im Auftakt der letzten Staffel ist die Funktion der Episode Valar Dohaeri nicht so sehr das Vorantreiben der Handlung, sondern vielmehr eine Bestandsaufnahme. Wo stehen die einzelnen Figuren und Parteien gerade? Wie sind die Beziehungen und wie verschieben sich langsam die Spielsteine? Langeweile kommt dabei aber keinesfalls auf. Valar Dohaeris ist ein ruhiger, aber kraftvoller Einstieg in die neue Staffel und verspricht mindestens genau so Großartiges wie in den vorherigen.

Dass bei so vielen Handlungssträngen auf einige Figuren kaum oder auch noch gar nicht eingegangen wird, war zu erwarten. Wie die Macher das im Rest der Staffel unter einen Hut bekommen werden, bleibt abzuwarten.

Podcast zur Serie

Christina Greiner

Der Artikel Game of Thrones: Valar Dohaeris - TV-Kritik wurde von Christina Greiner am Uhr erstmalig veröffentlicht.

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