Vampire Diaries 6x12

Die Episode Prayer For the Dying bringt zwei Plots, die mühevoll aufgebaut worden sind, mit einem enttäuschenden Showdown zu einer Wendung. Dabei hätte die Ankunft von Kais Vater zu etwas Großem führen können. Tut es aber dann ganz einfach nicht.

Seit einigen Episoden bereitet Jo (Jodi Lyn O'Keefe) sich in der US-Serie The Vampire Diaries auf die Verschmelzung mit ihrem Zwilling Kai (Chris Wood) vor. Davon haben wir zwar nichts gesehen, aber es wurde uns dennoch als große Sache verkauft, ungeachtet der Tatsache, dass man weder für Jo noch für Liv (Penelope Mitchell) und Luke (Chris Brochu) wirklich viel Mitgefühl empfinden kann. Dieb Lösung ist dann auch weder emotional noch spannend. Auch die andere Story, die um Sheriff Forbes, nimmt eine enttäuschende Wendung.

We're gonna give it the old college try.

Auf dem Papier hört sich einiges an der Episode Prayer For the Dying ziemlich gut an. Die beiden Storylines - Kai und Sheriff Forbes (Marguerite MacIntyre) - verbinden sich durch einen typischen Damon-Eingriff zu einer großen Geschichte. Auch wenn die Mitglieder des Gemini-Ordens als Figuren nie so richtig in Mystic Falls angekommen sind, sollte Caroline (Candice Accola) alleine genügend Emotionen wecken können, um uns mitzunehmen. Doch in der Umsetzung wirkt vieles an dieser The Vampire Diaries-Episode dann einfach nur flach. Die großen Probleme lösen sich mit enttäuschenden Wendungen auf und hinterlassen vor allem Achselzucken.

Caroline hat ihrer Mutter ihr Blut gegeben, ohne noch einmal nach ihrem Testpatienten zu schauen. Das zieht ziemlich vorhersehbare Probleme hinter sich her. Die Heilung ist eigentlich ein verfrühtes Todesurteil mit anschließendem endlosen Leiden als Vampir. Der arme Colin ist nicht gefragt worden, ob er das Risiko eingehen will, aber Caroline hat sich ja versichert, dass er keine Verwandte hat. Da ist es noch das Gnädigste, dass Damon (Ian Somerhalder) ihn möglichst schnell von seinen Schmerzen befreit.

Die Methode des schnellen, unspektakulären Abgangs zieht sich aber leider durch die gesamte Episode Prayer For the Dying.

Damon verbindet die beiden Storylines indem er Kai zur Lösung für Carolines Problem macht. Sicher, er tut es nicht für Blondie, sondern weil er ziemlich eng mit Sheriff Forbes ist. Daran erinnert er uns ja ärgerlicherweise auch noch indem er es Elena (Nina Dobrev) erklärt. Manchmal sind es Kleinigkeiten, aber es ist einfach ärgerlich, wenn man als Zuschauer das Gefühl bekommt, für dumm gehalten zu werden.

Er macht also einen Damon-typischen Schachzug und tut alles, um ein für ihn emotionales Problem zu lösen, ohne an die Folgen zu denken. Was er weiterhin mit Kai geplant hat, erfahren wir nicht. Und man darf vermuten, dass die The Vampire Diaries-Autoren es auch nicht so ganz genau wissen, oder nicht sagen wollen, um Damon nicht wieder als mörderisches Arschloch dastehen zu lassen. (Das wäre ja auch äußerst ungünstig, weil sich das angekündigte Delena-Revival ganz nebenbei auch noch in dieser Episode ereignet.)

Wollte Damon Liv für Liz opfern? Oder hat er darauf gebaut, dass sich erst Tyler (Michael Trevino) dazwischen schmeißt und schließlich Luke opfert? Vielleicht ist es ihm aber auch schlichtweg egal, dass sein bester Freund Alaric (Matthew Davis) es nicht begrüßen wird, wenn er dessen Freundin Jo in Lebensgefahr bringt. Uns irgendwas in dieser Hinsicht zu erklären, hält niemand für nötig. So kommt es dann auch, dass die ganze Geschichte ziemlich ungelenk anfühlt und keine Spannung aufkommt.

Am Ende opfert sich derjenige, um den sich bis jetzt eh niemand so richtig gekümmert hat. Liv und Luke sind zwei Figuren, die uns überraschend fremd geblieben sind wenn man bedenkt, wie lange sie dann auch schon dabei sind. Zuletzt haben die The Vampire Diaries-Autoren versucht, uns durch eine Romanze mit Tyler immerhin Liv näher zu bringen. Aber so richtig geklappt hat das auch nicht.

Nun opfert sich Luke für seine Schwester, die wir ebenfalls kaum kennen. Die gesamte Gemini-Familiengeschichte hat einfach nicht richtig funktioniert. Immerhin ist jetzt endlich die Frage vom Tisch, wer mit wem verschmilzt. Und noch dazu sind wir von der Figur befreit, die ohnehin keine Rolle gespielt hat. Vielleicht hat man im Autorenraum der Serie erkannt, was nicht so gut läuft und sich gedacht, es sei einfacher, das Pflaster schnell und schmerzhaft abzureißen als langsam und qualvoll. Wir müssen uns also durch wenig spannende Szenen in der Episode Prayer For the Dying leiden, damit es dann endlich spannender werden kann.

Nun ist Kai der Anführer des Gemini-Covens. Er wird also megamächtig und bedroht - da er ja ein stadtbekannter Psychopath ist - die gesamte Welt. Doch welche Macht genau es hat, wissen wir nicht. Den bisherigen Anführer, den Vater der Geschwister, haben wir nie etwas machen sehen, was nicht unmittelbar mit der Familie an sich zu tun hatte. Welche tolle Position sich Kai da also erspielt hat, bleibt abzuwarten.

Time for me to go.

Für einen Moment wird Sheriff Forbes für tot gehalten, was ebenfalls überraschend wenig emotional rüberkommt. Doch das liegt dann ja doch eher daran, dass sie nicht tot ist. Es bleibt noch etwas Zeit, sich zu verabschieden nachdem Carolines Fehler von Damon via Kai wieder gut gemacht worden ist. Auch hier fehlt die Spannung. Caroline versteigt sich in falscher Hoffnung, reagiert über, bringt ihre Mutter in Gefahr und am Ende scheint alles dann doch nur einen Sinn zu haben: Caroline und Stefan näher zueinander zu bringen. Nach überstandener Tortur bittet sie Stefan, sich um ihre Tochter zu kümmern wenn sie selbst nicht mehr da sein wird, es zu tun. So kann man eine Ehe auch arrangieren, indem man auf seinem Sterbebett um Beistand für die eigenen Kinder bittet.

Auch die andere Liebesgeschichte der Episode Prayer For the Dying kann nicht mit großer Emotionalität dienen. Elena und Damon geben ihr Comeback und selbst das wirkt wie mit der heißen Nadel gestrickt. Wobei man ja auch sagen muss, dass dieses Revival alles andere als eine Überraschung ist. Früher oder später musste es ja so kommen, doch die Begründung, die Elena gibt, kommt dann doch ein bisschen aus dem Nichts. Die Erkenntnis, dass das Dasein endlich ist, bringt sie dazu, keine Zeit mehr verschwenden zu wollen. Für jemanden, der unsterblich ist, sind das ungewöhnliche Gedankengänge. Dass Elena ihre eigene Unsterblichkeit in dieser kleinen Rede quasi wegwischt, macht es nur noch schlimmer, wenn sie vorher sagt, dass das Leben zu kurz sei.

Fazit

Nun fühlt sich die Wartezeit bis zur nächsten The Vampire Diaries-Episode ganz schön lang an. Doch nicht weil Prayer For the Dying so spannend geendet hätte, sondern weil man diese Episode schnellstmöglich wieder vergessen sollte und eine weitere Episode würde das einfacher machen.

Promo zur Episode „The Day I Tried To Live“ (6x13) der US-Serie „The Vampire Diaries“: