Baustellen sorgen für Staus rund um den Flughafen Tegel. Fluggäste sollten mehr Zeit einplanen. Auch in Mitte wird es eng.

Der Flughafen Tegel platzt aus allen Nähten. Immer mehr Fluggäste verlassen von hier aus die Stadt oder landen im Norden Berlins. Allein in den ersten neun Monaten dieses Jahres waren es 15.891.301 Passagiere, 1,8 Prozent mehr, als im Vorjahreszeitraum. Und bis auf einige Ausnahmen wird das steigende Aufkommen auch bewältigt. Aber ausgerechnet mehrere kleine Baustellen auf dem Flughafen und an der Zubringerstrecke bringen den Verkehr am Boden mehrmals täglich nahezu zum Erliegen. Und die Nerven bei ankommenden Passagieren sowie bei den Auto- und Taxifahrern liegen blank. Auf der dringenden Suche nach freien Taxen sind Geschäftsleute unter Termindruck bereits handgreiflich geworden. „Die schubsen sich gegenseitig weg und rennen sich über den Haufen, um einen freien Wagen zu bekommen“, berichtete ein Taxifahrer von seinen morgendlichen Erfahrungen.

Hintergrund dafür sind Bauarbeiten auf dem oberen Innenring am Terminal A. Derzeit wird im Bereich der so genannten überdachten Ladeleiste saniert. Der Teil also, an dem die Taxen halten, um Fahrgäste einsteigen zu lassen. Das würde nach Angaben einiger Taxifahrer zum Chaos führen. Die beengten Platzverhältnisse vor den Terminals A und B führen zum Stau bis zurück auf die Stadtautobahn.

Im Schritttempo von der Autobahn zum Flughafen

„Früh im Berufsverkehr geht ab ungefähr 7.30 Uhr kaum noch etwas auf den Straßen zum Flughafen“, sagte Taxifahrer Günther Clüver. Man würde teilweise nur im Schritttempo vorwärtskommen. „Dann staut es sich schon ab Heckerdamm auf der Autobahn A111 in Richtung Hamburg, weil die zwei Spuren zum Flughafen dicht sind.“ Da der Rückstau vom Innenring am Terminal A so lang ist, würden die Autos bereits auf der Straße vom Autobahnzubringer Hamburg der A111 zum Flughafen stehen. Gerade am Morgen und am Abend wollen private Autofahrer Freunde und Bekannte hinbringen oder abholen. Zusätzlich wollen Taxifahrer Fahrgäste zum Terminal A bringen. Aber bereits vor der Auffahrt in den Innenring müssen die Autofahrer ein Nadelöhr passieren. Genau dort, wo sich die Verkehrsströme zum Terminal C und runter vom Taxinachrückplatz kreuzen. Das führt ebenfalls zu starken Verkehrsbehinderungen.

„Jeder Taxifahrer der auf einen Fahrgast wartet, muss auf den großen Taxihalteplatz fahren“, erklärt ein Taxifahrer. „Dort stehen dann rund 500 Taxen und sollen je nach Bedarf nach oben in den Innenring oder zum Terminal C fahren. Das geht aber nicht, wenn der voll ist, beziehungsweise wir überhaupt nicht vom Parkplatz runterfahren können, weil wir nicht durchkommen.“

„Es ist eine einzige Katastrophe“, beschwerten sich am Dienstagmittag Passagiere, die mit Air Berlin aus Palma ankamen. „Hunderte Passagiere warten auf Taxen, aber die Wagen kommen nur tröpfchenweise vorgefahren, weil sie im Stau stehen.“ Zusätzlich würden private Autofahrer den Platz vor dem Terminal C zuparken.

BVG-Bushaltestelle „Luftfracht“ bis Donnerstagabend außer Betrieb

„Wir bedauern die Einschränkungen für die Passagiere sehr, aber das sind alles Ausbesserungen, die wir machen müssen“, sagte Lars Wagner, Pressesprecher der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH. „Wir können Reisende nur bitten, auf die aktuelle Situation zu schauen und mehr Zeit für die An- und Abfahrt zum Flughafen einzuplanen.“ Seit Dienstag bis Donnerstag ist eine zusätzliche Baustelle hinzu gekommen. Diese führt zu weiteren Einschränkungen und behindert die Abfahrt vom Flughafen Tegel. Bis Donnerstagabend 19 Uhr wird die Asphaltdecke vor einer BVG-Haltestelle instandgesetzt. Dadurch wird die BVG-Bushaltestelle „Luftfracht“ in Richtung Saatwinkler Damm in diesem Zeitraum nicht angefahren. Ab der Flughafenausfahrt wird in dieser Zeit die Fahrbahn zur A111/Saatwinkler Damm in Richtung A 100 auf eine Fahrspur verengt.

Diesen Engpass haben die Autofahrer am Dienstagmorgen zu spüren bekommen. Das Abbiegen auf den Saatwinkler Damm und die Fahrt auf die A 111 wurden aufgrund der Fahrbahneinengungen ebenfalls zur Geduldsprobe. Was dazu führte, dass Autofahrer den Innenring des Flughafens nicht verlassen konnten, da der Stau bis dorthin zurück reichte.

„Es können immer nur soviel Autos auf den Innenring fahren, wie ihn auch Fahrzeuge verlassen haben“, sagte Clüver. „Dem entsprechend wurde der Stau auf der Zufahrt immer größer.“

Staualarm am Alexanderplatz bis Ende Oktober

Zum Schleichverkehr verdonnert sind seit Montagmorgen auch die Autofahrer auf der Grunerstraße in Mitte. Aufgrund von Fahrbahnsanierungen müssen die Autofahrer bis 31. Oktober mit erheblichen Staus in diesem Bereich rechnen. Nach Angaben der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung müssen Gefahrenstellen beseitigt werden. Die Baustelle erstreckt sich von der Grunerstraße zwischen Stralauer Straße/Spandauer Straße und Tunnel Alexanderplatz. In beiden Richtungen stehen jeweils nur ein Fahrstreifen zur Verfügung.

Mit Verkehrsbeeinträchtigungen muss seit Dienstag auch in Wedding auf der Müllerstraße gerechnet werden. Wegen einer Baustelle ist auf dem Abschnitt zwischen Afrikanische Straße und Kongostraße Richtung stadteinwärts der linke Fahrstreifen bis voraussichtlich Mitte November gesperrt.

An der Grunerstraße wird es eng
An der Grunerstraße wird es eng © Steffen Pletl | Steffen Pletl