Bencic bezwingt Serena Williams

Belinda Bencic lässt sich in Toronto auch von der Weltnummer 1 Serena Williams nicht stoppen. Sie bezwingt die Amerikanerin 3:6, 7:5, 6:4.

Drucken
Ganz entspannt: Belinda Bencic in Toronto. (Bild: Frank Gunn / Keystone)

Ganz entspannt: Belinda Bencic in Toronto. (Bild: Frank Gunn / Keystone)

(si)

Nach 2 Stunden und 28 Minuten hochklassigen Tennis liess Belinda Bencic ihren Schläger fallen, schlug die Hände vors Gesicht und nahm eine herzliche Gratulation von Serena Williams entgegen. Der Teenager aus der Ostschweiz hatte das scheinbar Unmögliche geschafft. Bencic bezwang die Nummer 1 der Welt.

Einzig in der Startphase schien Belinda Bencic kurzzeitig etwas überwältigt von der Situation. Sie geriet gegen Williams 1:5 in Rückstand. Was sie danach auf dem Centre Court in Toronto zeigte, verdiente aber das Prädikat Extraklasse.

Den ersten Satz konnte sie trotz eines Re-Breaks zum 2:5 nicht mehr wenden. Danach agierte Bencic aber absolut auf Augenhöhe mit der Weltnummer 1, die in diesem Jahr erst einmal (in Madrid im Halbfinal gegen Petra Kvitova) verloren hatte. Im zweiten Satz konnte sie beim Stand von 5:3 einen ersten Satzball nicht nutzen, gewann den Satz aber wenig später 7:5 und glich in den Sätzen aus.

Im Entscheidungssatz zog Bencic auf 5:1 davon, musste Williams aber noch auf 5:4 herankommen lassen, ehe sie beim ersten Matchball mit einem Vorhand-Winner nach knapp zweieinhalb Stunden alles klar machte. Der Erfolg kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Völlig aus heiterem Himmel kommt er jedoch nicht. Williams selber hatte bereits vor dem Duell in den höchsten Tönen von der 18-jährigen Schweizerin geschwärmt. «Sie hat eine ganz grosse Zukunft vor sich», meinte die 21-fache Grand-Slam-Siegerin. Den Respekt zeigte sie auch auf dem Platz. Als Bencic den letzten Punkt des Matches für sich entschieden hatte, applaudierte die 15 Jahre ältere Amerikanerin, die das Turnier in Kanada dreimal (2001, 2011 und 2013) gewonnen hatte.

Belinda Bencic hat nun die Chance, zum zweiten Mal ein Turnier zu gewinnen. Den erstmaligen Vorstoss in die Top 15 hat sie bereits vor dem Final auf sicher. Im Final trifft sie heute Sonntag (ab 19 Uhr MEZ) auf die Rumänin Simona Halep, die Nummer 3 der Welt.

Die bisher einzige Partie verlor Bencic vor einem Jahr in Wimbledon deutlich, doch in den letzten zwölf Monaten ist Bencic eine ganz andere Spielerin geworden. Sie ist läuferisch und taktisch viel stärker und verblüfft mit einer für eine 18-Jährige fast schon unglaublichen Ruhe und Übersicht. Gegen Williams liess sie sich von 16 Assen (allerdings auch 12 Doppelfehler) und 64 Winnern der Amerikanerin ebenso wenig beeindrucken wie von der Tatsache, dass sie im dritten Satz vom 5:1 bis zum 5:4 viermal nur zwei Punkte vom grössten Triumph ihrer Karriere entfernt war.