Orange setzt auf Afrika

Für den französischen Telecom-Konzern Orange bilden Afrika und der Nahe Osten die Wachstumsregion der nächsten Jahre. Um das zu unterstützen, wird der Konzern umstrukturiert.

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Weltkarte mit Orange-Ländern

In diesen Ländern ist Orange derzeit vertreten.

(Bild: Orange)

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Von Afrika und dem Nahen Osten erwartet sich der französische Telecom-Konzern Orange gute Geschäfte. Bis 2018 soll der Umsatz jährlich um fünf Prozent zunehmen, der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) soll noch stärker wachsen. Aus strategischen Gründen werden die Orange-Gesellschaften in der Region nun unter das Dach einer eigenen Holding gestellt. Das könnte strategische Investoren und/oder Finanzinvestoren anlocken, die speziell an dieser Region interessiert sind, aber nicht in den Gesamtkonzern investieren möchten.

Orange-Finanzchef Ramon Fernandez hofft auf gute Geschäfte in Afrika und dem Nahen Osten.

(Bild: Orange)

Auch einen Börsengang schloss Ramon Fernandez, bei Orange für die Finanzen zuständig, nicht aus, wie totaltele.com berichtet. Konkrete Absichten dazu bestünden aber nicht. Die Mehrheit der Anteile wollen die Franzosen keinesfalls hergeben. Denn gerade aus dieser Region soll ja in den nächsten Jahren das Wachstum kommen.

Die neue Holding wird sich auch nach möglichen Zukäufen umsehen. Afrika hat über 200 Mobilfunknetzbetreiber. Zusammenlegungen könnten den Wettbewerb reduzieren und so die Gewinne steigen lassen. Derzeit ist Orange in 14 Ländern in Afrika und dem Nahen Osten tätig und in acht europäischen Staaten. Dazu kommen noch diverse Minderheitsbeteiligungen. Ende März zählte Orange 247 Millionen Kunden, davon 188 Millionen im Mobilfunk.

Der Telekommunikationskonzern betreibt in Afrika aber nicht nur Mobilfunknetze, sondern beteiligt sich auch an Projekten zur Verbesserung der Anbindung afrikanischer Länder an das Internet. Dazu gehört das Unterseekabel ACE (Africa Coast to Europe). Im Dezember 2012 wurden die ersten 13 Länder angeschlossen. Sieben davon hatten zuvor überhaupt keinen direkten Zugang zu Unterseekabeln.

Nachdem diese Woche Benin und Teneriffa hinzugekommen sind, verbindet ACE nun insgesamt 18 Gebiete. Im Endausbau soll das Glasfaserkabel entlang der gesamten Westküste Afrika bis Südafrika verlaufen. Orange soll dem französischen Geheimdienst dabei helfen, mehrere Unterseekabel abzuhören. Dazu gehört auch ACE.

MLouma verbindet Bauern direkt mit Einkäufern der Lebensmittelindustrie.

(Bild: MLouma)

Außerdem versucht Orange, mit Wettbewerben, Risikoinvestitionen und anderen Hilfestellungen lokale Startup-Szenen zu beleben. In einigen afrikanischen Ländern hat Orange eine Schnittstelle (API) für SMS-Dienste freigegeben. APIs für USSD (Unstructured Supplementary Service Data) sowie Abrechnungen diverser Dienste über das Mobilfunkguthaben (Direct Operator Billing) dürften folgen.

Derzeit sind diese Schnittstellen ausgewählten Partnern zugänglich. Beispielsweise gibt es im Senegal eine Handelsplattform für Agrargüter namens MLouma, die auch über SMS und USSD genutzt werden kann. Damit können auch Landwirte ohne Smartphone teilnehmen. In der Elfenbeinküste ist ein SMS-basiertes Verzeichnis von Ärzten entstanden. Der Dienst verschickt auch Gesundheitstipps als Textnachrichten. (ds)