Drogen in der NS-Zeit :
High Hitler

Lesezeit: 6 Min.
Pervitin ist wie Crystal Meth, nur nicht ganz so stark dosiert.
War der Blutrausch der Wehrmacht auch ein Drogenrausch? Wird Hitlers Irrsinn verständlicher, wenn man ihn als Junkie betrachtet? Norman Ohlers Buch „Der totale Rausch“ versucht einen neuen Blick auf die NS-Zeit.

Drogen und Nazis kommen, was das Erregungs- und Skandalpotential angeht, im Grunde genommen ja gleich nach Sex und Nazis, weshalb es kein Wunder war, dass in der vergangenen Woche, als Norman Ohlers Buch „Der totale Rausch - Drogen im Dritten Reich“ erschien, die Erregungskurve verschiedener Leute sofort steil anstieg. In der „Süddeutschen Zeitung“ begeisterte sich Matthias Drobinski auf einer ganzen Seite Drei für das Buch, indem er es nicht bloß ungefiltert referierte, sondern erzählerisch auch noch wirkungsvoll aufputschte (was war da los?). In der „Welt“ machte sich ein Kollege daraufhin Sorgen um die Qualitätspresse und ließ es sich nicht nehmen, dabei auch gleich gegen das Buch zu polemisieren: 364 Seiten brauche es für die Erkenntnis, der Führer sei „nicht Herr seiner Sinne, sondern ein Druffi“ gewesen. Der „Spiegel“, von Haus aus Hitler-Themen immer zugeneigt, widmete sich der Angelegenheit in erwartbarer Ausführlichkeit, hielt aber Distanz: Der Autor mache Hitlers Leibarzt Theodor Morell, der diesem Drogen verabreichte, für den verlorenen Weltkrieg verantwortlich und relativiere auf diese Weise Hitlers Schuld. Woraufhin sich Norman Ohler selbst zu Wort meldete und sich verteidigte: Hitler habe noch so viele Drogen nehmen können, um sich weiterhin in dem Zustand zu halten, in dem er seine Taten beging: „Es mindert nicht seine monströse Schuld.“

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