Community-Fork und neues Unternehmen: Nextcloud ist der "Neustart" für Owncloud

Führende Owncloud-Entwickler, darunter auch der Gründer Frank Karlitschek, starten mit Nextcloud einen Fork des Codes und ein neues Unternehmen. Ziel ist ein besseres Gleichgewicht zwischen Unternehmen, Kunden und Nutzern. Dafür hat sich das Team um Karlitschek viel vorgenommen.

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Nextcloud soll ein echter Community-Nachfolger für Owncloud werden.
Nextcloud soll ein echter Community-Nachfolger für Owncloud werden. (Bild: Nextcloud)

Ende April hat der Owncloud-Projektgründer und bisherige Technikchef des gleichnamigen Unternehmens Frank Karlitschek bekanntgegeben, dieses zu verlassen. Ihm folgten einige andere Kernentwickler. Allen gemein war die recht vage Ankündigung, trotzdem nicht die Community verlassen zu wollen. Nun ist klar, was die Gruppe um Karlitschek gemeint hat: Sie begründen eine von der Community geführte Abspaltung (Fork) des Codes sowie ein neues Unternehmen zur Unterstützung der freien Serverplattform zur Dateisynchronisation. Beides wird Nextcloud heißen.

Inhalt:
  1. Community-Fork und neues Unternehmen: Nextcloud ist der "Neustart" für Owncloud
  2. Echter Community-Einfluss statt Owncloud-Foundation

Mit Nextcloud will das Team schon im kommenden Juli einen vollständigen Ersatz für Owncloud zur Verfügung stellen, der sowohl von Heimanwendern als auch von Unternehmenskunden problemlos anstelle von Owncloud verwendet werden kann. Das neue Unternehmen entsteht dabei in Kooperation mit Spreed.me, das einen WebRTC-Server als Videokonferenzlösung mit Owncloud kombiniert und einen damit vorinstallierten Rechner unter dem Namen Spreedbox verkauft. Das neue Unternehmen führen werden Frank Karlitschek und Niels Mache, der bisher für Spreed.me verantwortlich und Mitgründer von Red-Hat-Deutschland gewesen ist.

Nextcloud wird mehr als nur Dateisynchronisation

Der Fokus von Nextcloud soll darauf liegen, Nutzern die komplette Hoheit über ihre Daten zu geben. Dafür will das Entwicklerteam die Webanwendung über die Kernfunktionalität hinaus deutlich erweitern. Zusätzlich zu dem Teilen und Synchronisieren von Dateien soll der WebRTC-Server von Spreed sowie die dazu gehörige Anwendung integriert werden. Ebenso sollen viel genutzte Owncloud-Anwendungen wie der Kalender oder die Kontaktverwaltung von Nextcloud gepflegt und offiziell unterstützt werden. Denkbar ist auch ein weiterer Ausbau der Zusammenarbeit mit Libreoffice, um Office-Dokumente kollaborativ im Browser zu bearbeiten.

Das Nextcloud-Unternehmen verspricht Unternehmenskunden, die bisher mit Owncloud abgeschlossenen Verträge vollständig weiterzuführen. Kunden sollen so weiterhin den eingeplanten Support von Experten bekommen können, den sie brauchen, um ihre Server weiterlaufen zu lassen. Der Wechsel der Kernentwickler in das neue Unternehmen soll sich dank dieses Angebots nicht nachteilig auf die Kunden auswirken.

Unzufrieden mit dem alten Unternehmen

Der bisherige Community-Manager bei Owncloud und nun für die Kommunikation bei Nextcloud verantwortliche Jos Poortvliet bezeichnet das Vorhaben als "Neustart". Im Gespräch mit Golem.de geben Karlitschek und Poortvliet als Grund für die Neugründung "strukturelle Probleme" und einige "wirtschaftliche Entscheidungen" des Owncloud-Unternehmens an, die für große Unzufriedenheit gesorgt hätten. Nähere Details wollen beide zwar nicht nennen. Das Geschäftsmodell von Nextcloud sei allerdings auf Langfristigkeit und Nachhaltigkeit ausgelegt. Dies konnte das Owncloud-Unternehmen dem Team der Nextcloud-Gründer offenbar nicht in dem gewünschten Umfang bieten.

Darüber hinaus solle Nextcloud eine Balance zwischen den Bedürfnissen des Unternehmens, dessen Kunden und der Entwicklercommunity wiederherstellen. So habe sich das Owncloud-Unternehmen seit 2014 immer weiter aus der Community-Entwicklung zurückgezogen, was zu einer Vielzahl nicht bearbeiteter Beiträge von externen Entwicklern geführt habe.

Nextcloud will diese Situation unter anderem dadurch verbessern, dass auf blockierende Elemente wie etwa ein Contributor Licence Agreement (CLA) oder proprietäre Unternehmens-Apps verzichtet werden soll. Karlitschek sagte dazu Golem.de: "Es gibt viele Dinge zu verbessern. Dafür wollen wir mit der Community zusammenarbeiten und dafür haben wir die Beitragenden". Sämtliche Entwicklungen würden mit Nextcloud folgerichtig öffentlich geschehen.

In der Tradition von Libreoffice

Neben Projektgründer Karlitschek und Poortvliet haben bisher die Entwickler Arthur Schiwon und Björn Schiessle, der für die Sicherheit zuständige Lukas Reschke, der Desing-Chef Jan-Christoph Borchardt sowie der für kritischen Kundensupport verantwortliche Morris Jobke öffentlich gemacht, das Owncloud-Unternehmen verlassen zu haben. Es ist davon auszugehen, dass die Genannten bei Nextcloud weiterarbeiten werden. Vermutlich werden sogar noch einige Entwickler folgen, zumindest sucht Nextcloud aktiv nach weiteren Angestellten.

Poortvliet vergleicht den Fork sowie die Neugründung des Nextcloud-Unternehmens mit der Entstehung von Libreoffice und MariaDB. Die beiden letztgenannten Projekte entstanden als Forks von Openoffice.org beziehungsweise von MySQL. Der Grund für diese Forks war die Unzufriedenheit der Community über die wachsende Dominanz durch den neuen Eigner Oracle.

Vermutlich, um den sich abzeichnenden Verlust eines großen Teils des Entwicklerteams zu stoppen und um auf die bereits geäußerten Probleme im Umgang mit der Community zu reagieren, hat das Owncloud-Unternehmen vor zwei Tagen die Gründung der Owncloud Foundation bekanntgegeben. Die Foundation soll der Ankündigung zufolge als "unabhängige Heimat für Owncloud" mit seinen mehr als 10 Millionen Nutzern und insgesamt 1.000 Beitragenden dienen, wird dieses Ziel aber wohl nur schwer erreichen können.

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Echter Community-Einfluss statt Owncloud-Foundation 
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Apfelbrot 11. Mai 2017

Nö ist es nicht im geringsten. Doch bringt es, mal Kopf einschalten und nachdenken...

jkow 14. Jul 2016

Wie großzügig von Ihnen. Es ist doch gerade Sinn und Zweck der AGPL, dass sie...

johnripper 03. Jun 2016

Wenn du dich auf Open365 beziehst, dann steht es sogar auf der Webseite. Und zwar direkt...

mawa 03. Jun 2016

Nö, das macht immer Sinn. Gerade daran krankt OC und das hat nichts mit "ich übertrage...



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