Amerika nach Orlando :
Unfähig zur Eintracht

Von Andreas Ross, Washington
Lesezeit: 3 Min.
Flaggen auf Halbmast: Amerika trauert, doch die Politik weiß nicht, wie sie das Land nach der Tragödie auffangen soll.
Die Zeiten, in denen Tragödien die Amerikaner einigten, sind vorbei. Und der Mörder von Orlando hat den Keil in der Gesellschaft noch tiefer getrieben. Ein Kommentar.

Als Terrorakt in Zeiten des „Islamischen Staats“ gehört das Massaker von Orlando in eine Reihe mit den Anschlägen von Paris und Brüssel. Als Dschihadistentat eines mutmaßlich „einsamen Wolfs“ übertrifft es noch das Attentat von San Bernardino im vergangenen Dezember und den Amoklauf auf dem Heeresstützpunkt Fort Hood vor sieben Jahren. Zugleich fügt sich die Attacke auf einen vor allem von Homosexuellen besuchten Nachtclub in eine Liste sogenannter Hassverbrechen gegen Minderheiten in den Vereinigten Staaten: In dieser Woche jährt sich zum ersten Mal die Ermordung von neun schwarzen Kirchgängern in Charleston durch einen weißen Rassisten; einige Monate später schoss in Colorado Springs ein Mann in einer Abtreibungsklinik um sich. „Orlando“ ist überdies der jüngste Eintrag auf einer langen Liste von Massenmorden in Amerika, die mit einem AR-15 oder mit einem ähnlichen Sturmgewehr verübt wurden: Das Kino-Massaker von Aurora im Jahr 2012 gehört dazu, ebenso der Amoklauf einige Monate später an einer Grundschule in Newtown. Auch in diesem Jahr verlosen Republikaner Sturmgewehre im Wahlkampf.

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