Lego baut aufs Tablet

«Ultra Agents» verbinden reale und virtuelle Welten.

Marc Bodmer
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Mit «Ultra Agents» zielt Lego auf die Generation der Tablet-Computer-Anwender. (Bild: (pd))

Mit «Ultra Agents» zielt Lego auf die Generation der Tablet-Computer-Anwender. (Bild: (pd))

Mit ihrer neusten Produktelinie, «Ultra Agents», spricht Lego die Tablet-Computer-Generation an und lässt Bauklötze aus Plastic und Pixelgebilde auf dem Bildschirm verschmelzen.

Eine Nase für Neues

Mit Hybrid-Spielmodellen, die Gegenständliches mit Virtuellem verbinden, wurde in den vergangenen Jahren immer wieder experimentiert. Interessant beim von Lego gewählten Ansatz ist, dass zu den Bausätzen der «Ultra Agents»-Linie gleich zwei Apps veröffentlicht wurden: «Ultra Agents» und «Antimatter». Während Erstere eine Art interaktiven Comic mit Spielelementen präsentiert, die auch ohne Zusatzelemente gespielt werden kann, verlangt «Antimatter» den Einsatz von sogenannten Appbricks. Diese speziellen Steine, so erklärt Lego, seien mit Karbon beschichtet und leiteten die «Elektrizität» des Fingers auf das Tablet. Das bedingt, dass die Appbricks gleichmässig auf die Glasoberfläche gedrückt werden müssen, was Kindern nicht immer leichtfällt. – Nebst Fingerspitzengefühl braucht es auch ein fettes Portemonnaie, wenn man die gesamte virtuelle Komponente der «Ultra Agents» erkunden will: Die App verlangt nach verschiedenen Appbrick-Konstellationen, die den Kauf mehrerer Bausätze nötig machen.

Lego hat es im Vergleich zu vielen traditionellen Spieleherstellern, die sich mit der Digitalisierung schwertun, geschafft, die Computertechnik als Chance zu sehen. Das 1932 gegründete Unternehmen aus Dänemark hat nach einer massiven Krise zu Beginn der Jahre 2000 eine Nase fürs Neue bewiesen und gewissermassen Stein um Stein eine Basis für die digitale Zukunft aufgebaut. Mit den Mindstorms-Roboter-Baukästen, die die Konstruktion von sehr komplexen softwaregesteuerten Maschinen ermöglicht, ist Lego seit 20 Jahren wegweisend.

Ein weiteres digitales Standbein sind die in Partnerschaft mit TT Studios entwickelten Videospiele für Konsolen. Sie geniessen Kultcharakter und sind mit ihrem schrägen Humor längst fester Bestandteil der Game-Welt geworden. Diese Kooperation wird im kommenden Herbst ausgebaut mit Lego Dimensions und der Unterstützung von Warner Bros. Interactive Entertainment. Ähnlich wie Disney verfügt Warner über grosse Namen wie «Batman» und «Superman» oder «Harry Potter» und «Lord of the Rings». Während das Unternehmen Disney seine Marken in seinem Hybridspiel Infinity stets getrennt hat, herrscht bei Lego Dimensions Barrierefreiheit: «Wenn Kinder mit Lego-Bausteinen spielen, beschränken sie sich nicht auf einzelne Marken, sondern mischen all ihre Lieblingsfiguren und -universen», sagt Jon Burton, Gründer von TT Games. «Jetzt können Lego-Fans in einem Videospiel in der virtuellen und in der realen Welt spielen und alles ohne Einschränkungen kombinieren.» So kann Batman mit Zauberer Gandalf zusammenspannen und im Batmobil Schelme jagen, oder Harry Potter macht mit Wonder Woman gemeinsame Sache.

Ein teurer Herbst

Mit Dimensions betritt Lego einen hart umkämpften Markt, wo sich zurzeit Activisions Skylanders, Disneys Infinity und Nintendos Amiibo um Marktanteile zanken. Lego kommt gut vorbereitet und mit den starken Warner-Marken. Es wird ein spannender und für Eltern wohl teurer Herbst werden.

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