Paypal-Konkurrenz: Deutsche Banken wollen Online-Bezahldienst einführen

Bis Ende des Jahres wollen die deutschen Banken endlich einen einheitlichen Bezahldienst für Online-Käufe in Stellung bringen. Beobachter sprechen aber bereits von einem drohenden Flop.

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Bezahldienst PayPal

(Bild: dpa, Lukas Schulze/Archiv)

Lesezeit: 3 Min.

Die deutschen Banken wollen Paypal Paroli bieten und bis Ende des Jahres einen institutsübergreifenden Online-Bezahldienst an den Start bringen. Kunden privater und genossenschaftlicher Banken sollen damit ihre Netzeinkäufe sicher und einfach vom Girokonto bezahlen können, wie der Bankenverband mitteilte.

Wie der Bezahldienst heißt, welche Transaktionskosten anfallen und ob es auch einen Vorstoß an die Ladenkasse mit Mobile-Payment geben wird – all das ließ der Bankenverband noch offen. Die technische Abwicklung übernimmt ein bereits vergangenen Sommer gegründetes Gemeinschaftsunternehmen, die "Gesellschaft für Internet und mobile Bezahlungen“. Mit an Bord sind die Commerzbank und die Comdirect Bank, die Deutsche Bank, die Postbank und als Stellvertreter der Volksbanken und Raiffeisenbanken die DZ Bank und WGZ Bank.

Weitere Privatbanken wie die Ing-Diba und die Targobank sind über die Beteiligungsgesellschaft der privaten Banken unter Federführung der HypoVereinsbank eingebunden. Auch die Sparkassen beteiligen sich der Mitteilung nach an der Gemeinschaftslösung.

Gerade die Zustimmung der Sparkassen - mit rund 50 Millionen Kunden und 46,5 Millionen Girokonten eine Hausnummer in Deutschland – war lange Zeit ein Fragezeichen. Wie das Manager Magazin berichtete, zögerten die Verantwortlichen lange und spielten mit dem Gedanken an einen eigenen Bezahldienst. Das Vorhaben sei inzwischen aufgeben worden, bestätigte ein Sprecher des Sparkassenverbands gegenüber heise online. Zur Beteiligung wollte der Sprecher keine konkreten Angaben machen, bekräftigte aber, dass man die "feste Absicht" habe. Die Kosten für die Entwicklung und Einführung des Bezahlsystems werden laut Bericht der Süddeutschen Zeitung auf rund 100 Millionen Euro geschätzt.

Während die Banken noch zögerten und verhandelten, hat sich Bezahlriese Paypal längst in Deutschland breit machen können: Laut einer Studie der Handelsinstituts EHI ist der US-Bezahldienst mit rund 24 Prozent inzwischen die meistgenutzte Bezahlart bei Online-Einkäufen hierzulande – noch vor dem Kauf auf Rechnung. Das Portal Statista gibt sogar einen Anteil von 35 Prozent an.

Nicht wenige Beobachter sehen da kaum Chancen für die deutschen Banken. Das Handelsblatt, dem offenbar interne Dokumente über den geplanten Bezahldienst zugespielt wurden, spricht bereits von einem drohenden "Flop" und einer "Blamage". Der Dienst heiße "Pay Direkt" und sei im wesentlichen eine "schlechte Kopie" von Paypal, bei der sich Nutzer mit Passwort und Name anmeldeten. Es gebe einen Käuferschutz und eine Zahlungsgarantie für Händler. Paypal-Features, wie die Option für Rechnungskauf, die in den USA möglichen Ratenzahlungen oder die Zahlungen von Nutzer zu Nutzer fehlten allerdings. "Nachdem die anderen 45 Prozent Marktanteil haben, fangen wir an. Guten Morgen", zitiert das Blatt Theodor Weimer, den Chef der Hypovereinsbank. (axk)