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Ein Schmuckstück für Berbisdorf

Der Haltepunkt der Lößnitzgrundbahn wird wieder denkmalgerecht aufgebaut. Und auf der Strecke werden 1 000 Bahnschwellen ausgetauscht.

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© Norbert Millauer

Von Wolf Dieter Liebschner

Berbisdorf. Der Haltepunkt Berbisdorf ist die vorletzte Station des legendären Lößnitzdackels auf der Strecke von Radebeul-Ost nach Radeburg. Über Jahre hinweg bot die Station keinen schönen Anblick. An der Wartehalle, die 1920 gebaut worden war, nagte der Zahn der Zeit mit zunehmendem Erfolg. Sie war bereits seit mehreren Jahren gesperrt und wurde Anfang September 2015 abgerissen. An ihrer Stelle wird nun ein Gebäude nach denkmalgerechten Maßstäben aufgebaut.

Mit diesem Spezialfahrzeug werden neue Bahnschwellen im Gleisbett der Lößnitzgrundbahn verankert.
Mit diesem Spezialfahrzeug werden neue Bahnschwellen im Gleisbett der Lößnitzgrundbahn verankert. © Norbert Millauer

„Der Abriss war dringend notwendig“, sagt der Berbisdorfer Zimmerermeister Rico Sachse. „Das Gebäude war baufällig: Das Dach war größtenteils eingestürzt, die Wände instabil.“ Derzeit sind drei Mitarbeiter des Betriebs mit dem Aufbau beschäftigt. Das Grundgerüst der Konstruktion steht bereits, auch das Dach wird in den nächsten Tagen fertiggestellt. „In der letzten Novemberwoche werden wir das Gebäude mit der Außenverschalung komplettieren.“

Der Haltepunkt Berbisdorf soll ein Schmuckstück erhalten. Die Arbeiten sind anspruchsvoll, denn das Gebäude wird im Maßstab 1:1 genau nach dem historischen Vorbild errichtet. Außerdem sind Vorschriften des Denkmalschutzes zu beachten. „Wir verwenden normales Konstruktionsholz“, sagt Zimmermann Sachse. „Das Gebäude erhält Fachwerkverzierungen und geschwungene Sparrenköpfe. Wir verwenden Holznägel und Zapfen für den Bau.“ Erfahrungen mit diesen aufwendigen Details haben Sachse und seine Leute. Ähnliche Anforderungen waren am Radeburger Kirchturm gefragt, wo die Firma den Glockenstuhl saniert hat.

Pilotprojekt für Schmalspurbahner

Auftraggeber des Haltepunkt-Baus ist die Sächsische Dampfeisenbahngesellschaft (SDG). Doch der Haltepunkt Berbisdorf ist nicht die einzige Baustelle entlang der Lößnitzgrundbahn. Seit dem 2. November werden in den Streckenabschnitten zwischen Lößnitzgrund und Weißes Roß sowie zwischen Moritzburg und Cunnertswalde insgesamt 1 000 Bahnschwellen ausgetauscht. Die alten Schwellen waren „organisch verschlissen“, so SDG-Eisenbahnbetriebsleiterv Mirko Froß. „Das heißt nichts anderes, als dass die Schienen klappern.“

Als Ersatz werden im oberen Abschnitt 500 Holzschwellen und im unteren Abschnitt 500 Schwellen aus recyceltem Kunststoff in das Gleisbett eingebracht. „Für uns ist das ein Pilotprojekt“, so Mirko Froß. „Die Kunststoffschwellen sind rund zehn Jahre von den Dresdner Verkehrsbetrieben getestet worden. Wir haben noch keinerlei Erfahrungen damit.“ Es gilt jedoch als erwiesen, dass die Kunststoffschwellen eine wesentlich längere Haltbarkeit als die Holzschwellen haben.

Bei Letzteren wird mit einer Einsatzzeit von 20 bis 25 Jahren gerechnet. „Die Kunststoffschwellen sind einschließlich des Einbaus zwar rund ein Drittel teurer als Holzschwellen, aber sie haben noch einen weiteren Vorteil“, sagt der SDG-Chef. „Wenn sie ihren Dienst getan haben, können sie geschreddert und anschließend wieder zu Kunststoff verarbeitet werden.“

Gemeinsam mit dem Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) investiert die SDG rund 480 000 Euro in die Ertüchtigung der Gleisanlagen der Schmalspurbahn. Ausgeführt werden die Arbeiten von der Dresdner Gleisbaufirma Sersa sowie der Gleisbau Bautzen GmbH.

Die Gleisbauarbeiten sollen bis zum Freitag dieser Woche abgeschlossen sein. Bis dahin verkehren keine Züge. Es wurde Schienenersatzverkehr eingerichtet. Die Bahnmitarbeiter nutzen diese Zeit, um die Fahrzeuge flott zu machen. In der Lokwerkstatt in Radebeul-Ost müssen an den beiden Dampflokomotiven die Kessel ausgewaschen und notwendige Reparaturen und Unterhaltungsarbeiten durchgeführt werden, sagt Mirko Froß.