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Syriza-Sieg in Griechenland Spargegner liegen klar vorn

Die griechischen Wähler haben entschieden: Das Land steht vor einem Linksruck. Laut ersten Prognosen führt das Syriza-Bündnis von Alexis Tsipras deutlich. Die Wahl gilt als richtungsweisend für den Verbleib des Landes in der Eurozone.

Athen - Wie geht es in dem schuldengeplagten Griechenland weiter? Zehn Millionen Griechen waren an diesem Sonntag aufgerufen, ihre Stimme für die neue Zusammensetzung des Parlaments in Athen abzugeben - und erste Prognosen deuten auf einen klaren Sieg des Linksbündnisses Syriza hin.

Ersten Prognosen zufolge geht das Bündnis von Alexis Tsipras mit 35,5 bis 39,5 Prozent der Stimmen als stärkste Partei aus der Parlamentswahl hervor. Erst deutlich danach folgt laut Nachrichtenagentur Reuters die Partei Neue Demokratie des bisherigen Ministerpräsidenten Antonis Samaras, die 23 bis 27 Prozent der Stimmen erhielt. Grundlage der Prognosen sind Nachwahlbefragungen.

Den ersten Prognosen zufolge kann Syriza demnach mit 146 bis 158 Mandaten rechnen. Für eine absolute Mehrheit sind 151 der 300 Sitze im griechischen Parlament nötig.

"Wir haben verloren", sagte Gesundheitsminister Makis Voridis dem Sender Mega TV. "Das Ausmaß der Ergebnisse ist noch nicht klar." Voridis ist der Sprecher der konservativen Partei Neue Demokratie. Der Sparkurs der Regierung habe "Sinn gemacht", er sei jedoch abgebrochen worden, bevor er hätte Früchte tragen können.

Im Rennen um den dritten Platz lagen die proeuropäische Partei der politischen Mitte, To Potami ("Der Fluss") und die rechtsradikale Goldene Morgenröte gleichauf. Sie kommen jeweils auf 6,4 bis 8 Prozent. Die bisher mitregierenden Sozialisten landen laut Prognosen abgeschlagen bei 4,2 bis 5,2 Prozent.

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Neues Parlament: Linksruck in Griechenland

Foto: LOUISA GOULIAMAKI/ AFP

Die Zahlen kommen nicht überraschend - aktuelle Umfragen hatten den Trend bereits vorausgesagt. Dabei lagen die Linken jeweils deutlich vor den Konservativen. Parteichef Tsipras hatte sich bei seiner Stimmabgabe zuversichtlich gegeben: "Der Teufelskreis der Sparpolitik ist vorbei", sagte er der BBC. Bereits am Donnerstag hatte er bei einer Wahlkampfveranstaltung erklärt: "Am Montag wird die nationale Demütigung vorbei sein. Wir werden Schluss machen mit den Befehlen aus dem Ausland."

Der amtierende konservative Regierungschef Antonis Samaras hatte die Abstimmung zur Schicksalswahl erklärt. Vom Ergebnis hänge ab, ob Griechenland "seinen europäischen Kurs fortsetzt", sagte er am Sonntagmorgen.

Der griechische Staatspräsident Karolos Papoulias gab sich indes besorgt. Griechenland stünden harte Jahre bevor, sagte er und rief das Volk auf, kühlen Kopf zu bewahren. Papoulias' Amtszeit endet Anfang März. Das neue Parlament wird auch die Aufgabe haben, einen neuen Staatspräsidenten zu wählen. Ende 2014 war die Wahl eines neuen Staatsoberhaupts gescheitert. Aus diesem Grund wurde die vorgezogene Parlamentswahl notwendig.

Präsident Papoulias bei der Wahl: Volk soll kühlen Kopf bewahren

Präsident Papoulias bei der Wahl: Volk soll kühlen Kopf bewahren

Foto: Dimitris Rapakousis/ dpa

Tsipras hatte stets angekündigt, im Fall eines Wahlsiegs einen Schuldenschnitt mit den internationalen Geldgebern auszuhandeln. Sprich: Griechenland soll seine enormen Schulden nicht mehr in voller Höhe zurückzahlen. Das Land hat Staatsschulden in Höhe von rund 320 Milliarden Euro, einen großen Teil davon bei öffentlichen Kreditgebern wie der Europäischen Zentralbank (EZB) oder Euro-Partnerländern.

Falls Griechenland seine Schulden tatsächlich nicht bedient, könnte das Land schlimmstenfalls aus der Eurozone ausscheiden. Der Ausgang der Wahl war auch deshalb weltweit mit Spannung erwartet worden.

Die wichtigsten Parteien

vek/Reuters/dpa/AP