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Zehn Smartphone-Mythen Nein, WLAN ist nicht immer die schnellste Verbindung

Smartphones müssen jede Nacht an die Steckdose? Handyviren gibt es nicht? Von wegen. Hier erfahren Sie, was an zehn Mythen rund ums Mobiltelefon dran ist.
Mit der der ersten Smartphone-Generation haben moderne Geräte wenig gemein

Mit der der ersten Smartphone-Generation haben moderne Geräte wenig gemein

Foto: REGIS DUVIGNAU/ REUTERS

Jeder benutzt es täglich, aber kaum jemand weiß wirklich alles darüber. Im Gegenteil: Gerade übers Smartphone kursiert viel Halbwissen. Viele falsche, aber weit verbreitete Annahmen stammen noch aus der Frühzeit des Mobiltelefons - und andere haben nie gestimmt.

Wir haben Experten gefragt, an welchen von zehn Mythen etwas dran ist.

1. Mythos: Eine 500-Megabyte-Flatrate reicht eigentlich immer.

Einschätzung: Stimmt nicht mehr. In Zeiten lückenhafter UMTS-Netze und kaum vorhandener Multimedia-Angebote für Mobilgeräte waren 500 Megabyte genau richtig. Doch wer Musik streamt, häuft schnell riesige Datenmengen an. "Da sind Sie dann ganz schnell im Gigabyte-Bereich", sagt Falko Hansen vom Telekommunikationsportal Teltarif.de. Umgekehrt reicht bei zurückhaltender Nutzung mit etwas Surfen und Mailen aber vielleicht auch das kleinere Datenvolumen.

2. Mythos: Anders als alte Handys müssen moderne Smartphones jede Nacht an die Steckdose.

Einschätzung: Stimmt nur noch teilweise. Denn sogenannte Phablets mit Displaydiagonalen jenseits von fünf Zoll werden immer populärer. Und in deren große Gehäuse passt auch ein großer Akku. "Der kann auch mal zwei Tage lang durchhalten", sagt Monika Klein, stellvertretende Chefredakteurin des Fachmagazins "Connect". Die besten Riesenhandys schaffen demnach bis zu zehn Stunden Dauernutzung, mit Pausen auch deutlich mehr. Bei kleineren Geräten seien sechs oder sieben Stunden Dauerbetrieb die Regel.

3. Mythos: Für Smartphones gibt es keine Viren.

Einschätzung: Stimmt nicht. "Inzwischen sind die Ersteller von Schadsoftware auf Smartphones sogar aktiver als auf Desktop-Computern", warnt Eric Bodden von der Technischen Universität Darmstadt. Betroffen sei wegen der großen Verbreitung vor allem Android, Schädlinge gibt es aber auch für andere Systeme.

Schützen können sich Nutzer mit Virenscannern und gesundem Menschenverstand: "Die Hauptquelle für Smartphone-Viren sind inoffizielle App-Stores", so Bodden. Am besten laden Nutzer neue Anwendungen daher nur von den offiziellen Plattformen wie Googles Play Store herunter.

4. Mythos: Gute Apps gibt es nur für Android und iOS.

Einschätzung: Stimmt nicht. Die beiden Marktführer unter den mobilen Betriebssystemen haben nicht unbedingt bessere Apps - nur mehr. Wer auf die breite Masse verzichten kann, hat bei den Exoten-Betriebssystemen aber zumindest eine sinnvolle Alternative: "Die grundlegenden Apps für den Alltag gibt es auch bei Windows Phone", sagt Monika Klein.

5. Mythos: Smartphones werden mit der Zeit immer langsamer.

Einschätzung: Stimmt nicht unbedingt. "Da ist auch viel Psychologie dabei", sagt Falko Hansen. "Ein neues Smartphone ist ja meistens schneller als das alte, da gibt es dann einen Wow-Effekt." Und der verschwinde mit der Zeit natürlich, so der Experte. Klappt dann später etwas nicht sofort, nervt das. Immer neue Apps und Daten können ein Smartphone mit der Zeit aber etwas ausbremsen. Abhilfe schaffen Aufräum-Apps oder das Zurücksetzen auf die Werkseinstellungen.

6. Mythos: Private Daten bleiben auf dem Handy auch privat.

Einschätzung: Stimmt nicht. Beim Verkauf alter Smartphones reicht es zum Beispiel nicht, Daten nur zu löschen. Denn für Versierte sind sie dann immer noch verfügbar. Eric Bodden rät, den Handy-Speicher zu verschlüsseln. Entsprechende Funktionen gibt es bei iOS sowie Android und mit dem kommenden Update auf Version 10 auch für Windows Phone. "Wenn sie den Handyspeicher löschen, wird der Schlüssel für die verschlüsselten Daten quasi weggeworfen", erklärt der Sicherheitsexperte. "Dritte können mit den Daten dann kaum noch etwas anfangen."

7. Mythos: Eine Smartphone-Kamera taugt nur für Schnappschüsse.

Einschätzung: Stimmt meistens. Unter guten Lichtbedingungen können mit der Handykamera zwar tolle Bilder gelingen, sagt "Connect"-Redakteurin Klein. "Aber wenn es dunkler wird, trennt sich die Spreu schnell vom Weizen." Gute Bilder gelingen dann am ehesten noch mit Oberklasse-Smartphones: In einem Test von "Connect" schneiden das iPhone 6, Samsungs Galaxy S6 und das Huawei P8 am besten ab. Mit Spiegelreflexkameras halten sie aber längst nicht mit, so die Expertin: "Das ist technisch einfach nicht möglich."

8. Mythos: Was ich nicht in die Cloud lade, bleibt sicher auf dem Handy.

Einschätzung: Stimmt nicht unbedingt. Bei vielen Apps ist auch für Experten kaum erkennbar, was die Programme im Hintergrund auf einem Server speichern. Für Nutzer ist das einerseits komfortabel, weil ihre Informationen so synchron auf mehreren Geräten zur Verfügung stehen. Anderseits ist es aber auch ein Sicherheitsrisiko: "Wir haben festgestellt, dass die Daten in der Cloud oft nur schlecht geschützt sind", warnt Eric Bodden. Schützen können sich Nutzer dagegen kaum - hier hilft nur genaues Hinsehen, gerade bei den App-Berechtigungen.

9. Mythos: WLAN ist zum Surfen unterwegs immer die bessere Wahl.

Einschätzung: Stimmt nicht. Das Surfen per WLAN verursacht zwar in der Regel keine Kosten, schneller ist es in Zeiten von LTE und Co. aber längst nicht immer - und sicherer auch nicht. Vor allem in einem unverschlüsselten WLAN sollten Nutzer auf keinen Fall sensible Daten wie Passwörter verschicken, warnt Bodden. Und auch nicht jede Verschlüsselung ist wirklich sicher. Im Zweifelsfall seien Standards wie LTE daher die bessere Wahl: "Mobilfunk ist nach aktuellem Stand relativ abhörsicher."

10. Mythos: Smartphones sind nichts für Ältere.

Einschätzung: Stimmt nicht immer. Falko Hansen jedenfalls rät Senioren, Smartphones ruhig einmal auszuprobieren: "Die sind durchaus seniorengerecht." Grund dafür sei vor allem die nachvollziehbare Benutzerführung mit bunten Symbolen. Hansen empfiehlt Älteren aber eher Phablets als Smartphones in Standardgröße: "Das ist schon ein Unterschied, was die Darstellungsgröße angeht."

Tobias Hanraths, dpa/mbö

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