Sicherheitsexperte soll Flugzeuge gehackt haben und wird angeklagt

In den USA läuft es auf eine tiefergehende Auseinandersetzung zwischen einem Experten für IT-Sicherheit und der US-Bundespolzei FBI hinaus. Ersterer beklagt die Unsicherheit der Elektronik in Flugzeugen, während die Behörde ihm kriminelles Eindringen in die Systeme und eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit vorwirft.

Infografik: Handy-Nutzung im FlugzeugHandy-Nutzung im Flugzeug
Chris Roberts war vor einigen Wochen auf einem Flughafen festgenommen worden. Die Behörden wurden nach Angaben der FBI-Akte zu dem Fall dadurch alarmiert, dass der Beschuldigte während des Fluges auf Twitter darüber gesprochen haben soll, sich in die Systeme des Flugzeugs zu hacken. Am Airport wurde mitgeführte Elektronik - Notebook, Smartphone und externe Festplatten - beschlagnahmt. Inzwischen wurde Anklage wegen Computerkriminalität erhoben, berichtet CNN.

Vernehmungsprotokollen zufolge soll Roberts eingeräumt haben, in den Jahren 2011 bis 2014 bereits 15 bis 20 Mal in die Entertainment-Systeme eingedrungen zu sein. Von da aus soll es ihm auch möglich gewesen sein, zu den kritischeren Modulen vorzudringen. So sei er an einem Punkt gewesen, an dem er dem Triebwerk ein "CLB"-Kommando geben konnte, das die Maschine dazu gebracht habe, weiter aufzusteigen. Die Folge war, dass das Flugzeug in Schräglage ging.

Alles falsch dargestellt?

Roberts selbst reagierte ziemlich verwundert auf die Anklage. Ihm sei es bei seiner Beschäftigung mit Flugzeug-Elektronik stets nur darum gegangen, die Sicherheit der Systeme zu verbessern. Die Ermittler, hätten nun aber die Arbeit von fünf Jahren auf einen Absatz eingedampft, der einen völlig falschen Eindruck hinterlässt.

Auch bei verschiedenen Beweisanträgen hätten die Ermittler sich ihre Version der Geschichte herbeikonstruiert. So habe man bei Roberts beispielsweise ein modifiziertes Ethernet-Kabel gefunden, mit dem man über einen Anschluss an einer Box unter dem jeweiligen Sitz im Flieger eine Verbindung zum Entertainment-System herstellen konnte. Schäden an einem solchen Port nahm man als Beweis hin, dass er es tatsächlich versucht habe. Roberts bestreitet allerdings, auf dem fraglichen Flug eine Verbindung hergestellt zu haben.

Bei den Flugzeugherstellern dürfte die Sache für wenig Freude sorgen - egal, welche Seite sich nun mit ihren Argumenten durchsetzen kann. Boeing betonte, dass die Entertainment-Systeme von den Systemen zur Navigation und Flugkontrolle getrennt seien. Allerdings handelt es sich hier heutzutage häufig nicht mehr um wirklich getrennte Geräte - stattdessen laufen beide auf dem selben Zentralsystem, nur in jeweils eigenen virtuellen Maschinen. Diese verfügen untereinander auch meist über eine Datenverbindung, um Standortinformationen für die Fluggäste bereitzustellen. Aus Kostengründen wird hier auf den Einbau eines gesonderten GPS-Moduls für das Entertainment-System verzichtet.

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