Jahrelang galt Huawei als das chinesische Wunderkind. Viele Unternehmen hat der Technologiekonzern hinter sich gelassen. Auch 2014 legte Huawei wieder ordentlich zu. Analysten und Medienhäuser bewunderten 2014 aber ein anderes Unternehmen. Auch aus China, auch phonetisch rätselhaft: Xiaomi, ungefähr gesprochen 'scho-oh-mih'.

Xiaomi stellt Smartphones her und unterscheidet sich damit auf den ersten Blick kaum von Huawei und anderen Herstellern. Die Smartphones des chinesischen Unternehmens sind technisch anständig ausgerüstet und vor allem günstig. Damit macht Xiaomi Milliardenumsätze. Drei von vier chinesischen Smartphone-Nutzern besitzen ein Android-Telefon, die meisten davon kamen im vergangenen Jahr von Xiaomi

Das Aufsehen war daher gewaltig, als Xiaomi Ende der vergangenen Woche seine neuen Spitzenmodelle Mi Note und Mi Note Pro vorstellte. Sowohl das Mi Note als auch das Mi Note Pro sind erstklassig ausgestattet, schlicht designt und haben ein 5,7-Zoll großes Display. Der Hersteller der Billig-Smartphones dringt damit in die Klasse der High-End-Geräte vor. Prompt ist wieder die Rede vom Konkurrenten des iPhone. Journalisten bezeichnen Xiaomi schon länger als "Apple of China". Ein Missverständnis.

Das Smartphone ist die Eintrittskarte

Denn der Erfolg von Xiaomi basiert auf einem anderen Geschäftsmodell. In einem Interview hat Lei Jun, CEO von Xiaomi, es einmal treffend erklärt. Lei sagte, Xiaomi sei eine Mischung aus einem großen Teil Amazon mit einer Prise Apple und Google. Das meiste Geld macht Xiaomi nicht mit dem Verkauf von Smartphones. Das zeigen die Verkaufszahlen des Kassenschlagers Hongmi (Roter Reis). Xiaomi verkaufte es für etwa 113 US-Dollar, bei 86 US-Dollar Herstellungskosten. Das ergibt eine Gewinnmarge von etwa 31 Prozent. Zum Vergleich: Mit dem neuen iPhone 6 macht Apple einen Gewinn von 69 Prozent.

Das Geld verdient Xiaomi mit Dienstleistungen, das Mobiltelefon ist nur der Träger. Lei hat auch dafür ein schönes Bild: Microsoft habe Windows damals in einer Pappschachtel verkauft. Microsoft sei deshalb aber noch lange kein Pappschachtel-Unternehmen.

Wenn das Smartphone der Träger ist, dann ist MIUI die Plattform. MIUI steht für Mobile Internet User Interface und ist eine modifizierte Oberfläche von Android. MIUI vereint mehr als 40 Xiaomi-Dienste, einer der wichtigsten ist der App-Store MiMarket. Google Play hat der Konzern im Sommer 2013 kurzerhand zusammen mit anderen Google-Diensten von seinen Geräten verbannt. Die offizielle Begründung lautete, dies sei mit den Normen in China nicht vereinbar. Xiaomi hat damit weitgehende Kontrolle, was und von wem der Nutzer Apps installiert und kauft. Wenige Monate später erklärte das Unternehmen, Nutzer hätten allein im Jahr 2013 über eine Milliarde Programme im MiMarket heruntergeladen.

Xiaomi setzt auf das Internet der Dinge

Das chinesische Unternehmen hat neben dem eigenen Kaufhaus für Apps auch eines für Hardware aufgebaut. Kaum ein Technologie-Unternehmen nimmt das Internet der Dinge so ernst wie Xiaomi. Eine kleine Auswahl der Übernahmen und Veröffentlichungen der vergangenen Monate:

Für das Unternehmen sind die Millionen verkaufter Smartphones nur die Eintrittskarte in die Xiaomi-Welt: Mit ihr sollen Menschen das intelligente Haus steuern und Dienstleistungen im MiMarket kaufen. Zentraler Pfeiler von Xiaomi ist deshalb der Absatz möglichst vieler Eintrittskarten. Dafür hat sich Xiaomi ein eigenes, innovatives Verkaufssystem ausgedacht.