Der Böse ist immer der griechische Finanzminister

Also doch! Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis hat am Wochenende zugegeben, ein als vertraulich eingestuftes Treffen mit seinen Kollegen aus der Euro-Zone aufgezeichnet zu haben. So melden es aufgeregt die Agenturen, so steht es in den deutschen Medien.

Mann, der Varoufakis. Immerhin leugnet er die Vorwürfe nicht mehr, die … von wem nochmal ursprünglich erhoben worden waren? Ach richtig, von Varoufakis.

Der Minister hatte mit dem Magazin der „New York Times“ gesprochen und dabei Berichte dementiert, dass er beim Finanzministertreffen in Riga im April von seinen Kollegen beschimpft und beleidigt worden sei. Er habe die Treffen aufgenommen, sagte er der Journalistin, könne sie aber wegen der Vertraulichkeit nicht veröffentlichen.

Wenn die deutschen Medien nun also unisono berichten, dass Varoufakis „eingeräumt“, „zugegeben“ oder gar „jetzt doch zugegeben“ habe, die Gespräche mitgeschnitten zu haben, dann meinen sie nicht, wie man als treuherziger Leser und Benutzer der deutschen Sprache denken könnte, dass er auf entsprechende Vorwürfe von irgendwelchen Gegenspielern oder Journalisten reagieren und klein beigeben musste. Sie meinen damit, dass Varoufakis noch einmal bestätigte, was er ohnehin selbst gesagt und in die Öffentlichkeit gebracht hatte.

Man würde das angesichts der Art, wie die deutschen Agenturen und Medien berichten, nicht ahnen. Die Nachrichtenagentur dpa beginnt ihre Meldung am Sonntag mit dem traurigen Satz:

Der griechische Finanzminister Gianis Varoufakis sorgt wieder einmal für Aufregung: (…).

Und verbrämt die Tatsache, dass es Varoufakis selbst war, der zuerst von den Aufnahmen erzählt hatte, in der Formulierung:

Erste Informationen zu den Aufnahmen waren in der Zeitschrift „New York Magazine“ [sic!] vergangene Woche erschienen.

Bei Reuters heißt es:

Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis hat zugegeben, ein als vertraulich eingestuftes Treffen mit seinen Kollegen aus der Euro-Zone aufgezeichnet zu haben.

Und bei AFP:

Der griechische Finanzminister Giannis Varoufakis hat eingestanden, vertrauliche Gespräche bei einem Treffen mit seinen EU-Kollegen Ende April mitgeschnitten zu haben.

Über die Frage, woher der vermeintliche Vorwurf der Aufnahme stammte, informiert AFP angestrengt indirekt:

Varoufakis bestätigte mit seinem Blogeintrag Angaben der „New York Times“. Die US-Zeitung hatte am Mittwoch in einem langen Text über den griechischen Finanzminister, der auch Interviewpassagen enthielt, über die Aufzeichnungen in Riga berichtet.

Bei „Spiegel Online“ meinen sie sogar, Varoufakis habe die „Nachricht“, dass er die Aufnahmen „eingeräumt“ habe, in einem Blog-Beitrag „versteckt“ – wie auch immer man sich das vorstellen muss.

Sie alle können oder wollen nicht anders über Yanis Varoufakis berichten. Vermutlich können sie ihn gar nicht mehr anders sehen. Er ist für sie ein eitler Idiot, der dumme Dinge tut, und alles, was er tut, bestärkt sie in dieser Wahrnehmung und Darstellung, und selbst wenn er nur bei seiner eigenen Darstellung eines Sachverhaltes bleibt, schaffen sie es, den Eindruck zu erwecken, er habe – widerwillig, womöglich auf öffentlichen Druck – einen peinlichen Fehler zugegeben.

Wenn dpa schreibt, Varoufakis sorge „wieder einmal für Aufregung“, ist das natürlich Unsinn, denn es ist die Agentur selbst, die für Aufregung sorgt. Die ganze Art, wie die deutschen Medien in den vergangenen Tagen das Mitschneiden der Gespräche skandalisiert haben, ist bezeichnend.

Nehmen wir die „Süddeutsche Zeitung“. Vom ersten Satz an trieft der Bericht des Brüsseler Korrespondenten Alexander Mühlauer von spöttischer Verachtung für Varoufakis:

Die Fotos sind wieder toll geworden, nicht ganz so toll wie jene im Penthouse seiner Frau, aber immerhin sieht Yanis Varoufakis wahrhaft blendend aus. Wie er so über den Syntagma-Platz in Athen schlendert, das Hemd offen und natürlich nicht in die Hose gesteckt, könnte man meinen, er ginge ins Kaffeehaus. Dabei ist er auf dem Weg in sein Ministerium. Dorthin hat ihn ein Fotograf des „New York Times Magazine“ begleitet.

Doch Varoufakis wäre nicht Varoufakis, hätte er es bei den Fotos belassen. Und so erzählte er dem Magazin, wie es ihm als Finanzminister so ergeht.

Kurz innegehalten: Die SZ wirft hier dem Finanzminister vor, dass er nicht nur Fotos von sich machen lässt, sondern dem „New York Times Magazine“ erzählt, wie es ihm als Finanzminsiter so ergeht? Was bildet der Mann sich ein! Der Vorwurf taucht in Variationen übrigens immer wieder in der Presse auf: Dass Varoufakis dauernd mit der Presse spricht. Man könnte das schizophren finden.

Weiter im Text:

Er erinnert sich an das Treffen der Euro-Gruppe im April in Riga, das für ihn nicht gerade optimal verlief. Ihm wurde vorgeworfen, auf Zeit zu spielen. Nun sagt Varoufakis: „All diese Berichte, dass ich beleidigt wurde, als Zeitverschwender bezeichnet wurde und all das: Lassen Sie mich sagen, dass ich das mit jeder Faser meines Körpers dementiere.“ Er könne das beweisen, behauptet er, schließlich habe er die Gespräche in der Euro-Gruppe mitgeschnitten. Doch wegen der Regeln über Vertraulichkeit könne er diese Aufnahmen nicht veröffentlichen.

Ob das stimmt, weiß nur Varoufakis selbst. Aber immerhin schafft er es mit dieser Äußerung, seine Ministerkollegen erneut zu verärgern. Aus deutschen Regierungskreisen verlautete: „Wir erwarten von der Euro-Gruppe, dass der Sachverhalt aufgeklärt wird. Die Vertraulichkeit der Gespräche muss gewahrt bleiben.“

Ist das nicht traurig? Selbst für eine Selbstverständlichkeit, eine Standard-Feststellung, dass vertrauliche Gespräche vertraulich bleiben müssen, fand sich für die SZ als Stichwortgeber nur ein anonymer Irgendwer „aus deutschen Regierungskreisen“?

Euro-Gruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem sagte am Donnerstag: „Treffen der Euro-Gruppe sind vertraulich. Wir verlassen uns auf jede anwesende Person, diese Vertraulichkeit zu respektieren.“

Ja. Gut. Schön, das mal hingeschrieben zu haben. Bislang scheint niemand ja diese Vertraulichkeit gebrochen zu haben – ach so, Moment, außer den Gegnern von Varoufakis, die der Presse erzählt haben, dass die anderen Finanzminister ihn dort beschimpft hätten. Komischerweise handelt der Text aber gar nicht von diesem Bruch der Vertraulichkeit, sondern nur dem vermeintlich drohenden durch Varoufakis.

In Brüssel hieß es, dass es keine Regeln gebe, die das Aufnehmen verböten. Theoretisch könne das jeder Teilnehmer tun – allerdings nur für den Eigenbedarf.

Aha! Nach Ansicht von „Brüssel“ hat Varoufakis also gar nichts Verbotenes getan. Das ist aber ein bisschen enttäuschend als Fazit, und so fügt die SZ sicherheitshalber hinzu:

In Deutschland wäre ein solcher Mitschnitt strafbar. In Paragraf 201 des Strafgesetzbuches heißt es unter „Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes“: „Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer unbefugt das nichtöffentlich gesprochene Wort eines anderen auf einen Tonträger aufnimmt.“

Es sei Varoufakis eine Warnung für seine nächste Konferenz in Deutschland. Die, um die es geht, fand in Riga statt.

Die „Welt“ berichtet über Varoufakis‘ Mitschnitt unter dem Zitat „Unverschämt, eine Zumutung“ und nennt ihn einen „Affront“. (Online trägt das Stück den Titel: „Dreistigkeit bewahrt Varoufakis vor dem Rauswurf“.) Der Artikel von Jan Dams und André Tauber beginnt damit, allen, die in den vergangenen Monaten womöglich keine deutschen Medien gelesen haben, daran zu erinnern, was dieser Varoufakis für eine erbärmliche Gestalt ist:

Janis Varoufakis ist inzwischen als ein Mann bekannt, der polarisiert. In Griechenland hat der Finanzminister durchaus seine kompromisslosen Fans. Es gibt Plakate, auf denen steht, V für Varoufakis – wie V für Victory eben, also Sieg. Zu seinen Auftritten kommen die Groupies, weibliche Fans jeden Alters. Politisch, unter seinen Kollegen, gilt der Mann dagegen als erledigt. Das allerdings nicht erst seit dieser Woche.

Ein Politiker, den nur ein paar radikale Griechen und sonst nur Frauen „jeden Alters“ mögen. Hahaha.

Varoufakis‘ Äußerungen gegenüber dem „New York Times Magazine“ bezeichnen die deutschen Journalistenmänner als „möglicherweise ebenso unbedacht wie eitel“ und schreiben dann:

Es ist eine Provokation, ein Affront. „Das ist absolut unüblich“, sagt ein europäischer Sitzungsteilnehmer. Das sei „unverschämt, eine Zumutung.“ Und angeblich sogar verboten.

Ein europäischer Sitzungsteilnehmer. Irgendein Unbekannter, der sich nicht einmal traut, mit seinem Namen zu seiner Einschätzung zu stehen. Dessen anonymes Zitat und Beschimpfung von Varoufakis ist für die „Welt“ gut genug, um daraus die Überschrift zu machen.

Danach zählt sie Gründe auf, warum die anderen Minister wahrscheinlich nicht gegen Varoufakis vorgehen werden:

Erstens hat der griechische Minister bislang die Vertraulichkeit nicht gebrochen, Informationen nicht an die Presse gegeben. Er wehrt sich nur gegen die Behauptung, die Kollegen hätten ihn beschimpft.

Tatsache: Varoufakis hat bislang die Vertraulichkeit gar nicht gebrochen. Man würde denken, dass angesichts dessen die Aufregung ein bisschen übertrieben ist. Aber nein.

„Möglicherweise hat er auch – anders als er jetzt behauptet – die Sitzung gar nicht aufgenommen, sondern erzählt es nur, um seine Version der Sitzung zu untermauern“, mutmaßt einer der anderen Unterhändler. Wer weiß das schon bei Janis Varoufakis?

Oho, noch ein anonymer Unterhändler. Vielleicht auch wieder der gleiche. Während Varoufakis vorgeworfen wird, ununterbrochen Interviews zu geben, scheinen die anderen Finanzminister ununterbrochen mit der Presse zu reden, aber im Hintergrund, feige, im Schutz der Anonymität. Komischerweise scheinen die deutschen Journalisten damit kein Problem zu haben.

Toll ist aber auch die Theorie der „Welt“, dass Varoufakis sich das mit den aufgezeichneten Gesprächen womöglich nur ausgedacht hat. Entweder ist der Typ also böse, weil er Gespräche mitschneidet. Oder weil er nur behauptet, Gespräche mitgeschnitten zu haben. Böse ist er in jedem Fall.

Weiter im Text:

Zweitens, heißt es in Verhandlungskreisen: Es gebe keine Bestimmungen, wonach Mitschnitte verboten wären. Und tatsächlich scheinen außer Varoufakis auch andere das Wort „Amateur“ bei dem fraglichen Treffen nicht gehört zu haben. Bleibt tatsächlich die Frage, wer das Ganze damals an die Nachrichtenagentur Bloomberg weitergegeben hat.

Na sowas, „in Verhandlungskreisen heißt es“, Mitschnitte seien gar nicht verboten. Zwei Absätze weiter oben hatte die „Welt“ noch irgendein anderes anonymes Verhandlungskreismitglied erwähnt, das behauptete, es sei verboten. Vielleicht hätte man das dann besser weggelassen? Und, noch einmal, es findet sich wirklich niemand, der nicht Varoufakis heißt, der on the record eine Aussage darüber träfe?

Und nebenbei erwähnt die „Welt“ nun, dass es selbst bei ihren Quellen Zweifel gibt, ob Varoufakis in Riga von seinen Kollegen so kritisiert wurde, wie es deutsche Medien großflächig berichtet hatten.

Wäre das nicht ein Skandal? Wenn irgendwelche Teilnehmer aus der vertraulichen Sitzung Dinge berichten? Dinge, die womöglich nicht einmal stimmen? (Außer der „Welt“ berichteten auch FAZ und „Handelsblatt“ am Freitag, dass Varoufakis‘ Kollegen ihn vermutlich doch nicht als „Spieler, Amateur und Zeitverschwender“ bezeichnet haben.)

Och jö. Die „Welt“ schreibt:

Einerseits ist überliefert: Es gibt inzwischen einige Kollegen des Griechen, die von dessen selbstgefälligen Auftritten und ausschweifenden Referaten genervt sind. Der eine oder andre könnte deshalb schon mal Dinge weitererzählen, die Varoufakis schaden. Andererseits ist allen klar, viel hat der Mann in Athen ohnehin nicht mehr zu sagen. Warum sich also über ihn aufregen?

Kein Affront, kein Skandal. Und alles, was passiert, spricht immer gegen Varoufakis. Den bösen, eitlen Mann, der die Vertraulichkeit des Finanzministertreffens nicht gebrochen hat, anders als die unzuverlässigen anonymen Teilnehmer, denen die deutsche Presse vertraut.

148 Replies to “Der Böse ist immer der griechische Finanzminister”

  1. Tja, und bei naechster Gelegenheit werden die deutschen „Qualitaetsmedien“ dann wieder voellig empoert zur Kenntniss nehmen, dass sie von Teilen der Bevoelkerung als gleichgeschaltete Propaganda wahrgenommen werden.

    Ich muss zugeben, dass ich nicht verstehe, welche Realitaetsverzerrung oder Absicht die Redaktionen zu so etwas treibt.

  2. Das Problem ist aber, das Varoufakis einfach zu viel quatscht statt in seinem Land für eine vernünftige Politik zu sorgen.

  3. Der Link, der zum Artikel der Welt führen soll, führt stattdessen zurück zu diesem Blogeintrag.

  4. Varoufakis beherrscht das bullshitten leider auch gut. Ich hatte eigentlich nur seinen Blogbeitrag gelesen und es wimmelte von Wieselworten.

    „Then came a New York Times Magazine story which raised the possibility of a recording of that Eurogroup meeting.“

    Ähm, nein. Die New York Times zitiert Varoufakis selbst zum Thema. Und auch im Rest des Blogbeitrags bleibt er höchst unkonkret. Statt zu erklären, was er der NYtimes sagte und wie er es meinte, erklärt er, was er der BBC sagte.

    „As I told Andrew Marr, in the absence of minutes, I often record my interventions and responses on my mobile phone, especially when I adlib them“

    Hier sehe es zwei Möglichkeiten: Er hat in Riga — wie üblich — nur seine Redebeiträge aufgenommen. Dann haben die Aufnahmen absolut nichts mit den angeblichen Beleidigungen zu tun. Oder er hat alles ohne Kenntnis der anderen Teilnehmer aufgenommen, und dann ist die Empörung verständlich. Welche Version es nun ist, bleibt unklar. Stattdessen sagt er: “ You have not had any leaks from me during or after any of my meetings.“ Ich mag mich täuschen, aber AFAIK hatte das nie jemand behauptet.

    Und das Schlimme: Das Ganze ist absolut unnötig, wie sein falsches Dementis bei der Mittelfinger-Story. Es gibt genug andere Teilnehmer, die die Beleidigungen dementieren, der italienische Finanzminister tat es sogar öffentlich.

  5. @Torsten:

    „You have not had any leaks from me during or after any of my meetings.“ Ich mag mich täuschen, aber AFAIK hatte das nie jemand behauptet.

    Aber darauf beruht doch die ganze Empörung, auf der angenommenen Möglichkeit eines Leaks. Anscheinend gibt es kein Verbot, die Gespräche aufzunehmen. Aber ein Verbot, Inhalte der Treffen öffentlich zu machen. Varoufakis sagt, er hat keine Inhalte öffentlich gemacht.

  6. Stefan: Das passt nicht. „You have not had any leaks“. Er dementiert geleakt zu haben, die Empörung beruht darauf, dass seine Äußerung gegenüber der NYTimes als Drohung eines künftigen Leaks verstanden wurde.

    Wie verstehst du den Blogbeitrag: Hat er nun heimlich alle Gespräche aufgenommen oder offen nur seine?

  7. @Torsten: Wie kann man denn seine Äußerung in der NYTimes als Drohung eines künftigen Leaks verstehen? Er sagt, er könnte theoretisch beweisen, dass er recht hat, kann es aber praktisch nicht, weil es eine Pflicht zur Vertraulichkeit gibt.

    Keine Ahnung, was er aufgenommen hat und wie. Ich finde es, da es – wie selbst „Welt“, „SZ“ & Co. einräumen – nicht verboten ist, auch ein bisschen egal.

  8. Torsten: danke für deine richtigen Einwände. Ich mag vieles an der deutschen Griechenland-Berichterstattung nicht – aber nicht weniger ärgert es, wenn in anderer Richtung alles gerade gekämmt werden soll.

    Kann man denn nicht differenzierter über solche Dinge schreiben? Muss denn wirklich alles in schwarz und weiß getüncht werden? Muss Medienkritik derart pauschal gestaltet sein, um genügend Aufmerksamkeit zu erregen?

  9. Mitschnitte wären in Deutschland strafbar. Das sollte man doch jedenfalls bedenken.

    In jedem Fall sind Mitschnitte nicht kustomarisch. Genauer gesagt, sie sind eine Ungeheuerlichkeit.

    Ich sehe an der Berichterstattung kein Problem.

  10. Postscriptum:
    Das heimliche Mitschneiden von Gesprächen mag vielleicht in dem Fall nicht verboten sein. Aber es gehört sich einfach nicht. Das war ganz schlechter Stil.

  11. @theo: Wenn dpa, Reuters, AFP, Welt, SZ, Spiegel Online in derselben Form berichten, fällt es mir schwer, nicht pauschal über „die deutschen Medien“ zu urteilen.

  12. Stefan:
    nichts dagegen, mal gegen den Strom zu schwimmen. Aber es ist nicht automatisch die richtige Richtung. Vor allem, wenn man alles unter den Tisch fallen lässt, was Varoufakis weniger sympathisch erscheinen lässt, nur damit das Schwarz-Weiß-Bild besser passt. Dann ist es auch kein besserer Journalismus.

  13. @theo: Das mag ja sein. Wie würden Sie das anonyme Lancieren von Informationen aus vertraulichen Gesprächen bezeichnen? Oder gar das anonyme Lancieren von falschen Informationen aus vertraulichen Gesprächen? Ist es nicht interessant, dass die deutschen Medien sich über das eine (Varoufakis) fürchterlich aufregen und das andere gerne benutzen und kaum problematisieren?

    Ich bin doch nicht Verteidiger oder Exeget von Varoufakis. Ich bin Medienkritiker.

  14. @theo: Noch einmal (wobei ich nicht glauben kann, dass ich das nach all den Jahren erklären muss): Mein Thema ist nicht Varoufakis. Man kann sein Handeln sicher unterschiedlich beurteilen. Mein Thema sind die Medien. Und dass sie Varoufakis‘ Handeln eben nicht unterschiedlich beurteilen. Sondern verdrehen, manipulieren und Vorgänge in erstaunlicher Weise (und eben: erstaunlich einmütig) skandalisieren.

  15. Stefan: Ein Satz wie „Ich hab alles auf Band“ klingt nicht gut, wenn es nicht zufällig um Livekonzerte geht. Mir fällt da spontan Christopher Lauer ein. Und natürlich ist es relevant, ob jemand Gespräche heimlich aufzeichnet oder nicht. Wenn auch nicht gerade heute, wo Griechenland seine Kredite erstmals nicht pünktlich zahlen kann.

    Und wenn nicht mal Du sagen kannst, was er da schreibt — was macht er da und warum tut er es? „Meine Äußerungen wurden in der NYTimes leider im falschen Kontext wiedergegeben. Ich habe nur meine üblichen Reisenotizen. Im übrigen lesen Sie nach, was Pier Carlo Padoan am soundsovielten sagte.“ Punkt, Ende, Aus.

    Er ist eloquent und kann Klartext reden. Er hat sich offenbar bewusst entschieden, das nicht zu tun.

  16. „Das heimliche Mitschneiden von Gesprächen mag vielleicht in dem Fall nicht verboten sein.“

    Wer behauptet überhaupt, dass er *heimlich* mitgeschnitten hat? Also abgesehen von der sowieso hetzenden Presse.. bisher hat sich ja noch kein Beteiligter – abgesehen von Varoufakis selbst – dazu geäußert (diese anonymen „Zitate“ kann man wohl erstmal als erfunden behandeln).

    Ich schätze, dass das aufnehmen nicht besonders gut funktioniert, wenn das Handy in der Hosentasche ist – vermutlich hatte er es dort offen liegen, vielleicht sogar mit Micro dran?
    Vielleicht hat er den anderen Teilnehmern sogar explizit gesagt, dass er das für eigene Zwecke aufnimmt?
    Oder wenigstens die Aufnahmefunktion nicht versteckt aktiviert?
    Keiner weiß es, aber man unterstellt erstmal das schlimmste. Die Propaganda scheint zu funktionieren.

  17. Lustig ist, wie sich immer wieder bestätigt, was Varoufakis schon vor Monaten in der Sendung mit Jauch und Tage später auf der Straße vorm Parlament sagte, als ihn ebenfalls jemand behelligte zu der Stinkefinger-Klamotte: Deutschland verdient eine bessere Presse. Aber warum eigentlich, wir bekommen, was wir verdienen. :)

    Mir geht diese Elite in diesem Land dermaßen auf den Zeiger, die sich den Bart für den guten Zweck rasieren lässt. Die haben nur Angst, dass es ihnen am Ende des Tages schlechter gehen könnte als vorher, weil ein Nobelpreisträger bereits vor laufender Kamera gesagt hat, dass er Varoufakis wünscht, dass manche seiner Kollegen nur wenigstens „ein bisschen“ so viel Ahnung hätten wie er von der Materie.

  18. Alexander:

    Lustig finde ich, dass es immer noch Leute gibt, die offenbar der Ansicht sind, Varoufakis hätte in Sachen Stinkefinger eine „bessere“ Presse verdient. Das sind ähnlich lustige Menschen wie jene, die es vorbildlich finden, wie in der BBC Politiker gegrillt werden und im Fall Varoufakis/Jauch beklagen, ein Berufspolitiker müsse von einem Talkmaster gefälligst höflich behandelt werden.

    Machen wir es kurz: wem Varoufakis nicht gefällt, der basht ihn vielleicht. Wer aber Varoufakis mag, der gesteht ihm vieles zu, was man einem anderen Politiker niemals durchgehen lassen würde. So sieht leider oft die Diskussion aus: schwarz und weiß. Für die einen die üble Presse und ein zu Unrecht kritisierter Minister, für die anderen ein Schwätzer und Blender, der sein Land ins Chaos führt. Man suche sich bitte sein Förmchen aus.

    „Ich bin doch nicht Verteidiger oder Exeget von Varoufakis. Ich bin Medienkritiker.“ Stefan, du biegst dir aber deine Wirklichkeit nicht viel anders zurecht als jene, die du kritisierst. Das ist leider nicht mehr zu übersehen.

  19. Ich versteh nicht, warum in solchen Gespräche nicht aufgenomen werden sollten?
    Es sind keine privaten Gespräche, sondern poliische Verhandlungen, in (vermutlich) vielen Sprachen. Insofern halte ich Aufzeichnungen für nicht ungewöhnlich, um Missverständnisse zu vermieden.
    Solche Gespräche werden doch (hoffentlich) auch protokolliert.

  20. Beim Thema Griechenland liest sich der Außenpolitik-Ressort von mutmaßlichen Qualitätszeitungen wie der High-Society-Teil in einem Modemagazin.
    Ich find’s eh auch arg, wie unseriös diese Medien Varoufakis bashen.
    Genauso unprofessionell mit viel schlimmeren Auswirkungen ist aber, welche Aspekte überhaupt berichtet werden.

    Es wird berichtet darüber,
    – wie unbeliebt Varoufakis ist
    – wie sein Auftreten ist
    – mit welchen Verkehrsmitteln er in die Arbeit fährt
    – welche PolitikerInnen ihn wie beschimpft haben
    – wie die Stimmung bei den EU-Treffen ist, wer mit wem Essen geht
    – ob die anderen Finanzminister genervt sind

    Dabei wird sträflich vernachlässigt:
    – was die Fronten bei den Verhandlungen sind
    – welche Positionen und Argumente die beiden Seiten haben
    – welche Motivationen hinter diesen Positionen stehen
    – welche Politiker was von Griechenland fordern und warum
    – warum keine Einigungen passieren

    Es sollte um politische Zusammenhänge und wirtschaftliche Perspektiven gehen.

  21. @ A. Rebentisch (#13)

    Mag sein, dass sie strafbar sind. Ob sie aber auch straffähig sind, hängt im Wesentlichen davon ab, ob sich Varoufakis auf einen Status diplomatischer Immunität berufen kann, so wie, sagen wir, Wolfgang Schäuble in Griechenland…

  22. @theo: In dem Artikel steht das Gleiche was Niggi zu recht anprangert. „Wir verlassen uns auf jede anwesende Person, diese Vertraulichkeit zu respektieren“, – dass aber zuvor vermeintliche Aussagen über Varoufakis aus den Gesprächen verbreiitet wurde steht ncith zur Debatte?
    Seltsam,oder?

    Es werden vertrauliche Inhalte verbreitet und mit grosser Lust veröffentlicht. Wenn der Betroffene sagt, er kann beweisen das es nicht so ist, dann wird das als vertrauensbruch dargestellt, das kann man doch niur begtrüßen, wenn man diese Art der Propaganda untersützt.

    Und ich vermute immer noch, dass es erlaubt ist solche Gespräche aufnehmen zu. Auch wenn der griechische Vizepräsident des Parlaments das nicht gut finden sollte.

  23. Ein hervorragendes Stück Medienkritik. Hier geht es ja zentral nicht um V. und Europa-Politik, sondern darum, wie Redaktionen heute arbeiten. Dabei ist dieser Beitrag nur ein Baustein. Der Trend scheint dahin zu gehen:

    a) voreingenommen,
    b) oft einfach wiederholend, was Kollegen schon ähnlich geschrieben haben,
    c) zu oft angepasst an „offizielle“ Meinungen,
    d) immer öfter die sachlichen Meldungen mit Kommentar und Meinung bis zur offenen Desinformation verkleisternd,
    e) ohne funktionierenden Kompass der journalistischen Ethik.

    Man kann überlegen, woran das liegt – sicherlich haben die Schreiber außer keine Lust auch oft keine Zeit mehr, sich irgendein Wort gründlich zu überlegen. Man muss ja möglichst schnell raus in Online. Es kommt hinzu, dass in jeder Meldung gar nichts anderes mehr gesucht wird, als das vermarktbare Skandalon. Oder anders gesagt: Gemeldet wird, was sich skandalisieren lässt, und wenn man es dafür übers Knie brechen muss. Und auch die Redaktionsleitung, deren Arbeit an Klick-, Lese- und Sharing-Quoten gemessen wird, fordert von den Schreibern, „geht das nicht ein bisschen aufgeregter? Können wir da nicht mehr draus machen?“

    (Tipp für Journalisten: Vielleicht mal nachfragen, ob bei wichtigen Verhandlungen nur mitgeschrieben oder heute auch O-Ton mitgeschnitten wird? Bei größeren Konferenzen, wo alle Mikros vor sich haben, könnte das gängige Praxis sein, einschließlich der Simultanübersetzungen. Ohne Protokolle machen ja Verhandlungen keinen Sinn.)

  24. @thorsten, @theo: Danke für die nachdenklichen Kommentare, @stefan niggemeier: Danke für die Entgegnungen. Kritik an Medienberichten über V. ist nicht gleich Parteinahme für V. Auf mich macht diese Berichterstattung den Eindruck professioneller Verwahrlosung, vor allem weil Berichts- und Meinungsperspektiven völlig verschwimmen. Journalisten deligitimieren sich selbst, wenn sie aus der Rolle des Beobachters in die des Animateurs wechseln. Wolfgang Michal hat das anlässlich des Germanwings-Unglücks sehr treffend als „gefühlten Journalismus“ beschrieben ( http://www.wolfgangmichal.de/2015/04/gefuehlter-journalismus/) und was ich hier unlängst über eine „Erzählhaltung“ bei heute+ gelesen habe, trägt nicht zu meiner Beruhigung bei.

  25. @Torsten: Eine Nacht später ahne ich, dass mein Kommentar in #22 missverständlich ist. Ich meinte: Man kann all das gegen Varoufakis‘ Blog-Eintrag einwenden. Und ich wäre der letzte, der daran (also an dieser Kritik) dann Kritik üben würde.

  26. Also ich fühle schon das das ganz klar dieser Qualitätsjournalismus sein muss … Der nimmt einen mit, ob man will oder nicht … man versteht die Welt in kurzen Sätzen und alles klärt sich in klare Lager … da weiss man automatisch was man gut findet und was schädlich und böse ist … Kurz aufregen, die Faust ballen, sich und anderen bestätigen, dass man das schon imemr wusste … Das beruhigt, gibt ein gutes Gefühl und man kann weiter Frühstück machen o.ä.

    Solange anonyme Quellen alles bestätigen können, kann auch alles jedem vorgeworfen werden.

    Übrigens bin ich der Meinung, dass es einen Unterschied zwischen Vertraulichkeit und der Aufnahme von Gesprächen gibt … Ich würde mir auch Mitschnitte anfertigen, wenn ich so einen Job hätte und trotzdem kann man die Vertraulichkeit garantieren … Natürlich ist das nicht so sicher wie vertrauliche anonyme Quellen … Aber die brechen ja auch die Vertraulichkeitsvereinbarung nicht … solange sie für das Gute aussagen …

    @theo:

    Übrigens bin ich der Meinung das wir eine bessere Presse verdient hätten … nicht (nur) Varoufakis

  27. Seufz! Es ist doch wirklich nicht so schwer: Varoufakis wird von deutschen Medien heftig dafür kritisiert, dass er nicht gegen Gesetze verstoßen und nicht Informationen aus einem vertraulichen Meeting veröffentlicht hat.
    Keine Kritik, ja nicht mal eine Zeile wird darüber verloren, dass jemand Informationen aus einem vertraulichen Meeting veröffentlicht hat.
    Das ist doch nicht so schwer, oder? Nichts anderes wird hier dargestellt.

  28. Ich denke, es gibt in Bezug auf Medienkritik zwei mögliche Ansätze zu verfolgen:

    a) Der Kritiker geht davon aus, dass die Qualitäts-Medien grundsätzlich unabhängig und ausgewogen berichten und nur in Einzelfällen „daneben“ greifen und den Bogen überspannen.

    b) Der Kritiker geht davon aus, dass der Mainstream generell manipulierend berichtet, vor allem deshalb, um Konsens in der Gesellschaft herzustellen und einer Elite zu dienen (siehe hierzu Chomskys Beiträge).

    In beiden Fällen gibt es keine hinreichenden Beweise, es gibt nur Annahmen und Indizien. Deshalb heißt es für jeden von uns: Faites vos jeux.

    Geht man von b) aus hat Varoufakis gar keine andere Möglichkeit, als sich nach allen Seiten hin abzusichern. Gespräche aufzunehmen – ohne Wissen der Beteiligten – mag deshalb seine einzige Chance sein, um sich gegen (ungerechtfertigte und manipulierende) Vorwürfe im Mainstream zu verteidigen.

  29. Stefan: Achso, das hatte ich tatsächlich anders verstanden und war daher etwas perplex.

  30. Hallo Herr Niggermeier,

    ich teile Ihre Ansicht zu der berechtigten Kritik an der reißerischen Art, wie einige Medien sich des Themas annehmen.

    Allerdings ist zu beachten, dass im konkreten Fall Herr Varoufakis selbst hat dafür gesorgt, sich als unglaubwürdig darzustellen. Am Tag der Veröffentlichung des Artikels in der NYT hat er zu der Frage der Aufzeichnung zunächst keinen Kommentar abgegeben. Am 21.05. verneinte er vor Journalisten die Meldung, Gespräche in Riga mitgeschnitten zu haben, mit den Worten „Märchen, Märchen, Märchen“ (siehe http://www.kathimerini.gr/816373/article/oikonomia/epixeirhseis/oi-dhlwseis-toy-prokaloyn-poly-syxna-mperdema oder http://news.in.gr/greece/article/?aid=1231409565).

    Mit freundlichen Grüßen
    W.Lolas

  31. @Stefan Niggemeier: Dass Sie einfach nur Medienkritik betreiben, nehme ich Ihnen schlicht nicht mehr ab. Sie berichten ausschließlich über Sachverhalte, die Sie politisch stören, aber stets mit dem Gestus des Medienkritikers. So nehmen Sie sich selbst immer aus der Schusslinie: Seht her, ich kritisiere doch nur die Medien! Wenn zum Beispiel die Medien über einen Ihnen ungenehmen CSU-Politiker herziehen würden, wäre Ihnen das keine Anmerkung wert.

    Was die Mitschnitte angeht: Mich stört an SNs Beitrag das plumpe „böse“. Das ist unter seinem Niveau. Es geht doch nicht darum, dass Varoufakis „böse“ wäre. Das ist er nicht. Aber es spricht einiges dafür, dass er ein Dummkopf sein könnte. Wie kann man denn als verantwortlicher Minister so ungeschickt sein und nicht nur vertrauliche Gesprächsrunden heimlich aufnehmen, sondern das hinterher auch noch erzählen und gar mit einer Veröffentlichung drohen? Wie will er denn weiter mit seinen Finanzministerkollegen zusammenarbeiten, wenn die befürchten müssen, dass ihr griechischer Kollege vertrauliche Gespräche heimlich aufzeichnet und ggf. veröffentlicht? Wer würde denn mit ihm noch ein vertrauliches Gespräch führen, eines jener Gespräche, die eben nicht in die Öffentlichkeit gehören, wenn er weiß, er spricht mit einem Typen, der nicht nur heimlich mitzeichnet, sondern hinterher sogar mit der Veröffentlichung droht?

    Zum Argument, dass ja jene Kollegen, die berichteten, dass Varoufakis in jener Sitzung beschimpft worden seien, auch nicht die Vertraulichkeit gewahrt hätten: Das stimmt schon, aber es ist eine andere Qualität und trifft nicht den Kern des Vorwurfs. Was die Kollegen gemacht haben, war zugegeben ein wenig unfair. Aber Varoufakis hätte sich auf der gleichen Ebene damit begnügen können / müssen, schlicht zu bestreiten und zu erklären, dass er eben nicht als Amateur beschimpft worden sei. Das hätte genügt. Er aber konnte es nicht dabei bewenden lassen und musste erwähnen, dass er heimlich die vertraulichen Gespräche aufgezeichnet habe und dies grundsätzlich auch veröffentlichen könnte. Dass dies tatsächlich einen erheblichen Affront darstellt und ein Riesenproblem für ihn werden wird, was die Zusammenarbeit mit den Kollegen angeht, versteht er anscheinend gar nicht.

    Die Frage ist doch: Welchen Sinn hatte es denn überhaupt, zu erwähnen, dass er das aufgezeichnet hat? Er könnte mit einem solchen Mitschnitt ja im Ergebnis lediglich beweisen, dass er nicht als „Amateur“ beschimpft worden wäre (im übrigen: welche Lappalie!). Wenn er den Mitschnitt aber ohnehin gar nicht veröffentlichen wollte, also den Beweis für seine Behauptung nicht vorlegen wollte, war es doch völlig zwecklos, überhaupt zu zu erwähnen, dass er mitgeschnitten hat. Er hat damit nichts erreicht als eben jenes, dass seine Kollegen ihn noch stärker schneiden werden als bereits zuvor.

  32. Medien, weite Teile der Politik und gesellschaftliche Eliten haben sich auf den Konsens eines vermeintlich funktionierenden Systems verständigt. Dazu gehört das etwa Ja zur EU, das populistischere Blätter/Parteien dadurch auflockern, dass sie den Moloch Brüssel geißeln – oder mehr eigenständige Entscheidungen in den Mitgliedsländern fordern. Alle Konsensträger eint die Abneigung gegenüber gravierenden Veränderungen. Als Syriza im Januar gewählt wurde, schienen althergebrachte Verhaltensweisen plötzlich auf dem Prüfstand. Warum sonst sollte ein Schuldenschnitt bei einem EU-Staat für derartige Unruhe sorgen? In der vom Kapitalismus verherrlichten freien Wirtschaft ist eine Insolvenz doch auch kein Weltuntergang. Das Scheitern als Chance wird von Kapitalismusgurus oftmals gepriesen. Varoufakis wurde zum perfekten Bösewicht, weil man richtiggehend witterte, dass er um die Ecke denken will und sich nicht um Konventionen (Krawatte!) schert. Seitdem wird er verteufelt und jede Notwehr seinerseits als Zeichen Egomanie, Rücksichtslosigkeit und dergleichen interpretiert. Man kann sein Tun und Selbstdarstellung durchaus hinterfragen, aber diese Kampagne ist unerträglich. Sie unterstreicht, dass auch viele Teile der Medien die Alternativlosigkeit zum Dogma verklärt haben, indem so getan wird, als würde man Griechenland mit Hilfe überschütten, die von den undankbaren Narren jedoch nicht geschätzt wird. Es wird unterschlagen, dass es bei der Rettung Griechenlands genug Gewinner gibt, die eben allesamt nicht in Griechenland sitzen. Es gäbe genug Alternativen zum momentanen Vorgehen, aber ein Teil anderer Lösungen wäre es, das eigene – konkret: Deutschlands – Versagen einzugestehen. Wenn ein Varoufakis voll Selbstbewusstsein eben nicht den Bettler gibt, dann muss er ein Schurke sein. Es ist eine praktische Logik, weil sie die Schuld nur beim Anderen sucht.

  33. @Stanz
    „… Wie kann man denn als verantwortlicher Minister so ungeschickt sein und nicht nur vertrauliche Gesprächsrunden heimlich aufnehmen, sondern das hinterher auch noch erzählen und gar mit einer Veröffentlichung drohen? Wie will er denn weiter mit seinen Finanzministerkollegen zusammenarbeiten, wenn die befürchten müssen, dass ihr griechischer Kollege vertrauliche Gespräche heimlich aufzeichnet und ggf. veröffentlicht? Wer würde denn mit ihm noch ein vertrauliches Gespräch führen, eines jener Gespräche, die eben nicht in die Öffentlichkeit gehören, wenn er weiß, er spricht mit einem Typen, der nicht nur heimlich mitzeichnet, sondern hinterher sogar mit der Veröffentlichung droht? …“

    Ernsthaft? Eine anonyme Quelle berichtet aus den Gesprächen die Varoufakis führte über Beschimpfungen, Unterstellungen usw. Darauf angesprochen erklärt das Varoufakis als Hirngespinst und verweist auf den guten Umgang miteinander. Auf weitere Unterstellungen in den Medien auf Grundlage von anonymen Hinweisen, verweist Varoufakis auf seine persönlichen Mitschnitte (warum er die macht ist grundsätzlich egal solange die Vertraulichkeit gewahrt bleibt), die er aber nicht zur Verfügung stellt eben weil es vertrauliche Gespräche sind. …

    Ich finde sein Vorgehen legitim. Vor allem wenn man bedenkt, dass ihm die NSA eben nicht die Mitschnitte der Gespräche zur Verfügung stellt. Ich finde es gut, dass er trotzdem (vertrauliche) Gespräche führt (die er ggf. mitschneidet) obwohl vertrauliche Quellen über die Inhalte die Medien informieren und die Geheimdienste diese mitschneiden.

    Warum droht eigentlich keiner mit dem Veröffentlichen der Gespräche? (Varoufakis tut es eben nicht!) …

  34. @Stanz Der größte Teil Ihres Beitrags basiert auf der Annahme, Varoufakis habe heimlich aufgenommen. Wie kommen Sie darauf, dass es heimlich geschehen ist?

  35. @SomeVapourTrails:

    Sehr, sehr richtig. Varoufakis MUSS böse sein, weil sonst ja eventuell der Europapolitik-Konsens, der seit Jahren von Krise zu Krise schwappt, hinterfragt werden müsste. Dieser Konsens muss inzwischen eine vergiftende Wirkung haben, der die gesamte EU-Bürokratie durchzieht, so dass die unsichtbaren Bürokraten auf mittleren Ebenen, in ihrem Drängen sich nach oben zu bücken, auch von diesen anonymen Sticheleien Gebrauch machen.
    Es ist bezeichnend, dass hauptsächlich persönliche Angriffe gefahren werden. Argumente scheint es da eher weniger zu geben. Es MÜSSEN halt die bösen Griechen sein, nicht die vorherigen griechischen Parteien der Mitte, sondern alle, für immer. Deswegen MUSS auch Syriza böse sein, sonst müsste man ja noch differenziert argumentieren, warum man sich aus EU-Sicht einen Sieg von Samaras bei den letzten Wahlen gewünscht hat, obwohl der doch vorher vier Jahre Zeit hatte um, was auch immer, zu tun. Und man müsste argumentieren, warum die griechische Arbeitslosigkeit oder das Risiko eines Staatsbankrottes sinnvolle Politikstrategien sind. Da ist es doch einfacher, man malt einen Teufel an die Wand, also einen frauenverführenden Teufel ohne Krawatte.

  36. Ich les gerade wiedermal den Egon Friedell. Bereits 1927 schrieb er in seiner „Kulturgeschichte der Neuzeit“ über die „Revolverpresse“:
    „…sie haben mit einer Selbstverständlichkeit und Unverblümtheit … aus ihrer Meinung ein Geschäft gemacht … die Verdrehung der Tatbestände und die Verdächtigung der Motive; der Griff ins Privatleben; die scheinbare Objektivität, die den Tadel um so glaubwürdiger macht; die versteckte Attacke .. und dergleichen mehr…“
    .
    (Meine Auslassungen beinhalten beileibe keine Abmilderungen seiner Meinung, sondern sind hier nur der Länge geschuldet. Mag jeder selbst nachlesen, im 4. Kapitel: „La Rinascita“, „Geburt der Revolverpresse“. Und was Karl Kraus ebenfalls vor 100 Jahren zu diesem Medium zu sagen hatte, dürfte bekannt sein: das gleiche vernichtende Urteil. Es ist seitdem nicht besser geworden. Dank an Nigge und an eine Handvoll anderer, die den ungleichen Kampf aufnehmen).

  37. Danke!
    Der Eindruck verstärkt sich: Die Abbruchkante des zunehmend verunreinigten „Mainstream-Gletschers“ wird von Tag zu Tag poröser!

  38. Naja, der Münkler-Watch-Blog wird für seine Anonymität kritisiert, aber alle deutschen Qualitätsmedien lassen sich von nicht genannten Quellen füttern und, bewusst oder unbewusst, instrumentalisieren – bei den wirklich wichtigen Themen. Lächerlich.

    Jeder aufmerksame Leser muss inzwischen Zweifel an der Objektivität und der Intelligenz der berichtenden (deutschen) Journalisten zweifeln. Hier haben Leute mit vermutlich dickem Ego (weil sie ja für tolle Medien auf den wichtigen Seiten publizieren dürfen) viel eher Spaß daran, eine Agenda zu verfolgen und jeden Hauch der Fähigkeit, mal Aussagen und Weltbilder zu hinterfragen, verloren.

    Letztlich muss ich hier als Staatsbürger und EU-Teilnehmer fordern: Ich erwarte (!!!) in Zukunft Videoaufnahmen und/oder Wortprotokolle von solchen Sitzungen meiner für mich relevanten Regierungen, weil ich das Vertrauen in die Berichterstatter völlig eingebüßt habe. Ich möchte mir da jetzt selbst ein Bild machen. Danke. (Varoufakis kommt dem mit seiner Transparenz ja sehr nahe, aber das wird ständig gegen ihn verwendet. Ich kenne die Agenda der Griechen, aber was Schäuble eigentlich will, hmm?)

  39. @46, Torsten Krahn: Natürlich erfolgte das heimlich. Wie stellen Sie sich das denn vor? Eine Sitzung, die vertraulich sein soll, in der zu Beginn einer der beteiligten Minister sein Handy herauskramt und sagt, liebe Kollegen, ich möchte diese vertrauliche Sitzung gerne auf meinem Handy aufnehmen, okay? Und die Kollegen sagen: Geht in Ordnung. Im übrigen ist doch bereits klar gestellt worden, dass die Aufnahme „ungenehmigt“ erfolgte, sprich: heimlich, denn sonst wäre sie ja genehmigt oder aber unterbunden worden. Varoufakis hat meines Wissens nach auch die Presseberichte, wonach es heimlich erfolgte, nicht dementiert.

  40. Einiges gerät hier aber schon ein wenig durcheinander…

    Erstmal wäre es Stefan Niggemeiers Recht, durchaus Sachen zu kritisieren, die ihn (auch) politisch stören! Einige lesen ihn evtl. gerade deswegen.. – Dem Strang der These folgend, dass durchaus (auch politische) Interessen zu bestimmten Defekten führen könnten, wäre es in gewisser Weise selbsterklärend.

    Worum es bei Varoufakis geht, ist eben gerade NICHT, dass er vertrauliche Gespräche mitgeschnitten hat. Und schon gar nicht, dass er damit gedroht hat, dies zu veröffentlichen!

    Worum es geht ist einleitend eigentlich die Frage (die man sich schon gar nicht mehr stellt): Warum sind solche Sachen überhaupt vertraulich?
    Geht das überhaupt? Wie verträgt sich das mit dem Gedanken der Demokratie? Und ab welcher Stelle ist es dann nicht mehr vertraulich? – Denn immerhin sollen solche Zusammenkünfte ja zu „umzusetzenden“ Ergebnissen führen…

    Was passiert ist, war folgendes:
    Die Vertraulichkeit WURDE verletzt! Und zwar, indem (wohl in einer bestimmten Absicht und unter Missbrauch der Vertraulichkeit) Dinge lanciert wurden, die allemal der Vertraulichkeit unterlägen hätten! Und selbst wenn anonyme Quellen diese Vertraulichkeit in einer solch schändlichen Weise missbrauchen, dann sollte es neben der Boulevardpresse eigentlich Qualitätsmedien geben, die solch eine Behauptung zumindest erst einmal PRÜFEN – anstatt als Multiplikator der Absicht zu dienen. (Und dies wäre leicht gewesen, da es ja Dementis, etwa vom ital. Finanzminister) gab.

    Nun sind sie (wie auch beim „Finger“) dabei ertappt wurden, dass sie (zumindest unter grober Missachtung journalistischer Standards) Unwahrheiten nicht nur veröffentlicht, sondern übermäßig groß aufgeblasen haben. Und es wird demonstriert, dass man weder Willens ist, dies in gewisser Demut einzugestehen und daraus evtl. gar Schlüsse oder Konsequenzen zu ziehen. Viel mehr zeigt sich (sogar hier), wie weit sich der Bewertungsmaßstab bereits verschoben hat – und wie weit man darauf bereits setzt…

    Und noch etwas:
    Hier andauernd Geld- und Zeitmangel ins Feld zu führen, ist ein mindestens scheinheiliges Argument. Mal davon abgesehen, dass man sich als QUALITÄTSMEDIUM eben der Qualität verpflichten (sich verpflichtet fühlen!) MUSS (- Einen Autobauer mit vergleichbarem Agieren würde man wohl kaum als Qualitätsmarke bezeichnen?…)
    Medien mit einer durch (originär gerade auch für diesen Zweck!!!) üppigen Finanzausstattung durch (sogar Zwangs-) Gebühren, schneiden hier leider in keiner Weise besser ab. (Für DLF und ZDF könnte ich dies für diesen Fall bspw. leicht belegen.)

  41. @50 Stanz: hat nicht Nigge schon mehrmals betont, dass es hier um was anderes geht? (Und schon garnicht nicht um Ihre Vermutungen)

  42. Es würde mich freuen, wenn diejenigen, die nun vortragen, Varoufakis selbst habe mit seinem komischen Verhalten nicht unwesentlich dazu beigetragen, dass er nun so dargestellt wird, zur Kenntnis nehmen könnten, dass sie 1. diese Einschätzung zur Person Varoufakis aus denselben Quellen gewonnen haben, die hier nun kritisiert werden und 2. man von Journalisten, die damit ihr Geld verdienen und Ihre Verantwortung professionell und ernst nehmen, erwarten kann, dass sie sich nicht von solchen Befindlichkeiten daran hindern lassen, einfach Wahres von Unwahrem oder Vermuteten oder Gemeintem zu trennen.

    Und allen Journalisten kann man es an dieser versteckten Stelle nur auch mal wieder sagen, weil man das ständig sagen sollte und überall und laut: Mich interessiert nicht Ihre Meinung, mich Interessiert Ihr Rechercheergebnis.

  43. @Stanz
    Und weil Sie unterstellen, dass die Aufnahmen von Varoufakis heimlich gemacht wurden, führt das zu Ihrer Annahme das er droht diese zu veröffentlichen?

    Dem kann ich nicht folgen. Er verteidigt die Vorwürfe im Interview das anonyme Quellen behaupten, dass er (u.a.) beschimpft wurde, indem er auf seine Aufzeichnungen verweist aber sofort ausschliesst diese zu veröffentlichen eben weil diese Inhalte vertraulich sind … Sein Verhalten finde ich fair und nachvollziehbar … Ihre Argumentation nicht …

  44. Lest Ihr noch irgendwo was von Oppermann und der Edathy Affäre. Das war professionelle Affären Abwicklung. Jetzt gibt es soviele Mitwisser das sich Oppermann keine Sorgen mehr machen brauch. Varoufakis ist einfach kein Polit- Profi (und dazu gehört nun mal die Pressearbeit), war aber eitel (nicht negativ gemeint) genug, dieses Amt in so einer kritischen Situation zu übernehmen. Zu schnell zu hoch. Und das kleine Volk macht besserwisserisch das Spielchen mit, was unter Profis längst geklärt ist. Ich bin immer noch erstaunt wie gut sich Varoufakis hält.

  45. Der eigentliche Witz an der Sache ist, dass Varoufakis besagte Aufnahmen als Argument benutzt, gegnerische Verhandlungspartner _in Schutz_ zu nehmen. Es ging ja darum, dass andere Finanzminister ihn angeblich beleidigt hätten.
    Besonders vor dem Hintergrund der Stinkefingeraffäre hätte er da doch keinen Grund zu. Bzw., wenn er wirklich beleidigt worden wäre, würde er es doch nicht dementieren, sondern entweder auf die Vertraulichkeit verweisen (um den politischen Gegner zu demonstrieren, dass er nicht so zimperlich ist, oder um seine Verhandlungsposition nicht mit sowas zu schwächen) oder die Vorwürfe einfach zu bestätigen, damit mal die anderen die Doofen sind.
    Was das Leaken betrifft; wenn ein Mitschnitt oder Protokoll mal der Presse in die Hände fällt, welches Medium könnte dieser Versuchung widerstehen, es zu veröffentlichen?

  46. Ich kann mich durchaus täuschen und enorm von Böhmermann beeinflusst sein, aber sollte V for Varoufakis nicht eher an einen ähnlich klingenden Film mit Natalie Portman und Hugo Weaving erinnern?
    Dass jetzt auch „Victory“ zu biegen erinnert mich an den weit verbreiteten türkischen Namen Acab…
    (Desweiteren finde ich, dass Griechenland sich beim ESC eine riesen Chance hat entgehen lassen, aber das führt hier zu nichts.)

  47. Weiß eigentlich jemand, wer die anonym bleiben wollenden Quellen sind, die von den Qualitätsstenografen angeblich zitiert wurden? Die haben ja offenbar gelogen oder wurden falsch zitiert – wie praktisch, dass Politiker vom Klarnamenszwang ausgenommen sein sollen und wie wenig überraschend, dass die gleichen Journalisten, die sich über pöbelnde anonyme Bürger in den Kommentarspalten mokieren, kein Problem mit pöbelnden anonymen Amtsträgern haben und sich lieber über den Denunzierten mokieren, der beweisen könnte, dass Qualitätsjournalisten und Amtsträger mit unwahren Behauptungen einen politischen Gegner denunzieren.

    Und wieso sind denn diese Verhandlungen geheim? Haben die was zu verbergen? Offensichtlich – sonst würden sie ja nicht derart hysterisch reagieren, wenn sie merken, dass außer den üblichen Verdächtigen auch ein Verhandlungsteilnehmer Beweise hat. Ich fände es sehr gut, wenn Varoufakis die Protokolle öffentlich macht – nur, um mal zu sehen, wie hoch die Qualität der Berichterstattung der Qualitätspresse wirklich ist.

    Aufgrund der hektischen Betriebsamkeit, die Varoufakis‘ „Enthüllung“ bewirkt hat: Eher mau.

    Vielen Dank für die Klarstellung, verehrte Qualitätspresse…

    *grins*

  48. Haben Sie eigentlich sonst nix zu tun als derivate Gedanken über primärmülligen Journalismus hinzuschreiben?

  49. @51, Stanz: Ja, ich stelle mir vor, dass es auch so gewesen sein könnte. Bestätigt hat es bisher jedenfalls niemand. Die meisten Kommentare von Leuten, die es wissen könnten, sind anonym erfolgt und allen gemeinsam ist, dass sie sehr wage gehalten sind. Aus meiner Sicht ist das nicht genug, um darauf seine Argumentation aufzubauen.

  50. Wir erkennen ein bekanntes Muster: Ein Land, eine Bewegung, eine Organisation soll niedergeschrieben werden. Also werden Personen, die für diese „Gegner“ stehen könnten als Buhmann aufgebaut (Putin, Varoufaki, Weselsky, Jebsen, … seien mal als Beispiele angeführt) und diese Personen werden dann mit allen Mitteln der Kunst in der öffentlichen Wahrnehmung diffamiert, mit Dreck beworfen, verleumdet, herabgewürdigt.
    Und das geht konsequent durch ÖR und alle „Leitmedien“. Und dann kommen Leute daher und behaupten, das wäre nicht gesteuert, nicht orchestriert, nicht verschworen. Das wäre alles nur Zufall und dem Druck auf die Medien und dem Zeitmangel der Journalisten geschuldet. Dass ich nicht lache.

    Wer nicht erkennt, dass hier eindeutige Interessen bedient werden
    – Putin: Eindämmungspolitik der USA gegenüber Russland sowie Spaltung und Schwächung Europas,
    – Varoufaki: Niederschlagen einer linken Regierung in Europa (wenn es halt gerade nicht mittels Militärputsch geht),
    – Weselsky: Angriff auf die Tarifautonomie, Marginalisierung von Gewerkschaften, weitere Schwächung der Stellung der Arbeitnehmer,
    – Jebsen: Spaltung der deutschen Friedensbewegung, des Zusammenschlusses der so genannten „alten und neuen Friedensbewegung“.

    usw

    Der gemeinsame Nenner: Durchsetzung so genannter neoliberaler Politik (die Vertreter dieser Richtung werden in den USA „Neocons“ genannt) weltweit.

    Aus diesen Offensichtlichkeiten sollte jeder seine persönlichen Konsequenzen ziehen.

  51. @albibi: Wer „steuert“ denn diese Kampagnen und wie stellt er/sie das an? Und warum richten sich seine/ihre/deren Interessen zugleich gegen den Präsidenten der russischen Föderation, den Finanzminister Griechenlands, den Chef einer deutschen Lokomotivführergewerkschaft und einen umstrittenen ehemaligen Radiomoderator? Da komme ich nicht ganz mit.

  52. Kann mir Medienlaien jemand erklären, warum sueddeutsche.de und spiegel.de Varoufakis‘ Statement wortgleich aber falsch übersetzen? Lesen die beide statt der Primärquelle eine nicht weiterangegebene Quelle Q?

    Beide schreiben:
    „Er nehme öfters mit seinem Handy seine Statements und die entsprechenden Antworten auf, teilte Varoufakis mit.“
    Varoufakis schrieb:
    „I often record my interventions and responses on my mobile phone“
    Wo kommt das bedeutungsverzerrende „die entsprechenden“ her?

    http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/eurogruppen-treffen-riga-varoufakis-raeumt-mitschnitt-ein-a-1035382.html
    http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/griechenland-spiel-mit-dem-feuer-1.2492752

  53. @13 Rebentisch (und Stefan Niggemeier, weil das Zitat aus der SZ unwidersprochen bleibt):

    „Mitschnitte wären in Deutschland strafbar“ – Nein, auch in Deutschland wären sie nicht strafbar! Strafbar wäre nur die „unbefugte Aufzeichnung des nichtöffentlichen Wortes“. Bestes Gegenbeispiel: die Telefon-Hotline Hinweise jeweils am Anfang, dass dasGespräch zur Qualitätssicherung aufgezeichnet wird.

    Bisher findet sich aber niemand, der zu der Aussage bereit wäre, Varoufakis habe geheim mitgeschnitten. (oder habe ich es verpasst?). Es könnte ja auch sein, dass a) Varoufakis vorher in die Runde gefragt hat, ob er sein Diktiergerät anschalten darf oder b) es sogar üblich ist, dass jedes Land einen Unterhändler mit Dictaphon mitbringt, um ein Protokoll zu haben. Ich weiß es nicht, da ich noch nie bei solchen Gesprächen dabei war.

    Die SZ übergeht das kleine, aber juristisch nicht belanglose Wörtchen „unbefugt“ aber natürlich sehr gerne!

  54. @Tobi: Gute Frage. An dpa liegt es in diesem Fall nicht. Die Nachrichtenagentur zitiert Varoufakis in indirekter Rede so:

    Er nehme öfters mit seinem Handy Aufnahmen seiner Statements und Antworten auf, teilte Varoufakis mit.

  55. Wenn noch irgendwer daran zweifelt, dass diese Art der – sagen wir mal vorsichtig – „einseitigen“ Berichterstattung ihre Wirkung zeigt, dann muss er sich nur mal die Kommentare zu Artikeln wie diesem durch lesen. Da wird dann nach dem Muster argumentiert, es sei ja schon bedenklich, wenn sich die Qualitätspresse zu derlei Hetzkampagnen hinreissen lasse, aber immerhin habe der eingebildete / arrogante / aufbrausende / starrsinnige / etc. Herr Varoufakis / Weselsky / usw. sich das ja auch ein bisschen selbst zu zu schreiben.
    Da wird feinste Zirkelschlusslogik eingesetzt, um Rufmordkampagnen an allzu kritischen Zeitgenossen durch das nachplappern von rufschädigenden kampagnenartikeln zu legitimieren. Und keiner kommt auf die Idee, sich mal inhaltlich mit der Kritik der kritisierten auseinander zu setzen. Dann käme man nämlich relativ schnell dahinter, warum solche Querulanten nach herrschender Leitmeinung auf Teufel komm raus dämonisiert werden müssen und müsste sich nicht mehr nur einbilden eine eigene Meinung zu haben.

  56. Und wieso beschwert sich eigentlich die „welt“?
    Sind für die nicht sonst ohne Öffentlichkeit tagende Gremien „stalinistische Geheimgerichte“?

  57. Niggemeiers Beiträge werden auch immer durchschaubarer. Meiner Meinung nach wirkt es so, dass er die linke Regierung in Griechenland total toll findet und da dies nicht jeder tut, versteckt er seine Meinung hinter „Medienkritik“.
    Dabei hat Niggemeier – zumindest nach dem deutschen Rechtsverständnis vollständig Unrecht mit seiner Schlussfolgerung „Den bösen, eitlen Mann, der die Vertraulichkeit des Finanzministertreffens nicht gebrochen hat.“
    Was versteht das deutsche Rechtsempfinden unter Verletzung der Vertraulichkeit des Wortes?
    Das steht im Strafgesetzbuch im Paragraphen 201:
    „(1) Mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer unbefugt

    1. das nichtöffentlich gesprochene Wort eines anderen auf einen Tonträger aufnimmt oder
    2. eine so hergestellte Aufnahme gebraucht oder einem Dritten zugänglich macht.“
    Nun ist noch zu klären was „unbefugt“ ist: Hier ist die Rechtssprechung eindeutig. Man muss alle explizit um Erlaubnis fragen.
    Damit steht doch zweifelsfrei fest, dass die deutsche Presse Recht hatte und die Vertraulichkeit des Wortes gebrochen wurde und Niggemeier Unrecht.
    Ich halte es für durchaus legitim die Linke und ihre Partner toll zu finden, aber dann soll man das doch offen sagen und nicht hinter Medienkritik verstecken.

  58. @Hochen12
    Ich glaub Sie haben es nicht verstanden … macht aber nichts .. einfach nochmal lesen und verstehen … Übung macht den Meister … gibt Dich nicht auf … usw. …

  59. Ich sag´s mal so: hätte Schäuble heimlich Gespräche aufgezeichnet und die Bild-Zeitung würde ihn in Schutz nehmen, hätten wir hier auch einen anderen Blogbeitrag und andere Kommentare. Ähnlich war es schon bei der Diskussion um den Auftritt von V. bei Jauch.

    Medienkritik, die entscheidend beeinflusst ist von politischer Sympathie, eignet sich nicht als Korrektiv.

  60. @68 Wenn die EU Institution den Vorgang nicht bewertet mit Hinweis auf fehlende Regeln, dann ist das schlichtweg das Protokoll. Eine solche Institution kann das Verhalten von einem Minister nicht bewerten. Es bleibt ein klarer Verstoß gegen die institutionellen Umgangsformen.

    @32 Deutsches Recht steht hier außen vor. Es ging mir nur darum zu veranschaulichen, was in unserer Rechtsordnung Standard ist.

  61. Hallo zusammen
    Mir scheint an manchen Stellen der Diskussion läuft es intellektuell nicht ganz rund.Zum Einen ist V for Varoufakis natürlich eine Anspielung auf den Comic V for Vendetta von Alan Moore ,nach welchem der mit Recht erwähnte Film entstand,welche politischen Implikationen das Ersetzen von Vendetta durch Varoufakis hat überlasse ich phantasievolleren Personen.
    Zum eigentlichen Sachverhalt nur soviel:Alle Kritiker am Text von Herrn Niggemaier sollten sich folgendes vorstellen
    Ein Bekannter erzählt in ihrem Freundeskreis man habe ihm zugesichert sie hätten ein Verhältnis mit,sagen wir mal,einem minderjährigen Jungen,keine Beweise nur diese Behauptung! Kein Grund zur Aufregung alles okay es geht ja nur gegen sie persönlich….
    Dann können sie nachweisen das dies nicht stimmt …..
    Was würde wohl passieren und was ist im Beispiel des Herrn V passiert…..
    bis dahin…

  62. @HerrDir, 73: Mein Gott. Was für ein köstlicher Diskussionsstil. Alle, die eine andere Aneignung, als Sie und Niggemeier haben, sind also dumm und unwissend.
    Vielleicht sollte man mich mal zu einer Fortbildung nach Bautzen schicken.

  63. @Edgar Allan poe:
    1. Hat Varoufakis gar nichts bewiesen. Er behauptet nur, dass er könnte.
    2. Was Sie beschreiben ist ein Rechtsverständnis aus dem Mittelalter. Was sie beschreiben,ist Selbstjustiz.
    Wenn jemand über sie behaupten würde, dass sie mit einem minderjährigen Jungen schlafen, dann wäre der richtige Weg Strafanzeige zu erstatten und die entsprechende Person auf Unterlassung zu verklagen.
    Hätten Sie dagegen diese Person aufgenommen haben (zustimmen wird die Person garantiert nicht), dann hätten Sie sich strafbar gemacht und nach deutschem Verständnis schwerer als die Person, die sie verleumdet hat.

  64. @Hochen12
    Ich weiss nicht wie Sie den (angeblichen, vermutlichen) Sachverhalt um Varoufakis mit dem deutschem Strafgesetzbuch entgegentreten wollen? Hat nicht die anonyme Quelle die Vertraulichkeit gebrochen? Wodurch sollte das Varoufakis getan haben? Weil er im Nachgang zugab Mitschnitte für seine Arbeit von seinen Reden gemacht zu haben und so u.a. auch die falschen Unterstellungen von anonymen Quellen an die anderen Finanzminister entkräften wollte? Er hat doch nichts veröffentlicht und nicht damit gedroht sondern ausdrücklich gesagt, dass das ihm nicht zusteht aufgrund der Vertraulichkeit!

    Und keine Angst nach Bautzen sollen Sie auf gar keinen Fall … Vielleicht einfach nochmal den Artikel von Herrn Niggemeier lesen und ggf. noch weitere zum Thema .. .Google hilft … Des weiteren halte ich Sie nicht für dumm und/oder unwissend … ich glaube nur das Sie den Aufhänger des Artikels von Herrn Niggemeier falsch verstanden haben …

  65. @Hochen12, #78
    1. Ja, das ist doch (inkl. einiger Zwischenschritte) der Punkt…
    2. Beziehen Sie sich auf das Bsp. aus #76? – Wenn ja: he? (Wurde da evtl. nachträglich was gelöscht?)

  66. @herrdir, 79: Ein deutscher Journalist schreibt doch erst einmal als deutscher Sicht. Das ist nicht sehr überraschend und auch nicht sehr verwerflich. Im Zweifel greifen daher Redaktionen daher auf Gastkommentare zurück.
    Aus deutscher Sicht ist aber – anderes als Niggemeier behauptet- bereits das Aufzeichnen ohne explizite Zustimmung ein Bruch der Vertraulichkeit des Wortes.
    Damit werden auch diese Artikel sehr relevant. Er war ja auch schließlich in Berlin. Hat er sich da an seine Praxis gehalten, hat er sich strafbar gemacht und einfache Minister haben keine Immunität.
    Außerdem halte ich das Argument mit der Drohung für falsch: zwar hat er nicht explizit gedroht, jedoch lässt sich doch nicht bestreiten, dass die Aufnahme drohend im Raum steht. Wenn ihm etwas nicht passt, könnte er jederzeit die Aufnahme veröffentlichen oder jemand könnte die Aufnahme klauen und dann veröffentlichen.
    Daher sagt unser Rechts- und Wertesystem: Das ist verboten.

  67. @ Hoxhen12
    Ich versuchs mal so:

    Wer sagt das er ohne explizite Zustimmung seine Reden aufgezeichnet hat?

    Er verwies auf die Aufzeichnungen um die anderen Finanzminister vom Vorwurf anoynmer Quellen zu entlasten, die behaupten, dass sie ihn beleidigt haben …

    Erkennen Sie den Unterschied? Er droht nicht (nicht mal indirekt) mit Veröffentlichung um jemand zu schaden …

    Und jetzt nochmal zusammengeschrieben:
    Es gibt kein Relevanz für Artikel die anonyme Quellen angeben, die behaupten gehört zu haben, dass jemand (oder mehrere) nicht benannte Personen jemand anderen in einem vertraulichem Gespräch beschimpft haben könnte. …. Vor allem nicht wenn man nicht inder Lage ist andere Beteiligte zum Sachverhalt zu befragen. Darüber hinaus ist ein Mitschnitt von dem nur die Betroffenen wissen wie dieser angefertigt wurde, keine Grundlage um jemandem Vertrauensbruch vorzuwerfen … Vor allem nicht wenn dieser den Mitschnitt NICHT veröffentlichen will.

    Übrigens was sagt unser Rechts- und Wertesystem aus Ihrer Sicht zu dem vom NSA mit Hilfe des BND abgehörten Handy der Kanzlerin? Verboten oder eher ratsam wegen vorbeugender Abwehr von terroristischen Aktionen?

  68. @Hochen12
    Das wird ja immer toller, jetzt wird ihm schon unterstellt, dass er auch in Berlin Aufnahmen gemacht hat. Wer hat ihnen denn das schon wieder, selbstverständlich anonym, erzählt.

    Seriöse Medien verbreiten keine von anonymen Quellen geäusserten Beleidigungen. Umso mehr, wenn nicht einmal darüber informiert werden kann, wer denn der Beleidiger namentlich ist.

    Varoufakis hat nichts aber auch gar nichts vertrauliches nach außen getragen. Ob und unter welchen Voraussetzungen er Gespräche aufgenommen hat, wissen weder sie noch irgend jemand anderer, der nicht dabei war.

    Anonyme Teilnehmer an der Konferenz in Riga oder anonyme Erfinder von Gerüchten die womöglich selbst gar nicht dabei waren in Riga haben Behauptungen aufgestellt, die von Varoufakis selbst und auch vom italienischen Außenminister dementiert, also als Lügen bezeichnet wurden.

    Darüber sollten Sie sich aufregen, aber offensichtlich verstehen sie gar nicht, wer hier der oder die Übeltäter sind.

    Wenn Sie wissen wollen, wie sich andere Finanzminister äußern, wenn man verspricht sie nicht mit Namen zu nennen, dann lesen sie mal nach was Norbert Häring dazu geschrieben hat, das nenne ich miesen Stil:

    http://norberthaering.de/de/?start=12#weiterlesen

  69. Ich verstehe die Diskussion nicht recht, mir kommt es ein bißchen so vor wie bei irgendwelchen Verschwörungstheorien. Wieso wird denn hier so beinhart darauf beharrt, dass doch gar nicht feststehe, dass V. die Mitschnitte heimlich gemacht habe? Das ist doch bislang Stand der Dinge, oder sehe ich das falsch?

    Sind denn hier eigentlich auch Journalisten unterwegs? Wie ist denn das nun, journalistisch gesehen: V. hat natürlich nie ausdrücklich klargestellt, dass er diese Aufnahmen heimlich gemacht hat. Aber wenn dieser Vorwurf in der Presse und von den anderen Beteiligten erhoben wird und er dementiert das nicht, kann man dann nicht aus journalistischer Sicht davon ausgehen, dass es so war? Einmal ganz davon abgesehen, dass ja von den anderen beteiligten Politikern erklärt wurde, die Aufnahmen seien eben nicht gestattet gewesen, also heimlich erfolgt.

  70. …und dann wirft das ganze noch eine andere grosse Frage auf:

    Warum sind die Treffen der Eurogruppe überhaupt geheim und nichtöffentlich ?
    Warum gibt es kein Protokoll ?
    Jeder noch so kleine Gemeinderat tagt in Deutschland öffentlich (es sei denn es geht um private Angelegenheiten) und das Protokoll muss veröffentlicht werden.

    WIEVIEL DEMOKRATIE BRAUCHT EUROPA ?

  71. @ Stanz

    Genau das sehen Sie falsch. Das ist nicht Stand der Dinge und da liegt auch Ihr Verständnisproblem.

  72. @Stefan:

    Anscheinend gibt es kein Verbot, die Gespräche aufzunehmen.

    Also in Deutschland gibt es eins, das hat Udo Vetter heute nochmal ausgeführt.
    Varoufakis schreibt selbst, dass er das häufiger macht:

    As I told Andrew Marr, in the absence of minutes, I often record my interventions and responses on my mobile phone, especially when I adlib them. The purpose is, naturally, so as to be able to recount my exact phrases and, accordingly, to brief my Prime Minister, the Cabinet, Parliament etc. on precisely what I said.

    Er war auch bereits in Deutschland zu Besuch und hat dabei mit Schäuble gesprochen. Liegt es nicht nahe, dass er vielleicht auch diese Gespräche ohne Schäubles Wissen aufgenommen hat?

    Es gibt also Indizien dafür, dass ein EU-Finanzminister deutsches Strafrecht gebrochen hat. Wäre das nicht eine Meldung und etwas Empörung wert?

  73. @Herdir, 82:
    1. Welche Beleidigungen? Die drei mitgeteilten Nomen wären zulässige Beschreibung des Charakters von Herrn Varoufakis.
    2. Die Schutzbehauptung, dass Varoufakis nur die Existenz der Aufnahme mitgeteilt habe, um seine Kollegen zu schützen, ist ja gradezu putzig: Glauben Sie ernsthaft, dass so gestandene Männer und Frauen, die Finanzminister sind, ernsthaft Schutz durch Varoufakis bedürfen und wollen!?
    3. Die Artikel sind sogar hochrelevant. Jeder, der schon mal verhandelt hat, weiß, dass die Stimmung zwischen den Teilnehmern sehr relevant ist.
    4. Netter Ablenkungsversuch mit der NSA, aber das ist hier nicht das Thema und entlarvt Sie vollständig: Den gleichen Medien, die bei Varoufakis nur lügen und betrügen, glauben Sie die NSA-Enthüllungen. Es geht hier also nicht um Medienkritik, sondern alleine nur um eine Instrumentalisierung einer angeblichen Medienkritik, um gegen die Medien zu hetzen, weil sie nicht positiv über Varoufakis berichten. Ich verurteile diesen Angriff auf die Pressefreiheit auf das schärfste!

    @Hannes66: Ernsthaft!? Anonyme Quellen sind DAS Instrument der Presseberichterstattung. Ohne Quellenschutz würde man gar nichts aufdecken. Offenbar sind anonyme auch nur bei einem Linken-kritischen Artikel ein Problem.

  74. @Tobi Du hast den Treffer gemacht. Da ist alles drin. Die Böswilligkeit als Voreinstellung, das Drehen und Manipulieren an den Fakten, die Abschreiberei an der Stelle, wo Recherche stattfinden müsste, und dann sind von dieser Seuche auch schon SZ und Spiegel erfasst.
    Dem Journalismus wäre tatsächlich schon eine Menge geholfen, wenn er sich nicht gemein machen würde, schon gar nicht mit und wegen einer Sache.

  75. @Hochen12
    Ich seh es ein. Sie haben diese Art von Presse verdient. Ich hoffe das können Sie sich leisten.

  76. @Stanz:

    V. hat natürlich nie ausdrücklich klargestellt, dass er diese Aufnahmen heimlich gemacht hat. Aber wenn dieser Vorwurf in der Presse und von den anderen Beteiligten erhoben wird und er dementiert das nicht, kann man dann nicht aus journalistischer Sicht davon ausgehen, dass es so war?

    Nein.

    Einmal ganz davon abgesehen, dass ja von den anderen beteiligten Politikern erklärt wurde, die Aufnahmen seien eben nicht gestattet gewesen, also heimlich erfolgt.

    Von welchem beteiligten Politiker wurde das erklärt?

  77. DANKE STEFAN!
    Auch wenn ich weiß, dass keine 5% die Gesamtlänge dieses/Deines Berichtes lesen werden. Zumindest ist es eine Positionierung, welche immer auf-/nachgeschlagen werden kann.
    Wie bitte? Was mit den restlichen 95% ist? Nun; erfahrungsgemäß wollen über 45% gar nicht wissen (sich eingestehen), wie eine andere Sicht ist/sein könnte. Denn dann würden sie das geliebte Feindbild der „bösen, faulen, korrupten Gyrosfresser“ verlieren. Na ja… und die weiteren 50% haben keine Zeit, weil vermutlich immer (wenn sie was lesen sollen) die nächste Episode von Kultur-Sendungen wie „Bauer sucht Frau“ oder „Frauentausch“ läuft.
    Nochmals: DANKE STEFAN!
    Höflichst
    N. B.

  78. @Hochen12

    Sie sehen ernsthaft keinen Unterschied zwischen Informantenschutz und der Weitergabe von anonymen Beleidigungen und Falschmeldungen?

    Sie sehen es als journalistisch einwandfrei an, derartige Behauptungen zu veröffentlichen ohne, wie es in seríösen Blättern die Regel ist, die Gegenseite zu hören und ggf. deren Aussagen mit zu veröffentlichen?

    Wie es HERDIR schon sagte, Sie verdienen diese Presse!

  79. @Hannes66, 93:
    1. Welche Beleidigungen? Die mitgeteilten Nomen sind zulässige Beschreibungen einer Person. Das nennt man Meinungsfreiheit.
    2. Welche Falschmeldungen? Varoufakis behauptet nur, dass er ein Aufnahme habe, die etwas anderes belege.
    3. Es handelt sich hier nicht um eine Verdachtsberichterstattung, sondern um politische Berichterstattung. Bei Politikern erwartet man, dass sie so professionell sind, dass sie sich selber gegen Vorwürfe verteidigen können.
    Komischerweise fordern Sie ja bisher auch nicht, dass bei der NSA-Berichterstattung die Bundesregierung immer Stellung nehmen darf. Liegt das vielleicht daran, dass die Linke kein Teil der Bundesregierung ist?

  80. Echt übel, wie schamlos gegen Varoufakis geschossen wird. Zwar nichts sonderlich Neues, aber trotzdem immer wieder „erschreckend“. Was ich aber mindestens genauso schlimm finde, wenn man schon das Maul aufreißen muss, sollte man wenigstens Yanis Varoufakis richtig schreiben. Aber dazu sind einige „Journalisten“ ja nicht mal mehr in der Lage.

  81. @Herdir: Z.B. in Kommentar 37 kritisieren Sie eine angebliche Unsachlichkeit der Medien ggü. den Linken.
    Anderseits schreiben Sie dann so Kommentare wie 95 („Aluhut verrutscht“).
    Kann man sich selber eigentlich noch mehr entlarven?
    So kann man jedenfalls keine ernstzunehmende Medienkritik äußern.

  82. @ Hochen12
    Ich habe die VErmutung Sie haben meinen Kommentar (37) nicht verstanden … Aber keine Sorge Sie können gern weiter ernstzunehmende Medienkritik üben …

    Übrigens: Was heisst: „Kann man sich selber eigentlich noch mehr entlarven?“ … Was gab ich denn vor zu sein und was bin ich jetzt ? … Also nach Ihrem Verständnis?

  83. Er hat die Vertraulichkeit nicht gebrochen. Ich frage mich warum solche Gespräche nicht grundsätzlich für alle Teilnehmer protokolliert werden. Es macht doch Sinn im nachhinein alles Besprochene noch einmal zu reflektieren und Belege zu haben. Die Paraphrase führt doch ohnehin nur zu falscher bzw. gesteuerter Wahrnehmung. Da treffen sich Menschen aus unterschiedlichen Kulturkreisen mit unterschiedlicher Wahrnehmung und Erwartungshaltung und ungleicher Sprache – alle gegen den Griechen – und nachher gibts nur Behauptungen und Statements die nicht belegt werden können. Das ist doch Unfug, sinnlos und irre.

  84. ochen 12 94:

    Sie begreifen es offenbar wirklich nicht. Es wurde in der Presse davon berichtet, Varoufakis sei bei der Konferenz in Riga beschimpft und beleidigt worden. Es wurde weder genau gesagt, wie er beschimpft und beleidigt wurde, noch von wem.

    Angeblich hat man diese Informationen von anonymen Teilnehmern der Konferenz, also von Leuten, die die vereinbarte Vertraulichkeit der Gespräche gebrochen haben.

    Varoufakis und der italienische Finanzminister behaupten das Gegenteil.

    Selbst nach diesen Dementi wird immer wieder behauptet er sei beschimpft und beleidigt worden, ohne sein Dementi oder das seines italienischen Kollegen zu erwähnen.

    Das finden sie jetzt in Ordnung. So etwas sollte die seriöse Presse wirklich machen. Jetzt tauschen sie mal den Namen Varoufakis gegen den Namen Schäuble aus.

    Würden sie das dann immer noch als in Ordnung befinden? Oder mögen sie lediglich den griechischen Finanzminister nicht so besonders gut leiden?

  85. @Hochen12 94:

    Ach ja, und noch was, selbstverständlich sollte es journalistischer Standard sein, dass bei Berichten von zum Beispiel dem NSA-Skandal, beide Seiten gehört und ggf. aufgestellte Behauptungen belegt werden und dem beschuldigten Teil die Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben wird.

    Was das mit der Linken zu tun haben soll, entzieht sich meinem Verständnis.

  86. @Georg, Stanz, Rebentisch und die anderen:

    Von dutzenden Ministern und vermutlich mehreren Dutzenden Staatssekretären findet sich doch bis heute niemand, der öffentlich mit der Aussage zitiert wird, er sei heimlich aufgenommen worden.

    Der Mann ist einer der wichtigsten Insider einer Volkswirtschaft, die kurz vor Zahlungsunfähigkeit steht. Ein falsches öffentliches oder nichtöffentliches Wort von ihm, und das gesamte Land rutscht in die Insolvenz. Eventuell könnte eine schlecht formulierte Aussage von ihm auch strafrechtlich relevant sein (siehe Kirch-Prozess). Ist es da wirklich so unvorstellbar (geschweige denn unerhört), dass dieser Mann seinen Wortlaut öfters mal aufzeichnet? In einem späteren Briefing seiner Kabinettskollegen und der Öffentlichkeit kommt es eben sehr wohl auf Feinheiten an.

    Sie setzen Heimlichkeit voraus, weil dies (geschickt) von Sueddeutsche et. al. impliziert wird und weil Sie dem Mann mittlerweile nach monatelanger Kampagne sowas zutrauen. Naked-Bike-Fahrer sind ja gemeinhin als notorische Lügner bekannt, oder wie?

  87. @ 92 Basigos Nikolaos

    Du beschwerst dich darüber, dass die Griechen allesamt als „böse, faul und korrupt“ angesehen werden, behauptest aber gleichzeitig, dass das deutsche Publikum zu 45 Prozent borniert und zu 50 Prozent unbelesen ist?

    Das erinnert mich an den alten Witz, wo der Typ sagt, dass ihn nur zwei Dinge wirklich nerven: Rassismus und Neger am Tisch.

  88. 103, Chefkocher:

    Ich denke nicht, dass Sie oder ich zu entscheiden haben, wie die Gepflogenheiten bei Minister-Gesprächen sein sollten. Ob die Minister Tonaufzeichnungen dulden sollten oder nicht. Ich kann es nur von meinem Alltag her beurteilen: wenn einer bei Besprechungen ohne Wissen der Anderen Tonaufzeichnungen machen würde, gäbe es ein Problem. Es fällt mir auch schwer, schlechtes Benehmen mit der Suche nach übergeordneten Motiven zu verklären.

    Erstaunlich finde ich aber, in welchem Maße Varoufakis-Anhänger (wie auch Weselky-Fans) sich alles so lange zurecht biegen, bis es abgenickt werden kann. Da wird die eigene politische Grundhaltung zum Fundament jeglicher moralischer Betrachtungen. Der gleiche Tatbestand, vollzogen von einem konservativen Politilker oder einem Vertreter des Kapitals, würde – da bin ich mir sicher – ethisch anders bewertet.

    Das geschieht auch andersherum. Jasper von Altenbockum, ein Paradebeispiel, misst amerikanisches Regierungsverhalten stets anders als russisches, der eigene politische Background wird zum Maßstab allen Kommentierens.

    Diese Einseitigkeit ist keine neue Erscheinung. Wohl aber habe ich das Gefühl, dass sich allgemein die Fronten verhärten, dass Grau-Töne weniger gefragt sind, dass in vielen veröffentlichten Meinungen eine Tendenz zum Entweder – Oder zu beobachten ist. Möglicherweise ist das einer Aufmerksamkeitsökonomie geschuldet. Man möchte laut sein, um Gehör zu finden.

    Da bleibt dann keine Zeit, um z.B. anzumerken, dass Menschen wie Varoufakis oder Weselsky vielleicht nicht ganz unschuldig sind an den Zeilen, die über sie verfasst werden. Oder dass es nicht „die Presse“ gibt, der zu misstrauen sei.

    Offenbar macht es vielen Menschen Freude, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Ich für meinen Teil finde diese Schwarz-Weiß-Malerei zunehmend langweilig, man fühlt sich unterfordert, es liest sich so unglaublich banal und fad. Genau deswegen schau ich auch keine ZDF-Anstalt mehr. Alles vorhersehbar, alles in eine Richtung, keine Aha-Momente mehr. Die einen nennen es Haltung, die anderen dogmatisch. Ist halt Ansichtssache.

  89. @106 Theo
    Es läuft im Kreis, aber ich nehme gerne den anderen die Arbeit ab, es nochmal zu sagen: es findet sich niemand, der behauptet, dass Varoufakis heimlich aufgezeichnet hat. Es ist also vergleichsweise sinnlos, zu diskutieren, wie heimliche Aufzeichnungen moralisch und/oder strafrechtlich zu beurteilen wären.

    Wenn man dann noch sieht, dass Leitmedien wie SpOn und insbesondere Süddeutsche (die war einen Tag später dran, bis zum Beweis des Gegenteils ist SpOn deren Quelle) nicht in der Lage sind, Primärquellen richtig und selber zu übersetzen (siehe mein Kommentar 67), dann löst sich die Geschichte in ziemlich viel Rauch um nichts auf.

    Schließlich zum sachlichen Inhalt der Geschichte: es ist schon bemerkenswert, dass bei diesen Sitzungen, wo über das Wohlergehen von Millionen Menschen entschieden wird, keine Protokolle angefertigt werden. Aus diesem Grunde fände ich es noch bemerkenswerter, wenn nicht auch andere Teilnehmer zumindest ihre eigenen Einlassungen dokumentieren würden.

  90. @theo, 105: Ich glaube, da haben Sie mich falsch verstanden: Ich entscheide gar nichts, und würde den Ministern da auch nicht reinreden wollen. Und ja, wenn jemand von einem Gespräch mit mir Aufnahmen machen würde, hätte er ein Problem. Wenn er/sie das in meinem beruflichen Kontext tun würde, dann ein richtig großes Problem. „Schlechtes Benehmen“ finde ich da noch viel zu milde. Ich wäre „auf 180“.

    Aber genau dies ist ja der Punkt: Aus meiner eigenen Lebenswelt heraus kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Hr. Varoufakis da heimtückisch sein Handy mitschneiden ließe und es findet sich niemand, aber auch wirklich niemand, der damit an die Presse geht. Das käme der Eurogruppe doch nur gelegen! Ich traue dem Mann ja vieles zu, aber er wird doch wenigstens einmal in die Runde gesagt haben: „I am recording this, just so you know.“

    Ich bin beileibe kein Varoufakis-Anhänger: der Mann ist mir nicht sonderlich sympathisch. Die Art, wie er den Stinkefinger leugnete, hat es nicht besser gemacht. In der Griechenland-Frage würden er und ich nicht zusammen kommen. Es wäre aber schön, wenn die Medienwelt sich den eigentlichen Verhandlungen und deren Inhalte zuwendete.

    In den anderen Absätzen haben Sie uneingeschränkt recht. Genau der von Ihnen angesprochene persönliche Bias, das „Varoufakis=Böse“-Dogma, stört mich hier: die Sueddeutsche konstruiert eine strafrechtliche Relevanz, und verschiedene Kommentatoren hier setzen einfach mal voraus, dass eine heimliche Aufnahme existiert.

    Ich werde das Gefühl nicht los, dass das Griechenland-Problem und dessen Verhandlungen eine Komplexität angenommen haben, bei der der Durchschnitts-Intellekt-Journalist ausgestiegen ist. Dieser Boulevard-Journalismus muss dann als Alibi-Veranstaltung herhalten. Warum erklären die großen Tageszeitungen mir als nicht-Volkswirt nicht mehr, was inhaltlich gerade zur Debatte steht.
    Ich beobachte in diesen und anderen Themen (G36, Germanwings, …) zunehmend, dass ich meine eigenen Quellen suchen muss, um den Kern der Sache noch zu erfassen.

  91. Ich sehe das wie ein paar andere hier auch, wenn Schäuble Gespräche heimlich aufgezeichnet hätte, wäre der Shitstorm und die Empörung riesig.

    Ich denke mal logisch/analytisch denkende Menschen und Intellektuelle sind meist zwei Paar Stiefel. Deswegen gibt wohl soviel Medienkritik.

  92. @109:
    der Shitstorm ist auch jetzt riesig. Die Hälfte der Kommentare spart ja nicht mit Kritik an Varoufakis‘ gemutmaßtem Verhalten. Die etablierten Medien machen die Story groß auf. Aber es ist halt nur ein Shitstorm, wenn er von der anderen Seite kommt …

    Mehr als fraglich ist aber, ob die Medien auf Ihre hypothetische Schäuble-Geschichte blind anspringen würden, oder ob sie vielleicht erstmal Fragen stellen würden wie „Was sind die Gepflogenheiten bei solchen Treffen?“ oder „Findet sich jemand, der bestätigt, dass die anderen Teilnehmer vielleicht doch informiert wurden?“

    Tatsächlich handelt es sich bei so Stories um Clickbait, Recherche ist dabei eher lästig. Man sieht doch, dass SpOn jeden Tag eine neue Räuberpistole über Griechenland bringt, egal ob was passiert oder nicht. Bringt halt Klicks …

  93. Viele journalistische Erzeugnisse sind ganz offensichtlich zu billigen Clickbaitern und widerlichen Meinungsmachern verkommen. Publiziert wird, was und wie es vom jeweiligen Sponsor (Konzern, Partei, Lobby) gewünscht wird und was Klicks bringt. Ungeprüft. Journalistische Grundarbeit scheint nicht mehr erwünscht.

    Zugegeben, der Journalismus befindet sich in einer wirtschaftlichen Zwickmühle, doch rechtfertig dies die aktuelle Praxis?

    Das Wort „Lügenpresse“ halte ich für fehl am Platz, aus meiner Sicht fehlt jedoch nicht mehr viel.

  94. @lord und ein paar andere hier auch:

    Woher habt ihr diese Idee, dass V. die Gespräche heimlich aufgenommen hätte (bitte nicht wieder das unsäglich falsche Rumgespekuliere: solange niemand der Beteiligt war gerichtsfest erklärt, dass die Aufnahmen heimlich waren, waren sie nicht heimlich! Die ganze Heimlichkeit wird in dieser Kampagne gezielt hineinspekuliert.) und dass wenn Schäuble das getan hätte Shitstorm und Empörung groß wäre? Kann es vielleicht sein, dass hier U-Boote ein Medienkampagne klandestin unterfüttern?

    Es ist wie mit MH17: es wird aufgrund von Spekulationen ein Bild gezeichnet mit der klaren Absicht: auch wenn alles nicht stimmt und in sich zusammenfällt – es wird schon etwas hängen bleiben. Zur Not zieht man sich immer auf die Freiheit zurück, auch mal einen Fehler machen zu dürfen. Unter diesem Denkmantel wird mittels gezielter Desinformation Stimmung gemacht. Und solche Kommentarforen wie dieses hier vermüllt, denn es ist unmöglich, sich mit U-Booten auf Fakten und Wahrheiten zu verständigen.

    Fakt ist, dass V. alleine gegen eine Gruppe von Personen, die nicht kooperieren wollen sondern Unterwerfung fordern, seine Stellung halten muss. Dafür muss sich V. absichern und mit erhöhter Vorsicht agieren. In diesem Zusammenhang ist ein Mitschnitt nur legitim – wenn er nicht ausdrücklich verbeten oder verboten wurde.

    Alles andere ist nichts als geworfener Schmutz.

    Und für alle organisierten Missversteher und Nebelerzeuger zum mitschreiben: Ein Mitschnitt eines vertraulichen Gespräches ist legitim und auch nicht anstößig, wenn er nicht ausdrücklich verbeten oder verboten war und nicht veröffentlicht wird. Und deutsche Gesetze haben bis jetzt immer noch den Geltungsbereich Deutschland.

  95. albibi:

    „Fakt ist, dass V. alleine gegen eine Gruppe von Personen, die nicht kooperieren wollen sondern Unterwerfung fordern, seine Stellung halten muss.“

    Faszinierend, was so alles „Fakt“ ist, was man so alles im Internet lernen kann.

  96. Wenn jedes Land die Presse hat, die es verdient, dann ist Deutschland schon ziemlich ekelhaft. Wie heisst es doch bei Heine als er die Zukunft Deutschlands im Abort findet:

    Was ich gesehn, verrate ich nicht,
    Ich habe zu schweigen versprochen,
    Erlaubt ist mir zu sagen kaum,
    O Gott! was ich gerochen!

  97. @Feedback Loop
    Aber auch jede REgierung hat nicht das Volk was es verdient und andersherum auch … glaub ich … Ähm .. was wollte sie eigentlich sagen?

  98. Okay, er hat es selbst gesagt, dass er mitgeschnitten hat. Dass deutsche Journalisten dieses Detail falsch darstellen – oder missverständlich – das soll der Skandal sein? Für mich zeigt der Umstand, dass Varoufakis so selbstverständlich über eine strafrechtlich zweifelhafte und moralisch definitiv vorwerfbares Tun redet, dass er völlig von der Realität enthoben ist. Und damit liefert er genau den Beweis dafür, was die hier gescholtenen Journalisten geschrieben haben.

  99. Was mich doch sehr verwundert ist die Tatsache, dass einige scheinbar nicht in der Lage sind zwischen dem Sachverhalt (Art der Berichterstattung) und der Person (Varoufakis) unterscheiden können.
    Es scheint unmöglich geworden zu sein, einzelne Aspekte sachlich zu beleuchten, ohne das Ganze zu personalisieren.
    @ Claus
    Wir Herdir schon schreibt sollten sie alles in Ruhe noch einmal lesen. Im Übrigen ist ein Mitschnitt bei Sitzungen oder Meetings durchaus üblich und keinesfalls ungewöhnlich.
    Falls sie das befremdlich finden sollten sie folgendes bedenken.
    Angenommen sie sind in einer äußerst wichtigen Sitzung in der es um die Zukunft ihres Landes geht, dessen Vertreter sie sind und in dem sehr viele Menschen sehr viel Reden.
    Glauben sie nicht, dass es da keine Protokolle oder Aufzeichnungen gibt um sich auch hinterher an alles erinnern zu können?
    In der Realität sind Menschen eben nicht in der Lage anderen Menschen Stundenlang zuzuhören und sich alles zu merken was diese so von sich geben.
    Das Thema hat keinen strafrechtlich Aspekt, durchaus aber einen moralischen, auf den Herr Niggemeier hinweist. Es ist das Messen mit Zweierlei Maß und die Tatsache das Fakten verdreht werden.
    Selbst wenn Herr Varoufakis sich in diesem Punkt etwas vorwerfen müsste, entschuldigt das nicht das Vorgehen von weiten Teilen der deutschen Medienlandschaft.

    MfG

  100. Theo: „Ihnen würde ich zum Lesen der griechischen Blätter raten.“

    Ah so… Warum? Wird dann die deutsche Presse besser? im Vergleich? Ist Griechenland Ihr Maßstab für Qualität?… Wieder so ein polemischer Quatsch,

    Ihnen würde Ich aber zum Schweigen raten. (Macht Spaß; nicht wahr, wenn Ihnen ein Unbekannter „rät“ was Sie tun sollen…? Denken Sie mal drüber nach! … Uuups,… ich hab’s schon wieder getan.

  101. @HERDIR:
    Ich wollte damit ausdrücken, dass nach meinem Empfinden Deutschland (vorneweg ein Großteil der Presseelite, aber nicht nur die) wieder einmal sein hässlichstes Haupt erhebt. Dasjenige, vor dem uns Heine (aus seiner klarsichtigen Pariser Perspektive) schon vor 170 Jahren – zu Recht, wie man ja wohl einräumen muss – gewarnt hat.

    Ich dachte, das sei offensichtlich gewesen… das war ein Irrtum.

  102. Übrigens ist es auch für meedia ein Skandal, dass V. zugegeben hat eine Aufzeichnung gemacht zu haben:
    http://meedia.de/2015/05/27/anstalt-zieht-ueber-presse-her-aus-gut-unterrichteten-kreisen-ist-der-fachterminus-fuer-erstunken-und-erlogen/#comment-168177

    @Feedback Loop
    Wieso wieder?

    Dann könnte ich auch Goethe zitieren:
    „Sag mir warum dich keine Zeitung freut?
    Ich liebe sie nicht, sie dient der Zeit.“ auch wenn ich bezweifel das er damals die Zeitung von heute meinte …

  103. @HERDIR: Schön ist ja diese „Meedia“-Formulierung:

    Er selbst [Varoufakis] gab gegenüber der New York Times zu, dass der griechische Minister die Runde aufgezeichnet hätte, was wiederum ein Skandal ist.

    Klingt, als würde er über jemand anders sprechen. Das ist aber vermutlich nur das alltägliche Fremdeln der „Meedia“-Redaktion mit der deutschen Sprache.

  104. Skandal, lt. Wiktionary ein „Ereignis, das für Aufsehen und Wirbel sorgt und auf Ablehnung stößt.“ Das ist es, unabhängig von jeder Wertung des Ereignisses an sich durch Meedia. Vielleicht ist Meedia hier zwar mit dem Satzbau überfordert aber in der Wortwahl sehr präzise.

    @HERDIR: (ohne zu meinem Kommentar 107 inhaltlich etwas hinzufügen): haben Sie irgendeinen Beleg, dass Varoufakis heimlich aufgezeichnet hat? Oder sind Sie der Ansicht, dass es sonst auch ein Skandalon wäre? Warum?

  105. @Tobi
    Ich habe keinen Beleg. Ich habe das auch nie behauptet. Ich bin eher verwundert, dass das andere ständig unterstellen … War irgend etwas an meinen Aussagen dahingehend missverständlich?

  106. Dieser Varoufakis sieht verdammt gut aus, ist Wirtschaftswissenschaftler dazu auch noch ein Linker ! Zum Früchstück frisst er wahrscheinlich kleine Kinder ? Wir werden es dämnächst in irgendeiner Zeitung lesen können !

  107. @HERDIR
    sorry, hab die Mitdiskutanten durcheinander gebracht und dann zwei verschiedene Posts in meinem Kopf vermengt :-)

  108. @M.J. Groenwold, 121:
    „Wir Herdir schon schreibt sollten sie alles in Ruhe noch einmal lesen.“
    Wenn Sie mir sagen, welche Stelle Sie genau meinen, werd ich das tun und darauf reagieren.

    „Im Übrigen ist ein Mitschnitt bei Sitzungen oder Meetings durchaus üblich und keinesfalls ungewöhnlich.“
    Ein heimlicher von einem Teilnehmer, über den er den anderen Teilnehmern nichts mitteilt, schon.

    „Falls sie das befremdlich finden sollten sie folgendes bedenken.
    Angenommen sie sind in einer äußerst wichtigen Sitzung in der es um die Zukunft ihres Landes geht, dessen Vertreter sie sind und in dem sehr viele Menschen sehr viel Reden.
    Glauben sie nicht, dass es da keine Protokolle oder Aufzeichnungen gibt um sich auch hinterher an alles erinnern zu können?“

    Erstens ist ein Protokoll, das von als solchen dafür abgestellten Protokollanten angefertig wird, etwas anderes als ein (nochmal: Nicht erkennbarerer – das macht den Unterschied) Mitschnitt eines Teilnehmers.
    Zweitens brauche ich nichts zu glauben, sondern halte mich an die Regeln, sondern lese einfach, was Stefan Niggemeier schreibt. Und, ja, ich sage Ihnen gerne, welche Stelle ich meine: „Euro-Gruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem sagte am Donnerstag: „Treffen der Euro-Gruppe sind vertraulich. Wir verlassen uns auf jede anwesende Person, diese Vertraulichkeit zu respektieren.“

    „Das Thema hat keinen strafrechtlich Aspekt…..“
    Das sehen andere hier anders. Ich selbst habe dazu übrigens nur geschrieben, dass ich ihn für möglich halte.“

    “ durchaus aber einen moralischen, auf den Herr Niggemeier hinweist.“
    Ist das die Stelle, die Sie meinten? Hätte ich mir deshalb meinen Post sparen sollen – weil ich nur bestätige, was Herr Niggemeier sagt? Falls es so ist (Ratespiele nerven halt), sage ich dazu: Ich glaube, ich kann (wie viele andere) hier auch etwas posten, was Herr Niggemeier schon aufgefallen ist. Darüber hinaus ziehe ich aus der gleichen faktischen Feststellung zu einer anderen Bewertung. Lesen Sie dazu gern noch mal meinen Post.

  109. @Claus
    Könnten Sie mir erklären woher Sie wissen, dass Aufzeichnungen heimlich gemacht worden sind?

    Woher wissen Sie das ein Protokoll erstellt worden ist?

    Wie kommen sie zu der Annahme, dass ein mitschneiden von Gesprächen ein Vertrauensbruch ist? (Beachten Sie dabei Ihre Antwort der ersten Frage)

  110. Ergänzend:
    Wie kommen sie zu der Annahme, dass ein mitschneiden von Gesprächen ein Vertrauensbruch *ist* – wäre – [ist hier richtig zu formulieren]?

    Abschließend noch:
    Welche Vertrauensbruch hat V. denn Ihrer Meinung nach begangen?

  111. @Herdir,
    Ich habe nicht geschrieben, dass es ein Protokoll gab.

    Dass die Aufzeichnung heimlich gemacht worden ist, ergibt sich logischerweise bereits daraus, dass andere Anwesende offensichtlich nichts davon wussten, siehe Dijsselbloem.

    Und ein Vertrauensbruch liegt allein schon deshalb vor, weil offensichtlich – siehe noch einmal Zitat Dijsselbloem – gegen geltende Regeln verstoßen wurde. Da brauchen wir zwei uns eigentlich keine Gedanken mehr darüber machen, ob ein heimlicher Mitschnitt eines Gesprächs grundsätzlich ein Vertrauensbruch wäre. Mache ich aber dennoch: Wer ein vertrauliches Gespräch mitschneidet, hat später die reale Möglichkeit, dieses Material in die Öffentlichkeit zu bringen (mit wesentlich einschneidenderen Wirkungen als der reinen Behauptung, etwas Bestimmtes sei gesagt worden) und damit die Vertraulichkeit zu gefährden. Aus diesem Grund wird in unzähligen Situationen des öffentlichen Lebens davon ausgegangen – oder sogar ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Aufzeichnungen nicht zulässig sind. Persönlich von mir erlebte, wären bespielsweise: Betriebsversammlungen, Personalgespräche, Redaktionskonferenzen, Bewerbungsgespräche. Allesamt Situationen, in denen es später vielleicht wünschenswert wäre, den genauen Wortlaut auf Band zu haben.
    Wer diese expliziten oder konkludenten Regeln aufheben will, muss das vorher mit allen Beteiligten diskutieren. Und genau das ist nicht der Fall, wenn es heimlich passiert. (Beachten Sie dabei meine Antwort auf die zweite Frage)

  112. @Claus

    Ich glaube Sie haben das Problem immer noch nicht verstanden bzw. erkennen ein Problem was nicht da ist.

    Nur weil Sie aus Ihrem Erfahrungen heraus ein Bild von vertraulichen Gesprächen haben deckt sich das doch nciht mit den hier benannten. Sie schlussfolgern (logischerweise) aus dem Kommentar von einem Teilnehmer … das es einen heimlichen mitschnitt gibt, dass die Anwesenden nicht zugestimmt haben, das es ein Vertrauensbruch gibt, wenn man mitschneidet und nicht wenn man das mitgeschnittene veröffentlicht, das darauf hingewiesen wurde (wie laut Ihren Erfahrungen, bei Veranstaltungen im öffentlichen Leben) nicht aufzuzeichnen usw. …

    Für mich ergibt sich nicht logischerweise aus der Äußerung eines Teilnehmers, dass irgendetwas zwischen irgendjemanden verabredet wurde und das bei Nichteinhaltung zum Vorwurf des Vertrauensbruches führt … Ich erfahre Neuigkeiten zu solchen Treffen aus den Medien immer mit dem Hinweis von vertraulichen Quellen und nicht aus den Mitschnitten eines Teilnehmers … wobei die vielleicht besser geeignet wären …

  113. @Claus: Dijsselbloem sagt aber gar nicht, dass gegen geltende Regeln verstoßen wurde. Er sagt: „Treffen der Euro-Gruppe sind vertraulich. Wir verlassen uns auf jede anwesende Person, diese Vertraulichkeit zu respektieren.“ Man kann da leicht in entsprechendem Kontext reinlesen, dass er Varoufakis dafür kritisiert, diese Vertraulichkeit gebrochen zu haben. Das sagt er aber tatsächlich keineswegs. Man kann daraus auch eine Warnung an Varoufakis lesen, die Vertraulichkeit nicht in Zukunft zu brechen, durch eine Veröffentlichung von Mitschnitten. Oder man kann sogar eine Art Entwarnung daraus lesen, nach dem Motto: Wir verlassen uns darauf, kein Grund zu Panik.

    Interessanterweise hat die FAZ sein Zitat in der letztgenannten Weise interpretiert. Sie schrieb am 22. Mai:

    Unterschiedlich wurde in Berlin und Brüssel ein Bericht der „New York Times“ aufgenommen, wonach Finanzminister Giannis Varoufakis die Diskussionen beim Treffen der Eurogruppe vor vier Wochen in Riga mitgeschnitten haben soll. So weit weg von Seriosität sei in Europa schon lange keine Regierung mehr gewesen, hieß es in Berlin. Dagegen ließ Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem erklären, er vertraue darauf, dass alle Teilnehmer die Vertraulichkeit der Treffen respektierten.

  114. @ Stefan Niggemeier
    Danke. Das ist deutlich klarer formuliert als ich es vermochte … hab heute Sprachkasper …

  115. @Stefan Niggemeier, @ Herdir,

    Ich gebe zu: Man kann den Satz von Dijsselbloem so interpretieren wie Herr Niggemeier im letzten Kommentar. Ich glaube zwar, dass eher eine Bekräftigung meines Arguments zu sehen ist, warum Mitschnitte in vielen Situationen erst gar nicht erlaubt sind – eben weil sie dann jemand veröffentlich könnte. Aber da niemand von uns in den Kopf von Herrn Dijsselbloem gucken kann, können wir diese Diskussion damit auch gern abschließen.

    Kleine Nickeligkeit am Rande kann ich mir aber doch nicht ersparen:
    „Ich erfahre Neuigkeiten zu solchen Treffen aus den Medien immer mit dem Hinweis von vertraulichen Quellen und nicht aus den Mitschnitten eines Teilnehmers“
    Dass solche Quellen nicht nur ihr Gehörtes (vertrauensverbrechenderweise) ausplaudern, sondern sogar mit Aufnahmen belegen können – ebendas ist der Grund dafür, dass meist solche Aufnahmen nicht gemacht werden sollen.

  116. @Claus
    Notizen sollten dann auch verboten werden …

    und Nickeligkeit am Rande … das keine Aufnahmen gemacht werden, macht es natürlich einfacher von vertrauenswürdiger Quellen zu sprechen, die geheime Sachen murmeln, die Gott sei dank niemand bestätigen kann …

  117. Helfen und Geld geben ist seliger als nehmen, oder?
    Die Sprache mit Blick auf die Griechenland-EU-Euro-Krise verdient immer wieder genaues
    Hinschauen: In den meisten Medien ist fast ständig die Rede von „Geldgebern” und „Hilfsprogrammen” –
    siehe hier aktuell in der FAZ
    (http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/eurokrise/griechenland/hilfsprogramm-verlaengerung-fuer-griechenland-bis-maerz-2016-13637140.html,
    Aufruf am 10.6.2015, 12.51 Uhr).

    Wenn das so einfach wäre, warum nehmen „die Griechen” die Gaben dann nicht einfach und endlich an?
    Gemeint ist die derzeitige, demokratisch gewählte griechische Regierung, und wir dürfen vermuten,
    dass es zumindest aus deren Sicht nicht schlicht um Geschenke von großzügigen Gönnern geht. Warum
    sagen dann Journalisten hierzulande nicht „Kreditverleiher” statt „Geldgeber” und ganz kurz
    „Programme” statt „Hilfsprogramme”? Weil das in den PR-Texten der Spitzenvertreter von
    EU-Kommission, EZB, IWF oder deutscher Bundesregierung schon so schön steht? Mag sein, aber das muss
    keine Lizenz zum Copy-and-Paste bedeuten. Dann müssen wir auch nicht die verlangten (Worte wie)
    „Mehrwertsteuereform” und „Rentenreform” nachbeten, sondern können in jenen Fällen ganz konkret
    sagen: Die Kreditanbieter fordern in Griechenland u.a. eine Erhöhung der Mehrwertsteuer und eine
    Senkung der Renten und des Rentenniveaus. Okay, das klingt jetzt vielleicht nicht unbedingt so
    positiv. Aber sollen professionelle Journalisten positiv klingen? Oder doch eher objektivierend und
    transparent?

  118. @Sebkoe
    Und da sie die Worte wählen wie sie sie vorgekaut bekommen und nicht interessiert sind an der Funktion, die ihnen die Leser eigentlich zutrauen, bekommen sie weder das VErtrauen noch das Geld der Leser und so müssen sie weiter als Fanfaren arbeiten.

    Oder wir schrauben unsere Erwartungen als Leser herunter und hoffen darauf, dass irgendwann der Breakeven erreicht ist und sie mit dem Müll genügend Geld einnehmen um dann diesen Qualitätsjournalismus machen zu können (so ungefähr hatte ich hier einen Mitdiskutanten verstanden) …

  119. Sebkoe #141

    Die Griechenland-Krise wird oft verkürzt dargestellt. Da machen manche Journalisten es nicht anders als einige ihrer Leser. Ein Beispiel: das Senken des Renten-Niveaus wird entweder als fieser Angriff auf die Rentner betrachtet oder als notwendiges Korrektiv, um die milliardenschwere Subventionierung des Rentensystems durch den griechischen Staat zu mindern. Und selbst bei den Ursachen wird gerne pauschalisiert: der Eine verweist auf die wachsende Zahl der Arbeitslosen, ein Anderer auf die sehr teure Frühverrentung.

    Objektivität ist nicht allein eine Frage der Sprache. Ihr Hinweis darauf, dass die griechische Regierung „demokratisch gewählt“ sei, lässt mich ahnen, wie ihre Sympathien verteilt sind. Die anderen Regierungen in Europa sind allerdings auch auf die gleiche Weise gewählt worden. Ein paar von denen sind gerade dabei, einen ähnlichen Strukturwandel zu durchlaufen wie die in Athen.
    Ohne Tam-tam.

  120. @143 TangoZulu
    Dann vielleicht ungewollt :)

    Vielleicht muss es wirklich erst kaputt gehen um einen Neuanfang mach zu können …

    Auf jeden Fall sollten sich die Medien (alle!) besinnen was sie in einer Welt in der das Inet als Neuland identifiziert worden ist, für eine Rolle einnehmen wollen … Fakt ist das sie nicht die Rolle wahrnehmen/einnehmen die sie nach Meinung der Konsumenten haben sollte … aber vielleicht irren sich auch diese …

  121. Nachdem Herr V. sein Amt aufgegeben hat wird es sicher bald seine Memoiren geben: „Mein Kampf als Finanzminister“. Aufzeichnungen hat er ja genügend angefertigt.

  122. @Torsten @Stefan Niggemeier
    Obwohl bereits 147 Kommentare zu diesem Thema vorliegen, hier noch ein – wie ich denke – vielleicht wichtiger Nachtrag. Wenn man die zahlreichen Podiumsdiskussionen, Vorträge und Interviews von Prof. Y. Varoufakis seit Januar 2015 betrachtet, dann sieht man meistens, dass er die Beiträge mit seinem (Samsung) Smartphone aufzeichnet. Irgendwo auf seinem Blog hat Varoufakis einmal erläutert, warum: um einerseits bei Bedarf den Audio-Beitrag selber veröffentlichen zu könnnen (entweder um nicht auf die offizielle Kopie des Veranstalters warten zu müssen, oder falls letztere nicht existiert). Bei einem Podium, an welches ich mich auch erinnere, sah man z.B., wie Varoufakis sogar mit zwei Handys erschien und eines davon für eine Aufzeichnung der kommenden Rede vorbereitete. Ein Kommentator der ARD meinte dazu: „Er bekäme sicherlich auch Sekunden vor der Rede noch viele wichtige SMS“. Meistens liegt Varoufakis‘ Samsung neben dem Mikro (Pult, Tisch). Das ist einfach eine moderne, zeitgerechte Vorgehensweise. Was die so häufig erwähnte deutsche Gesetzgebung zu „heimlichen“ Mitschnitten betrifft, so ist diese Gesetzgebung bei öffentlichen Auftreten und in Brüssel natürlich in keiner Weise relevant. Entscheidend ist aber folgendes: jeder Minister (und jeder Sekretär/Assistent) in den Eurogruppensitzungen hat gesehen, wie Varoufakis sein Samsung vorbereitet und griffbereit auf dem Tisch liegen hat (siehe die zahlreichen Aufnahmen aus dem Saal). Desweiteren war mittlerweile von versch. Seiten zu hören, dass auch andere Minister Aufzeichnungen erstellt haben. Die meisten Minister haben ihr Handy auf dem Tisch liegen und jeder kennt die „Aufnahmefunktion“ eines modernen Smartphones. Da keine Protokolle der Sitzungen erstellt werden, ist es für eine ernsthafte Arbeit notwendig, seine eigenen Beiträge aufzuzeichnen. Wie gewöhnlich, verlaufen auch diese groben und verzerrenden Anschuldigungen der „Qualitätspresse“ im Sand – da bei genauer Betrachtung haltlos. Wir können sicher sein, dass Bild, Focus, Welt, etc. längst reagiert hätten, wenn es seit Juli zu diesem Thema neue, ernsthafte belastende Elemente gegen Varoufakis gegeben hätte (ebenso die Anschludigungen bzgl. des Plan-B, etc.)… Ein sauberer, investigativer Journalismus hätte wie folgt ausgesehen: a) vor der Veröffentlichung der schweren Anschuldigung aus anonymer Quelle die Position der Gegenseite einholen b) die juristische Seite abklären c) Sinn und Zweck (=Notwendigkeit) der Aufzeichnungen erkennen und d) weitere Teilnehmer der Eurogruppensitzungen interviewen. Aber es ist, wie Harald Schumann es auf Kampnagel (Hamburg) im August 2015 formulierte: in seiner ganzen Karriere hätte er niemals zuvor beobachtet, wie im grossen Masse sämtliche journalistische Standards über Bord geworfen werden (er meint hier natürlich die Berichterstattung über die griechische Finanzkrise und die Fokussierung auf eine Person in den deutschen Medien). P. Moscovisi hat hierzu deutlich Stellung genommen: es sei absurd, dass die Medien sich auf Varoufakis so fokussieren (und begründet dies).
    Im übrigen geht die Hetzkampagne jetzt weiter. Derzeit in Grossbritanien gegen J. Corben und J. McDonnell (Labour Party). Ansätze sind auch gut bei der bisherigen Berichterstattung der deutschen Medien über die Regierungsbildung in Portugal zu erkennen.

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