8. IT-Gipfel der Bundesregierung: Deutschland ist Industrie 4.0

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel eröffnete in Hamburg den 8. IT-Gipfel. Die Großveranstaltung steht ganz im Zeichen der Digitalen Agenda der Bundesregierung.

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  • Detlef Borchers
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Durch den digitalen Wandel und den Sprung zur Industrie 4.0 veränderten sich alle Arbeitsplätze, ohne dass man Angst haben müsse, versicherte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel zur Eröffnung des 8. IT-Gipfels der Bundesregierung

(Bild: heise online / Detlef Borchers)

Wenn Deutschland seine Kernkompetenz aus der analogen Zeit ins digitale Zeitalter übertragen kann, wird mit der Industrie 4.0 ein Exportschlager entstehen, der 20 Prozent Wachstum für das nächste Jahrzehnt garantieren kann.

Dies erklärte Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel zur Eröffnung des 8. IT-Gipfels, auf dem die Bundesregierung in Hamburg mit Vertretern der IT-Branche über Chancen und Probleme des digitalen Wandels berät. Gabriels Ministerium will den Prozess, mit dem Deutschland ins digitale Zeitalter transformiert, mit Fördermitteln von 430 Millionen Euro bis 2018 unterstützten.

Als erstes Zukunftsprojekt würden 50 Millionen in die "Smart Service Welt" gesteckt und fünf "Kompetenzzentren Industrie 4.0" aufgebaut, in denen sich kleine und mittlere Unternehmen (KMU) über den digitalen Sprung informieren können. Dabei veränderten sich fast alle Arbeitsplätze, ohne dass man Angst haben müsse: "Vom alten Mechatroniker zum modernen Infotroniker geht die Entwicklung in der Arbeitswelt", erklärte Gabriel. Er kündigte zudem an, dass man über einen Startup-Fonds, über Steuererleichterungen für Startups und passende Regelungen für Verlustvorträge nachdenke. Außerdem befinde man sich in Gesprächen mit der deutschen Börse, um eine Börse 2.0 für diese aufstrebenden Unternehmen zu gründen.

20 Prozent Wachstum: Das soll laut dem Bundeswirtschaftsminister der Exportschlager "Industrie 4.0" bringen

Die Industrie 4.0 lebe davon, dass in Deutschland alles zusammenkommen kann, der starke Maschinenbau mit der Experimentierfreude junger Unternehmen. Hier müsse auch die Bildung mitspielen. Informatik als Pflichtfach und "Programmieren als zweite Fremdsprache" müssten Deutschlands gute Ausgangslage im oberen Mittelfeld verbessern.

In der Pressekonferenz nach seiner Gipfeleröffnung musste Gabriel vor allem zur Frage der Netzneutralität Stellung nehmen. Er bezeichnete sie als grundlegende "Freiheit im Netz", zu der es aber gehören müsse, dass bestimmte Datenpakete eine andere Geschwindigkeit haben müssten. Als Beispiel nannte Gabriel die Medizintechnik, bei der Operationen über das Netz eine besonders kritische Anwendung darstellten.

"Ich wünsche mir keine ideologiegeschwängerte Debatte, sondern einen kritischen Blick, was Spezialdienste brauchen", erklärte Gabriel. Auch die Frage des Datenschutzes müsse angstfrei geklärt werden. Bitkom-Präsident Dieter Kempf ergänzte, dass dieser Datenschutz zeitgemäßer als Datensouveränität definiert werden müsse. Jeder Netznutzer müsse souverän entscheiden können, wem er seine Daten gebe.

Er wünsche sich "keine ideologiegeschwängerte Debatte", erklärte Gabriel zu Fragen über die Netzneutralität und erledigte sie mit Verweis auf Medizintechnik

(Bild: heise online / Detlef Borchers)

Was Datenqualität ausmachen kann, erfuhren die Gäste des IT-Gipfels am eigenen Leibe, als eine ruckelnde Videoschaltung mit miserabler Sprachqualität zur Konferenz der deutschen Maschinenbauer in Berlin zustande kam. Die Maschinenbauer reklamierten für sich gleich einmal die Führungsrolle bei der Industrie 4.0.

Einen Auftritt eigener Art hatte Verkehrs- und Breitbandminister Alexander Dobrindt, der ein Plädoyer für die digitale Datenautobahn hielt und dies wortwörtlich meinte: Datendienste auf dem Testfeld der deutschen Autobahnen würden die deutschen Automobilbauer an die Spitze der Branche katapultieren. Dobrindt plädierte für eine Technik der "Datenveredelung" in einem Deutschland, das nicht zum "Datensteinbruch ausländischer Konzerne" werden dürfe. (jk)