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Test: KEF Reference 3 | Standlautsprecher

Inhaltsverzeichnis

  1. 1 Test: KEF Reference 3 | Standlautsprecher

Dezember 2014 / Ralph Werner

Manche halten den ersten Eindruck für den alles entscheidenden. Wenn das stimmt, wird KEFs (www.kef.com) neue „The Reference“-Serie die Herzen vieler HiFi-Freunde erobern – zumindest jener, die ein klares und reduziertes Design lieben. Die hier zum Test anstehende KEF Ref 3 ist eine maximal schlichte Lautsprechersäule, und gerade die Kombination aus tiefem Klavierlackschwarz und gebürsteter Metalloptik macht sie sehr elegant. Schön auch, dass einem das Markenlogo nicht in zehn Zentimetern großen Blocklettern entgegenspringt, wie das in geschmacksfernen High-End-Zirkeln ja gerne mal der Fall ist. Schicker war die auf eine inzwischen 30jährige Tradition zurückblickende Reference-Reihe der Briten wohl noch nie. Schauen Sie sich einmal die Vorgänger an – müssen Sie da auch schmunzeln?

KEF Reference - die Vorgänger der aktuellen Serie
KEF Reference – die Vorgänger der aktuellen Serie

Fast noch besser macht sich aber der zweite Eindruck, der sich einstellt, wenn man näher herantritt und statt der Gesamterscheinung die Details betrachtet. Beispiele dafür gibt’s genug. Die Optik „Metall, gebürstet“ etwa kann ja auch mein Gasherd, doch bei der KEF Reference 3 ist’s eben nicht nur eine Frage des Designs, sondern eine 18 mm starke Aluminium-Kunstharz-Composite-Schallwand der massiven und, wie man vermuten darf, resonanzarmen Art, die auch nicht unerheblich zum Gesamtgewicht des Lautsprechers von über 50 kg das Stück beitragen dürfte. Spaziert man einmal um die schlanke, schwere Säule herum, entdeckt man hinten acht kleine Abdeckungen, die die Enden der den Lautsprecher von vorn nach hinten durchlaufenden Stahlgewindestangen kaschieren, mittels der besagte Schallwand an den Holzkorpus der KEF montiert wird. Solide gemacht.

Die Schallwand der KEF ist mit acht Stahlstangen verschraubt
Die Schallwand der KEF wird mit acht Stahlstangen verschraubt

Einmal beim Rücken der Reference 3 angelangt, fallen auch die beiden Bassreflex-Ports auf. Man kann die Öffnungen öffnen und das Rohr austauschen – ein kürzeres und eine längeres stehen zur Auswahl – und so die Bassdosis sowie den -tiefgang je nach Raumsituation und Hörgeschmack anpassen. Eine vernünftige Sache. Das Bi-Wiring-Lautsprecherterminal dagegen gefällt, weil da endlich mal keine WBT-(look-alike)-Standardlösung am Start ist, sondern eine, die sich auch vernünftig schrauben lässt; ein Schrauben-Feature, das heutzutage so selten geworden ist wie ein Power-Knopf auf der Gerätefront. Zudem gibt’s keine Kabelbrücken zwischen den Polen der Klemmen, sondern eine praktische Lösung: Schraube rein – Monowiring, Schraube raus – Bi-Wiring. Auch das ist nachahmenswert.

Und wo wir beim „Untergeschoss“ der KEF Reference 3 sind: Gut, weil solide, sind die Stahltraversen, auf denen der Lautsprecher steht. Praktisch, weil die Spikes von oben verstellbar sind (dito die „Kontermuttern“, die ebenfalls von oben ansetzen). Ja, hinten an der Traverse findet sich sogar eine kleine, integrierte Wasserwaage (!), damit man die KEF sauber ausrichten kann. Ich liebe solche Details. So, genug des Lobens, kommen wir zu elementareren Dingen.

Liebe zu Details: Von oben zugängliche Spikes...
Liebevolle Details: Von oben zugängliche Spikes …

... und eine Wasserwaage dort, wo man sie braucht
… und eine Wasserwaage dort, wo man sie braucht

Da man bei KEF Zwei-Wege-Lautsprecher für zu kompromissbehaftet hält – entweder sei ein Chassis gut im Mittelton oder im Bassbereich, aber nicht beides zusammen – und gleiches auch für Vier-Wege-Boxen gelte, wenn auch aus anderen Gründen (Frequenzweiche zu komplex und anfällig für Phasenfehler, Arrangement der Treiber auf der Front problembehaftet hinsichtlich des Abstrahlverhaltens), hat man sich für ein klassisches Drei-Wege-Design entschieden.

KEF berühmtest Uni-Q-Koaxtreiber

KEFs Uni-Q-Treiber – ein Koaxialchassis inzwischen elfter Generation, das die Gene des in der KEF Blade verbauten haben soll – sitzt in der Mitte und betreut den Frequenzbereich ab 350 Hz aufwärts, die beiden 16,5-cm-Woofer rahmen es in D’Appolito-artiger Anordnung von oben und unten ein. Als Membranmaterial kommt durchgängig – von der Kalotte bis zum Woofer – Aluminium zum Einsatz. Die Treiber sind ins MDF-Gehäuse der Reference 3 montiert, darauf kommt dann erwähnte Alu/Kunstharz-Sandwich-Schallwand, die das Ganze nicht nur perfekt verblendet und zudem für weitergehende Resonanzminimierung sorgt, sondern auch einen Waveguide fürs Uni-Q-Chassis trägt.

Der Konus des Woofers ist bewusst sehr flach gehalten
Der Konus des Woofers ist bewusst sehr flach gehalten

Die Briten werden nicht müde zu betonen, wie wichtig eine „cleane“ Schallwand ist. Das bezieht sich nicht auf die Optik allein – „Störungen“ wie Bassreflexkanäle oder tiefe Konuslautsprecher sind laut KEF auch akustische Problemstellen. Denn bei solchen Unebenheiten bestehe die Gefahr, dass der Schall bricht und eine Pseudoschallquelle entsteht, die mit der eigentlichen Quelle, dem Chassis, interferiert und so Unregelmäßigkeiten im Frequenzschrieb erzeugt. Genau deshalb sind die Woofer der KEF Reference 3 so flach gehalten – und die Bassreflexöffnungen nach hinten verlegt worden (was nebenbei den weiteren Vorteil bietet, dass durch die Ports entweichende Mitteltonanteile nicht Richtung Hörer abstrahlen).

Explosionszeichnung des KEF-Koax-Treibers...
Explosionszeichnung des KEF-Koax-Treibers …

... und des Basschassis
… und des Basschassis

Der Vermeidung von Pseudoschallquellen dient nun auch der erwähnte Waveguide, der sich ringförmig ums Uni-Q-Chassis legt: Nicht nur gestalte er das Abstrahlverhalten günstig, er minimiere auch das Auftreten sogenannter „Kantenbrecher“, so die Briten. Zu solchen kommt es eben an der Kante eines Lautsprechergehäuses, an der sich das „akustische Umfeld“ logischerweise schlagartig ändert und infolgedessen die gerade erwähnten Probleme (Pseudoschallquelle/Interferenz) auftreten können. KEF ist nicht der einzige Lautsprecherhersteller, der sich zu Kantenbrechern Gedanken macht. Nubert fällt mir als prominentes Beispiel ein – deren nuVero-Linie etwa hat eine segelförmige Schallwand, um genau dieses Problem zu umgehen (siehe Test nuVero 3).

Die dezent gerillte äußere Schallführung ist allerdings nicht die einzige der KEF Ref 3 – um die 25-mm-Kalotte herum befindet sich ebenfalls eine, der sogenannte „Tangerine Waveguide“. Dessen dem Hochtöner vorgesetzte sternartige Struktur soll Folgendes ausgleichen: Eine kugelartige Fläche (wie eine Hochtonkalotte) sei in mancherlei Hinsicht eine ideale Membranform, allerdings gebe es das Problem unterschiedlicher „Oberflächen“-Geschwindigkeiten. Da eine Kalotte ja nicht – wie ein Luftballon, in den Luft hinein- und hinausströmt – im Takt der Musik „atmet“, sondern kolbenförmig angetrieben wird, ergeben sich je nach Position auf der Halbkugel unterschiedliche GeschwindigkeitsvektorGeschwindigkeiten. Alles klar? Nun – man erinnere sich schwach an das Kapitel Vektorrechnung in der Schule und schaue sich nebenstehendes Bild an. Der Vektor, der senkrecht auf einer gedachten Tangentialebene, die die Kugel berührt, steht, um den geht’s. Und wenn man nun diese Ebene vom Mittelpunkt ausgehend Richtung Rand schiebt – dann wird der Vektor halt kleiner. Leuchtet ein, oder? Für ein ideales Abstrahlverhalten sollte er aber konstant bleiben, wenn es nach den KEF-Entwicklern geht. Der Tangerine Waveguide arbeitet diesem Problem mit einer Mischung aus Miniatur-Druckkammern und exakt berechneten Auslasskanälen entgegen. Man sieht, wie eingangs schon: Die Briten haben offenbar ein Faible dafür, sich minutiös in Detailfragen zu versenken.

Die Frequenzweichen der Reference 3: vorne die für den Mittel/Hochton, dahinter für den Tiefton
Die Frequenzweichen der Reference 3: vorne die für den Mittel/Hochton-Zweig, dahinter die für den Tiefton

Ich könnte zur Technik seitenlang weiterschreiben und will auf den kommenden Seiten auch noch den einen oder anderen Hinweis geben, aber weder möchte ich an dieser Stelle Ihre Geduld überstrapazieren noch meine ich, das besser vermitteln zu können als KEF selbst: Wer’s technisch nämlich wirklich wissen will und die englische Sprache nicht scheut: Hier finden Sie ein 28-seitiges (!) White Paper zur KEF Reference-Linie. Kommen wir doch lieber zum Klang …

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