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Intuition schlägt Wissen: Babys sind in Mathe besser als Dreijährige
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colourbox.de Das Bild vom "Forscher in Windeln" ist falsch. Die kognitive Entwicklung sei in den ersten Lebensjahren stärker von Brüchen und weniger Kontinuität gekennzeichnet als bislang angenommen. 

In Tests schneiden Babys bei mathematischen oder physikalischen Aufgaben besser ab als ältere Kinder. Das haben sie ihrem intuitiven Wissen zu verdanken. Trotzdem sind sie keine "Forscher in Windeln".

Mit ausgeklügelten Tests erkunden Entwicklungspsychologen aus Greifswald in einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt das Denken von Kleinkindern. Am Mittwoch wird im Institut für Psychologie der Universität Greifswald das 1000. Kind untersucht.

Forscher in Windeln?

Mit ihren Forschungen stellen die Wissenschaftler auch in der Gesellschaft gängige Auffassungen infrage. "Die Vorstellung von Babys als "Forscher in Windeln" ist ein Klischee", sagte der Professor für Entwicklungspsychologie der Universität Greifswald, Horst Krist, am Mittwoch der dpa. 

Die von der Säuglingsforschung in den vergangenen Jahren angenommene Kontinuität in der Entwicklung des Denkens gebe es nicht. "Säuglinge denken rein intuitiv und ganz anders als Kinder im Vorschulalter, deren Denken an die Sprache gekoppelt ist." In einer Umbruchphase, die ungefähr im Alter von drei Jahren stattfinde, schnitten Kinder bei den Untersuchungen in Greifswald bei Aufgaben zum mathematischem, physikalischen oder psychologischen Verständnis schlechter ab als Babys. "In diesem Alter wird das intuitive Wissen von expliziteren, bewussteren Formen des Wissens überlagert."

Dreijährigen steht Sprache im Weg

Die genauen Ursachen für das schlechtere Abschneiden von Dreijährigen kennen die Forscher noch nicht genau, aber offenbar steht ihnen dabei die Sprachentwicklung im Weg. "Kinder beginnen mit drei Jahren auf das Pferd Sprache zu setzen", sagte Krist. "Sie wollen ihr Wissen in Sprache artikulieren, sind darin aber noch sehr schlecht." Als Vergleich nannte er die Fortbewegung von Kindern. "Ein Kind, das super krabbeln kann, stellt trotzdem auf das Laufen um, obwohl es damit zunächst einmal weniger Erfolg haben wird." 

Überzogene Schlussfolgerungen wie die  Förderung des Babys im Mutterleib, die auf der Grundlage basierten, dass in Babys bereits der Forscher in Windeln stecke, müssten überdacht werden. In den ersten Lebensjahren gebe es enorme Veränderungen im Denken. Die kognitive Entwicklung sei in den ersten Lebensjahren stärker von Brüchen und weniger Kontinuität gekennzeichnet als bislang angenommen. 

Krist verwies in diesem Zusammenhang auf die "infantile Amnesie", das Nicht-Erinnern-Können der ersten Lebensjahre. Ereignisse in den ersten Jahren würden noch nicht sprachlich abgespeichert und deshalb später auch nicht mehr erinnert. "Wenn die Sprache dazu kommt, macht das intuitive Denken aus dem Säuglingsalter dem bewussten, expliziten Denken Platz." 

Keine voreiligen Rückschlüsse auf Frühförderung

In spielerischen Situationen erfassten die Entwicklungspsychologen das naive (alltagsbezogene) mathematische, physikalische und psychologische Denken von Kindern im Alter von einem bis sechs Jahren. Im Test "Schweinchen-Theater" wird den Kindern beispielsweise eine Bühne mit einem Schweinchen gezeigt. Danach wird der Vorhang heruntergelassen und sichtbar für das Kind von der Seite ein zweites Schweinchen hineingeschoben. Nicht sichtbar wird ein drittes Schweinchen danebengestellt und der Vorhang gehoben. Während Babys mit Verwunderung und langem Blickkontakt auf die drei Schweinchen reagieren, würden Dreijährige das Bild mehrheitlich ohne Widerspruch und Verwunderung hinnehmen. Ein weiterer Test ist das Klötzchenspiel. Auch bei diesem Test schnitten Babys und Zweijährige teilweise besser ab als Dreijährige. 

Der Professor für Entwicklungspsychologie warnt vor voreiligen Rückschlüssen für eine möglicherweise noch zielgerichtetere Frühförderung. Ziel der Grundlagenforschung sei es zunächst, die frühe Entwicklung des Denkens und Wissens und damit auch die Kognition im Erwachsenenalter besser verstehen zu können. Nur auf der Basis eines realistischen Bildes ließen sich optimale Lern- und Erfahrungsumwelten für Kinder schaffen und Strategien für die adäquate Förderung von Kindern mit Entwicklungsdefiziten ableiten.

Video: Wenn Babys zum ersten Mal in eine Zitrone beißen

ali/dpa/mv
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