Seit vielen Jahren kämpfen die Bewohner von Zepernick und Bernau für einen 10-Minuten-Takt der S-Bahn. Nun gibt es neue Hoffnung.

Ab Ende 2016 könnte die Berliner S-Bahn alle zehn Minuten nach Zepernick und Bernau (Barnim) fahren. Aktuell besteht auf dem Nordast der Linie S2 (Blankenfelde–Bernau) ab Berlin-Buch nur ein 20-Minuten-Takt. Möglich wird die dichtere Zugfolge durch einige Umbauten, die die Deutsche Bahn bei der für Oktober 2016 vorgesehenen Inbetriebnahme eines elektronischen Stellwerks plant. Während der einmonatigen Vollsperrung der Strecke ab 30. September sollen unter anderem eine Weiche bei Karow durch ein Modell ersetzt werden, das den Zügen eine höhere Geschwindigkeit bei der Überfahrt ermöglicht. Außerdem will die Bahn das Ausfahrtsgleis am Endbahnhof Bernau um 200 Meter verlängern, kündigte Olaf Schroeder von der DB Netz AG an. Beide Änderungen würden den S-Bahn-Zügen das erforderliche Zeitpolster für einen dichteren Takt auf diesem Streckenabschnitt geben.

Langer Kampf der Anwohner

Die Bewohner der beiden prosperierenden Speckgürtel-Gemeinden, von denen viele in Berlin zur Arbeit gehen, kämpfen seit vielen Jahren für einen Zehn-Minuten-Takt bei der S-Bahn. Zuletzt hatte es 2012 eine Initiative dafür gegeben, die von mehr als 5100 Einwohnern unterschrieben wurde. Auch viele Bewohner von Buch und Karow unterstützen der Vorstoß. Die Pankower Ortsteile leiden unter den zahlreichen Autos, die von Barnimer Berufspendlern tagsüber in der Nähe der S-Bahnhöfe abgestellt werden. An diesen Stationen hält die S-Bahn nicht nur alle zehn Minuten, es gilt auch der günstigere Tarif AB.

Zweites Gleis nach Kriegsende demontiert

Bislang hieß es, dass ein Zehn-Minuten-Takt betriebstechnisch erst nach Wiederaufbau des nach Ende des Zweiten Weltkriegs demontierten zweiten Gleises möglich sei. Die Schienen wurden - wie an vielen anderen Stellen im Berliner S-Bahn-Netz - als Reparationsleistung in die Sowjetunion abtransportiert. Für einen Wiederherstellung des Vorkriegszustands war aber nie Geld da, weder zu DDR-Zeiten, noch nach der deutschen Wiedervereinigung. Wegen neuer Vorschriften wäre der Bau eines zweites Gleises inzwischen extrem teuer, so Bahn-Vertreter Schroeder. So müsste der Abstand zwischen den Gleisen größer sein als in der ursprünglichen Lage. Das wäre nur durch eine Verbreiterung des Bahndamms und aufwendige Stützbauwerke möglich.

Strecke nach Bernau wird modernisiert

Die nun geplanten Arbeiten an Weichen und Schienen sind Teil einer ohnehin notwendigen Modernisierung der S-Bahn-Strecke von Blankenburg nach Bernau. Dort wird die alte, noch aus den 1920er-Jahren stammende mechanische Zugsicherung (bekannt auch als „Bernauer Fahrsperre“) durch ein modernes elektronisches Zugbeeinflussungssystems ersetzt. Dafür erforderlich ist die Inbetriebnahme ein neues Computer-gesteuertes Stellwerk. Für das Projekt stehen laut Schroeder 30 Millionen Euro bereit. Die Arbeiten haben im Sommer begonnen, seither wird der Zugverkehr der S2 regelmäßig ab 22 Uhr unterbrochen.

Länder müssen dichteren Takt bestellen

S-Bahn-Chef Peter Buchner steht dem Vorschlag durchaus aufgeschlossen gegenüber. Voraussetzung für mehr Zugfahrten nach Bernau ist allerdings eine Bestellung der Leistung durch die Länder. Dafür will sich der Barnimer Landtagsabgeordnete Uwe Liebehenschel (CDU) jetzt in Potsdam stark machen. Unterstützung dafür bekam er auf einer Bürgerversammlung in Zepernick. Der Bürgermeister von Panketal. Rainer Fornell (SPD), wies darauf hin, dass ein Zehn-Minuten-Takt auch den Parkdruck in der eigenen Gemeinde vergrößern könnte. Erst vor Kurzem hatte die Gemeinde einen neuen Park&Ride-Platz mit 160 Pkw-Abstellplätzen in der Nähe des S-Bahnhofs Zepernick in Betrieb genommen.